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HAMMELBURG: „G'schafft isses!“: Über 1000 Gäste im alten Gefängnis

HAMMELBURG

„G'schafft isses!“: Über 1000 Gäste im alten Gefängnis

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    In der Stadtpfarrkirche mussten zunächst symbolisch Reste der Baustelle aus dem Weg geräumt werden, bevor Pfarrer Michael Sell sagen konnte: „G'schafft isses!“ Die Freude teilten mit ihm einige Konzelebranten, die in besonderer Weise mit der Hammelburger Pfarrgemeinde verbunden sind oder den steinigen Weg in den letzten Jahren miterlebt und mitgetragen hatten: Monsignore Karlheinz Frühmorgen, Militärpfarrer Stephan Frank, die ehemaligen Kapläne Stefan Michelberger und Uwe Hartmann sowie Pfarrvikar Jaroslaw Woch, Kaplan Johnson Thottathil und Diakon Kim Sell.

    „Menschen brauchen Treffpunkte“, sagte Pfarrer Michael Sell in seiner Predigt, „und manchmal auch geschützte Räume.“ Das Pfarrzentrum sei kein Denkmal des Pfarrers, sondern ein Projekt aller, ein Raum der Gemeinde, ein Haus für Frauen und Männer, für Jung und Alt, für Gesunde und Kranke – alle gehörten dazu. Grüße überbrachte er vom früheren Stadtpfarrer Josef Treutlein, der an diesem Tag verhindert war, und von Schwester Johannita Sell.

    Begleitet von den Klängen der Stadtkapelle Hammelburg zogen die Gottesdienstbesucher dann hinüber, um das umgewidmete Gebäude einzuweihen. Die anwesenden Ehrengäste durchtrennten das rote Geschenkband, das ums gesamte Pfarrzentrum gespannt war. Die Segnung erfolgte in ökumenischer Verbundenheit. Pfarrer Robert Rüster wies auf drei Stühle hin, die die evangelische Schwestergemeinde St. Michael gespendet hatte. „Nehmt sie, um euch zusammenzusetzen – auch mit uns, der evangelischen Gemeinde“, ermunterte er zum weiteren guten ökumenischen Miteinander und wünschte Gottes reichen Segen.

    Zum Schmunzeln regte das Lied des Kirchenchores an, das da lautete: „Ich hab‘ gebaut, und das ist wahr, jetzt hör‘ ich auf, das Geld ist rar.“ Es folgten Grußworte. Landrat Thomas Bold benannte den „einzigartigen Akt der Resozialisierung eines Gebäudes“, das durch die Umwidmung vom Gefängnis zum Pfarrzentrum jetzt einen „Beitrag zur Sozialisierung“ leiste. „Respekt – es ist gut gelungen!“, rief Bürgermeister Ernst Stross aus. Er nannte das Pfarrzentrum ein „Zeichen von Leben in christlicher und weltoffener Verbundenheit“. Bezirksrätin Karin Renner stellte das Unverwechselbare dieses Baus heraus.

    MdB Hans-Josef Fell resümierte, dass es eine „schwere Geburt“ gewesen, aber doch „ein prächtiges Kind herausgekommen“ sei. Er bedauerte, dass keine emissionsfreie Heizung eingebaut worden sei, und wünschte sich hier eine Nachrüstung. Darauf antwortete Archtitekt Ruthard Vogel von der SBW Würzburg direkt: Alle Vorbereitungen seien getroffen, um später nachrüsten zu können, sobald es die finanzielle Situation erlaube.

    Bezirksrätin Adelheid Zimmermann zeigte sich begeistert von der „Qualität“, die schon die Einladung ausgestrahlt habe. Herbert Stamm vom Caritasverband freute sich über die gute Nachbarschaft und betonte die gemeinsame Sorge um den Menschen. Für den Hauptgeldgeber, die Bischöfliche Finanzkammer Würzburg, überbrachte Sebastian Trunk die Glückwünsche. Er dankte für die kreativen Ideen, mit denen in der Pfarrei Geld gesammelt worden sei. Er dankte aber auch allen anderen an der Finanzierung Beteiligten wie der Stadt Hammelburg, der Regierung von Unterfranken, dem Bayerischen Staatsministerium, der Bayerischen Landesstiftung. Und er dankte den Kirchensteuerzahlern, die den großen Beitrag der Diözese von 640 000 Euro erst möglich machten.

    Architekt Ruthard Vogel dankte Pfarrer Michael Sell für die fruchtbare Zusammenarbeit sowie die immense Eigenleistung von mehr als 2000 Stunden durch freiwillige Helfer. Er überreichte schließlich den Schlüssel an den Hausherrn. Kirchenpfleger Jürgen Wagenpfahl brachte nach altem Brauch Brot und Salz mit. Die Menschen sollten nun dem Haus die Würze geben, wünschte er. Stellvertretend für alle Helfer und Mitstreiter übergab Pfarrer Michael Sell an Baubeobachter Reiner Reuß, an Küster Franz-Josef Schneider und seinen Assistenten Michael Brendan sowie an Kirchenpfleger Jürgen Wagenpfahl und Pastoral-Referent Malte Krapf einen Spielzeugbagger, damit sie nun „noch ein bisschen weiterbauen“ können. Krapf musste mit Krücken mitfeiern, denn er hatte sich bei der Vorbereitung des Festes verletzt. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Reinhard Beichel rief in seinem Schlusswort die Anwesenden dazu auf, dieses Haus anzunehmen. „Erfüllt es mit Leben, denn es gehört euch!“

    Mit einem Lied der Pray Brothers schloss der offizielle Teil, das fröhliche Fest konnte beginnen. Die Besucher folgten zahlreich der Aufforderung, das Haus in Besitz zu nehmen, und inspizierten es vom Keller bis zum Dachboden, inklusive der beiden Musterzellen im ersten Stock. Für Bewirtung war während des ganzen Tages bestens gesorgt, so dass das harmonische Miteinander bis in die Abendstunden andauerte. Musikalisch gestaltet war der Nachmittag zunächst von der Stadtkapelle, dann folgten Live-Musik mit Friedbert Heckmann, Klassik mit Klara Merz und Marcus Drescher sowie zum Ausklang jazzige Klänge des Duos No Noise.

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