Honig ist gut gegen Erkältungen, Weihrauch nützlich bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Myrrhe hilft bei bakteriellen Problemen im Mund genauso wie bei Verdauungsstörungen. Und Kapuzinerkresse ersetzt Antibiotika bei Atemwegsinfektionen und Blasenentzündungen. Gegen jedes Zipperlein ist bekanntlich ein Kraut gewachsen, das wussten bereits unsere Altvorderen. Der Bad Bockleter Mikrobiologe Dr. Gero Beckmann, der beim Institut Romeis in Oberthulba arbeitet, ist nun ausgezogen, Krankheitserregern mit Naturkraft abermals das Fürchten zu lehren.
„Es macht absolut Sinn, sich mit natürlichen Alternativen zu beschäftigen“, sagt Beckmann. Mit seinen Studien belegt er den medizinischen Nutzen von Mitteln, die die Natur bereitstellt. Mit Homöopathie, die eine möglichst hohe Verdünnung von Wirkstoffen zum Prinzip hat, haben Beckmanns naturheilkundliche Untersuchungen aber nichts zu tun.
Seine neueste, eben erst abgeschlossene und noch nicht veröffentlichte Studie hat sich mit der Wirkung eines Mundsprays befasst, das unter anderem Myrrhe und ätherische Öle enthält. Das Spray soll Menschen mit Entzündungen im Mund und vor allem auch Zahnprotheseträgern helfen. „Ein Gebiss zu tragen ist immer auch mit Schamfaktoren verbunden“, sagt Beckmann. Deswegen würden Betroffene etwa bei nicht verheilen wollenden kleinen Wunden und Druckstellen durch das Tragen eines Gebisses oft nur zögerlich Hilfe suchen.
Abhilfe könnte laut Beckmann eine myrrhehaltige Tinktur schaffen. Die würde auch gleich noch gegen Mundgeruch verursachende Bakterien helfen. Das Naturheil-Mundspray auf Myrrhebasis, das Beckmann getestet hat, wirkt sich nach seiner Studie deutlich antimikrobiell aus. Als weitere Inhaltsstoffe enthält das Mittel Blutwurz, die aus Südamerika stammende Ratanhia-Wurzel sowie ätherische Öle aus Eukalyptus, Menthol und Pfefferminz.
Beckmann hat auch schon die Wirkung von Honig wissenschaftlich unter die Lupe genommen. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass Honig antibakterielle Wirkungen entfaltet. Denn die pflanzlichen ätherischen Öle sowie Reste des Bienenharzes Propolis machen gemeinsam Bakterien den Garaus. Deswegen hilft Honig auch bei Erkältungen. Aber Beckmann schränkt ein: „Gegen Viren hilft Honig nicht.“ Wenn die Nase also noch klar tropft, vermag der Honig nicht viel, wenn die Erkältung dagegen bakteriell ist, könnte das Bienenprodukt die Genesung unterstützen.
Naturbelassener Honig sei dabei vorzuziehen, so Beckmann. Durch eine Nachbehandlung könnten sich die ätherischen Öle verflüchtigen. Generell gelte: „Je stärker und aromatischer ein Honig riecht, desto reicher an ätherischen Ölen ist er.“ Honig sollte auch nicht in zu heiße Getränke, da dabei die ätherischen Öle verdampfen.
Momentan ist Beckmann ganz fasziniert von der Wirkung der ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika stammenden Kapuzinerkresse. „Die Zunahme von Antibiotikaresistenzen sind dramatisch, vor allem durch den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung“, sagt er. Kapuzinerkresse und ihre bakterienbekämpfenden Eigenschaften könnten Bakterien abtöten, ohne dass Resistenzen entstünden, sagt Beckmann. Im Moment arbeitet er an einer Studie zu Präparaten aus Kapuzinerkresse.
Beckmanns Begeisterung für die essbare Pflanze aus der alten Klosterküche geht so weit, dass er an einem Buch mit Kapuzinerkresse-Rezepten arbeitet. Darin sammelt er etwa Rezepte für Pesto, Essig oder Suppen aus dem gerne als Gartenschmuck verwendeten Gewächs. Um seine Versuche durchführen zu können, legte Beckmann hinter dem Institut in Oberthulba extra ein Feld mit Kapuzinerkresse an. Andere Pflanzen, die Beckmann zum Verzehr empfiehlt, sind etwa geriebener Meerrettich, der durch das enthaltene Senföl gut gegen Bakterien wirkt. Das Gleiche gilt für Zwiebeln, Knoblauch und Lauch, die obendrein noch gegen Hefen und Schimmelpilze helfen. Man sollte sie aber nicht zu stark verkochen, da sonst die Senföle wegdampfen, rät Beckmann. Generell empfiehlt der Experte möglichst frisches und reifes Gemüse. Kräuter und Gewürze, zum Beispiel Thymian, Salbei und Nelken, Muskatnuss, Zimt, Pfeffer und Kurkuma wirken ebenfalls gesundheitsförderlich.