Zum Anfang stand das Schlangestehen: Vor der Eröffnung des Fachmarktzentrums in der Kissinger Straße gegen 7.30 Uhr fanden sich engagierte Schnäppchenjäger ein, um sich eine günstige Ausgangsposition bei Öffnung der Türen um 8 Uhr zu verschaffen. Das Warenangebot an ungewohnter Stelle sorgte für reichlich Gesprächsstoff und machte manche Diskussionen über die Ausmaße des 3,8 Millionen-Euro-Projektes neben dem Friedhof vergessen.
Einen Festakt für geladene Gäste und Segnung der Flächen (Lidl 900 Quadratmeter), Textilfilialist AWG (800 Quadratmeter), Schuh-Kette Deichmann (430 Quadratmeter), gab es bereits am Vorabend. Bei Sekt und Häppchen zeigten sich die Besucher angetan über die Architektur der Bäckerei Pappert (177 Quadratmeter). Bauherr Patrick Bindrum dankte für den unfallfreien Verlauf der Bauarbeiten und die Unterstützung vieler. „Das hat Spaß gemacht und macht vielleicht Mut für Weiteres“, bilanzierte er. Um Gottes Segen für das Projekt baten die Geistlichen Christian Müssig und Reinhart Wolf (Züntersbach). Müssig warb mit dem Gleichnis von den Talenten zur Nutzung der eigenen Gaben: „Sonst gäbe es heute keine Kulturlandschaft, wir säßen noch im Urwald.“ Dank gelte allen, die Wagnisse auf sich nehmen. Mit dem Näherrücken von Märkten an das Zentrum seien Hoffnungen auf eine Attraktivitätssteigerung der Altstadt verbunden.
Als bemerkenswerten Blickpunkt am östlichen Teil der Altstadt bewertete Bürgermeister Ernst Stross den Komplex. Erst durch dessen Verwirklichung sei vielen die Größe der bisherigen Brache zwischen Kissinger Straße und Friedhof bewusst geworden. Stross ging auf die Ungewissheit vieler alteingessener Geschäfte ein, wie sich die Kundenströme in Zukunft bewegen „Man kann nur das beste hoffen und um ein gutes Miteinander bitten“, so Stross. Gespannt sein dürfe man, was mit dem jetzt leerstehenden Lidl-Markt in der Fuldaer Straße und dem bisherigen Deichmann im E-Center passiere.
„Glückwunsch, dass hier mitten im Zentrum was angesiedelt worden ist“, gratulierte Landrat Thomas Bold. Die Märkte böten sich an ihren Platz auch als Kommunikationsstätte an. „Man findet immer jemanden, der es besser weiß“, spielte Bold auf Diskussionen im Vorfeld an. Bold zitierte auch den Kreisbaubaumeister: „Architektur ist langweilig oder man spricht darüber.“
René Guth, Immobilienleiter von Lidl, ließ erkennen, dass man seit Ansiedlung des Discounters in Hammelburg 1991 und zwei Umzügen nun wohl seinen endgültigen Standort gefunden habe. Das Warenangebot behalte seinen Umfang bei, allerdings könne es ansprechender präsentiert werden. Außerdem werde den Mitarbeitern die Arbeit erleichtert, weil etwa Getränke direkt von den Paletten verkauft werden.
Zusammen mit Heiko Kohrt, dem Tafel-Beauftragten von Lidl, überreichte Guth symbolisch einen von 100 Eimern voller Lebensmittel an Winfried Benner, den Hammelburger Tafelvorsitzenden. Er warb außerdem für die Tafel-Taste am Pfandautomaten, über den das Rückgeld der Tafel gespendet werden kann.
Bezirksverkaufsleiter Markus Jung von der Textil-Filialkette AWG („Alle werden glücklich“) freute sich über den Lückenschluss zwischen Gemünden und Bad Kissingen in dem 240 Läden umfassenden Netz des ursprünglich aus dem Schwäbischen stammenden Unternehmens.
Nach dem Umzug aus dem E-Center freuen sich die Deichmann-Angestellten über die angenehme Atmosphäre in ihren Räumen. In der jüngsten von 1000 Filialen der Schuh-Kette in 20 Ländern gibt es eine Klimaanlage und ein aktuelles Ladenkonzept, dass den Aufbau der Waren erleichtert, erläuterte Bezirksleiterin Ramona König.