(st) Ein ziemlich bemerkenswertes Erlebnis hatte kürzlich Familie Schneider aus Modlos: „Hallo liebes Mainpost-Team. Unser Kater überraschte uns heute mit einer besonderen Beute – wie die Internetrecherche ergab, handelte es sich um eine kleine Kreuzotter“, schreibt Denise Schneider. Aufmerksam geworden sei sie durch diverse Artikel dieser Zeitung zum Thema Kreuzottern. „Wir möchten nun auch einen Beitrag dazu leisten.“
Verwundert waren die Schneiders, weil ihres Wissens die giftigen Schlangen nur in der Hochrhön vorkommen. Doch ihr 20 Zentimeter langer Fund belege, dass es Kreuzottern sogar in Modlos gebe: „Wir haben die Schlange – die sich bis auf gelegentliches Züngeln tot stellte – im Wald wieder freigelassen“, schreibt Denise Schneider.
Allerdings scheint das Internet die Familie Schneider falsch informiert zu haben. Die Main-Post hat das von Schneider gemachte Foto an Ingo Queck von der Bad Brückenauer Ortsgruppe des Bund Naturschutz geschickt. Er identifizierte die vermeintliche Kreuzotter als völlig ungefährliche Schlingnatter.
Deutlichstes Unterscheidungsmerkmal sei, dass Kreuzottern geschlitzte Augen, die Schlingnatter aber eher rundliche Pupillen, habe: „Beide können unangenehm zubeißen. Aber die Schlingnatter hat keine Giftzähne.“
Die Augen der Schlange sind auf Schneiders Foto nicht sehr deutlich zu erkennen. Aber: „Die großen Hornschuppen auf dem Kopf weisen das gefundene Tier als Schlingnatter aus“, schreibt Ingo Queck.
Die Zeichnung der Schlangenhaut sei kein besonders gutes Merkmal, „da variabel und bei sehr dunklen Tieren kaum zu erkennen“. Im gezeigten Bild sehe man weitgehend nur die Unterseite, also breite Hormplatten, auf denen sich das Tier fortbewege. Was von der Rückseite zu sehen wäre, sei eher typisch für die Schlingnatter als für die Kreuzotter.
Beide Arten werden laut Queck oft verwechselt beziehungsweise viele Schlingnattern für Kreuzottern gehalten. Beide Reptilien legten keine Eier, sondern brächten lebende Jungen zur Welt.
Also Fehlanzeige bei den Kreuzottern in Modlos? Ingo Queck vermag es nicht zu sagen. Kreuzottern bevorzugten kühlere, verstecktere Habitate in Flach- und Hochmooren, verbuschten Feuchtwiesen sowie bebuschten Heide- und Magerrasen. Schlingnattern fühlten sich eher in entsprechend gestalteten Gärten und in Siedlungsnähe wohl als die Giftschlange.
Allerdings: Auch bei Modlos gibt es magere Buntsandstein-Flecken. Vielleicht fängt Schneiders Kater bald doch eine echte Kreuzotter.