Eingeladen zu dieser Krönung hatte das Städtische Weingut 20 Weinkennerinnen und Weinkenner aus ganz Deutschland. Hamburger Dialekt war zwischen den Rebreihen ebenso zu vernehmen wie badischer Tonfall oder Hessisch. Ausgerüstet mit Leseschere und Eimer, die Füße in Gummistiefeln, verteilten sich die Hobby-Winzer auf ein Weinbergsstück am Schlossberg. Was sie da eigentlich von den Reben schnitten, das erfuhren die Teilnehmer der Kulinarischen Weinlese von Kellermeister Martin Warmuth: "Geerntet wird Müller Thurgau, der mit 90 Grad Öchsle Spätlese-Qualität hat."
Pünktlich zum Lesebeginn waren die letzten Regentropfen vom Himmel gefallen. Nun tauchte die Sonne den Weinberg in leuchtende Gelb- und Grüntöne.
Mit der Arbeitsmoral konnte Martin Warmuth zufrieden zu sein: "Tüchtig seid ihr", lobte er seine Mannschaft, die sich zügig den Weinberg hoch arbeitete. Eimer um Eimer füllte sich mit reifen Trauben. Und den Teilnehmern schien die Arbeit Freude zu machen. "Es ist anstrengend, macht aber unheimlich Spaß", berichtet Peter Clouth, der schon im letzten Jahr dabei war. Eine Reihe weiter bearbeiteten Victoria Bösch und ihr Ehemann Kai-Ullrich die Reben, welche die Karten für die Kulinarische Weinlese geschenkt bekommen haben. Sie freuen sich vor allem darüber, dass sie sich hier ganz von Kindern und Haushalt erholen können. "Einen Tag freiwillig Wein lesen ist toll, aber immer möchte ich das auch nicht machen", meint die junge Frau.
Anstrengend ist die Weinlese auf jeden Fall: die Finger kleben und der Schweiß steht allen auf der Stirn, denn die beiden großen Eimer füllen sich auf dem Weg nach oben und werden immer schwerer.
Doch ihre Belohnung haben die Hobby-Winzer schon vor Augen: Kellermeister Warmuth hatte mit seinen Helfern auf dem Weinbergsweg eine Brotzeit-Tafel aufgebaut, die der Bezeichnung Kulinarische Weinlese alle Ehre machte. Bei Käse- und Wurstspezialitäten und natürlich Wein und Federweißem wurden die Kräfte aufgefrischt, so dass es am Nachmittag mit dem Keltern der gesammelten Weintrauben weitergehen konnte. Doch der Höhepunkt des Tages sollte noch folgen: Edle Saalecker Weine durften im Restaurant Schloss Saaleck im Rahmen einer kulinarischen Weinprobe gekostet werden. Sie begleiteten ein 7-Gänge-Menü, zubereitet von Ewald Hupp, dem Chef der Schlossküche. So konnten die Teilnehmer, die am Freitag schon das Saalecker Wein- und Federweißenfest besucht hatten, auf ein arbeits- und ereignisreiches Wochenende zurückblicken. Und Kellermeister Martin Warmuth darf sich sicherlich über eine Reihe neuer Stammkunden für das Städtische Weingut freuen.