Der Feind sitzt im Gebüsch in gut 800 Meter Entfernung. Die eigenen Truppenteile haben sich schon zurückgezogen und die Scharfschützen sollen jetzt dem Feind das Nachrücken erschweren. So lautet der klassische Auftrag für Scharfschützen und das war auch die Ausgangslage für die 14 Teams, die sich an dem Scharfschützen-Wettkampf in Hammelburg beteiligten.
Zum ersten Mal wurde auf dem Truppenübungsplatz so ein Wettbewerb veranstaltet, der als Vorentscheid für den internationalen Scharfschützen-Wettkampf im August ebenfalls in Hammelburg diente. Fünf Mannschaften konnten sich qualifizieren, die Hammelburger Jäger haben es nicht geschafft. Sie belegten am Ende Platz neun.
"Der Einsatz von Scharfschützen hat zunehmend an Bedeutung gewonnen, auch bei der Luftwaffe und bei der Marine", begründet Oberstleutnant Herbert Ender die Intention zu diesem Wettkampf. Durch ihre Fähigkeit, sowohl gegnerische Ziele zu suchen als auch Objekte und Personen zu sichern, seien Scharfschützen besonders für Einsätze in Krisenregionen wie Afghanistan geeignet. Scharfschützen überwachen hier Grenzregionen oder Stadtgebiete.
Bundeswehr-Scharfschützen sind aber keine Ballermänner. Ziel ist es, möglichst wenig Munition zu verbrauchen, indem präzise und sicher geschossen wird. So gibt es beim Wettkampf Pluspunkte für jeden nicht verbrauchten Schuss Munition. "Der Wettkampf ist eine große Herausforderung für die Scharfschützen", unterstreicht Oberstleutnant Ender die Schwierigkeit der drei Disziplinen. So mussten nicht nur Ziele auf Entfernungen bis zu 1000 Meter erfasst, sondern auch auf bewegliche Ziele geschossen werden. Dabei galt es für den Schützen, die Entfernung und den Wind ohne Hilfsmittel zu berechnen. Erschwerend hinzu kam, dass jedes Ziel nur zweieinhalb Minuten zu sehen war und manchmal nur als kleiner Punkt.
Jeder Scharfschütze hat deshalb einen Beobachter an der Seite, der mit dem Fernglas das gesamte Gelände im Blickfeld hat. Alles, was sich im Bereich von 400 bis 1000 Meter bewegt, nimmt der Scharfschütze mit dem G 22 ins Visier. Ziele in näherer Entfernung übernimmt der Beobachter, der mit einem G 36 ausgerüstet ist.
"Wir haben nur drei Ziele stehen lassen", ist das Scharfschützenteam vom Gebirgsjägerbataillon 571 aus Schneeberg zufrieden mit seiner Leistung. Die beiden Soldaten kommen regelmäßig zum Üben auf den Hammelburger Truppenübungsplatz, der neben Bayreuth das einzige Trainingsgelände für Scharfschützen bietet. Die Infanterieschule ist auch die einzige Ausbildungsstätte für alle Scharfschützen der Armee. Hier finden auch die Sonderlehrgänge für Scharfschützen vor einem Auslandseinsatz statt.
"Das internationale Interesse an dem Scharfschützen-Wettkampf ist groß", verweist Oberstleutnant Ender auf die bereits zahlreich eingetroffenen Anmeldungen für den Wettkampf im August. Mit dabei seien die Briten, Franzosen, Amerikaner, Schweden und Polen. Nur als Beobachter allerdings können die Niederländer und Schweizer teilnehmen, weil deren Scharfschützen mit anderen Kaliber schießen.
Der Wettkampf diene auch dem Erfahrungsaustausch. Das sei wie ein großes Szenetreffen, meinen die beiden Schneeberger Scharfschützen, "da trifft man alte Bekannte wieder".