Das Gras hören Klaus und Christian Eisenhauer zwar noch nicht wachsen. Aber so dicht wie sie sind nur wenige an den unscheinbaren Pflänzchen dran: Vater und Sohn auf dem Aussiedlerhof in Hetzlos gehören zu den größten Grassamen-Anbauern in Bayern.
Zahlreiche Kollegen haben sich in den vergangenen Jahren aus dieser Sparte verabschiedet. Schlechte Ernten und niedrige Preise brachten fast keinen Erlös. In diesem Jahr wird der Durchhaltewillen der Eisenhauers belohnt.
Der Markt ist ziemlich leergefegt und jetzt auch das noch: „Eine hervorragende Ernte“, schwärmt Klaus Eisenhauer. Begünstigt durch die Trockenheit der vergangenen Wochen ging die Ernte mit dem Mähdrescher innerhalb einer Woche über die Bühne.
Was für den Grassamen gut ist, macht für das Getreide Kummer. Den letzten Niederschlag hat der 57-jährige Landwirt am 8. Juli in seinem Kalender vermerkt. Beim Getreide droht Notreife mit Ertragseinbußen.
Irgendwie ist dieses Jahr alles anders. Viel später als sonst hat heuer wegen der anhaltenden Kälte das Pflanzenwachstum begonnen. „Dafür sind wir vielleicht früher fertig als sonst“, blickt der 23-jährige Sohn Christian mit ein bisschen Sorge voraus.
„Das ist eine Wissenschaft für sich.“
Klaus Eisenhauer über den Anbau von Grassamen
Schön, dass der Grassamen deshalb unter Dach und Fach ist. Mit dem Mähdrescher war er in der vergangenen Woche von den Feldern geholt worden. Die Ernte dauerte halb so lang wie in den feuchten Vorjahren.
Auf 90 ihrer 450 Hektar großen Flächen baut die Familie Wiesenschwingel an. Wiesenschwingel ist eines der nährstoffhaltigsten Gräser zur Viehfütterung. Bayernweit wird speziell dieser Samen auf 200 Hektar Anbauflächen vermehrt. 700 Hektar Anbaufläche für Grassamen gibt es hier insgesamt, bundesweit sind es 29 000 Hektar, weiß Christian Eisenhauer aus einem Referat, das er auf der Meisterschule hielt.
„Das ist eine Wissenschaft für sich“, beschreibt Klaus Eisenhauer die Schritte zum Erfolg. Ausgesät wird das Gras ein Jahr vor der Ernte zusammen mit einer Deckfrucht. Das kann Mais, Erbsen, Hafer, Sojabohnen oder auch eine andere Frucht sein. Ist die Deckfrucht geerntet, gehören die Felder dem Gras. Bis zu drei Jahre lang kann dann der Grassamen geerntet werden. Anschließend werden die Pflanzen einfach untergepflügt.
Der Boden dankt diese Fruchtfolge. „Für die Humusbildung und gegen die Bodenerosion ist das ideal“, sagt Klaus Eisenhauer. Allerdings seien die Versuche für möglichst gute Ergebnisse noch nicht abgeschlossen.
„Es wollen immer mehr Landwirtschaft studieren.“
Christian Eisenhauer zum steigenden Interesse an seinem Beruf
„Hafer ist die beste Deckfrucht“, hat Christian Eisenhauer herausgefunden. In der Facharbeit zu seiner Meisterprüfung im vergangenen Jahr hat er seinen umfangreichen Versuchsanbau hinter dem elterlichen Hof ausgewertet.
Aber es gibt wie immer in der Natur etliche Variablen: etwa trockene Aussaatjahre, in denen das Gras der Deckfrucht Wasser und Nährstoffe nimmt. Oder zu viele artenfremde Gräser in der Fläche.
„Die Kontrollen sind streng“, sagt Klaus Eisenhauer. Nachgeschaut wird vom Landeskuratorium Pflanzen. Sind zu viele Fremdarten vorhanden, müssen sie mit der Hand herausgemacht werden. Dies komme zum Glück selten vor, meint Eisenhauer erleichtert.
Rund zehn Traktorgespanne voll mit Grassamen liefert der Hetzloser Betrieb dieser Tage an die Bayerische Futtermittelbau GmbH nach Schwebheim.
Gekrönt wird das gute Jahr von einem anderen Erfolg. Christian Eisenhauer hat nach der Meisterschulung jetzt auch das Schuljahr zum Agrarbetriebswirt in Triesdorf hinter sich. Ein weiterer Schritt zur Sicherung des heimischen Betriebes. Dieser ist der letzte landwirtschaftliche Haupterwerbsbetrieb in Hetzlos, neben zwei noch bestehenden Nebenerwerbsbetrieben.
Allerdings gibt es auch Hoffnung: „Es wollen wieder mehr Landwirtschaft studieren“, freut sich Christian Eisenhauer. Gegen Ende seiner Schulzeit im M-Zug sei das Image des Landwirts viel schlechter gewesen. Interesse an dem Beruf habe kaum jemand gehabt. Und er habe sich wegen seiner Herkunft als „Bauer vom Dorf“ gefühlt. Dabei sehe er für sich und seine Kollegen in der Landwirtschaft gute Perspektiven in einem attraktiven Umfeld.