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HAMMELBURG: Hammelburg zu Füßen

HAMMELBURG

Hammelburg zu Füßen

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    Überblick: Mit seinem Gleitschirm genießt Alfred Ruppert die Aussicht über Hammelburg.
    Überblick: Mit seinem Gleitschirm genießt Alfred Ruppert die Aussicht über Hammelburg. Foto: Foto: Alfred Ruppert

    Südostwind. Darauf haben die Saaletalflieger wochenlang gewartet. Seit Tagen ist es bunt am Himmel über dem Ofenthaler Berg. Zahlreiche Vereinsmitglieder drehen dort mit dem Gleitschirm ihre Runden. Lassen sich durch den anliegenden Hangaufwind an der Bergkante entlang tragen oder finden Anschluss an die Thermik, die bei guten Bedingungen bis in 3000 Meter Höhe trägt. Wer genügend Höhe hat, geht auf Strecke, hangelt sich von Aufwind zu Aufwind. Flüge über 100 Kilometer hat es in dieser eher mäßigen Saison vereinzelt auch schon gegeben.

    Man muss aber gar nicht weit weg fliegen, um die Heimat aus ungewohnter Perspektive zu erleben. Ein beeindruckendes Bild aus 1000 Metern Höhe über dem Seeshofer Tal hat Alfred Ruppert bei einem seiner jüngsten Flüge geschossen.

    Großes Aufheben möchte der Fotograf um sich nicht machen. Der fliegerische Werdegang des 68-Jährigen ist aber spannend. Er ist einer der Ersten, wenn nicht sogar der erste überhaupt, der die Hänge um Hammelburg für das Gleitsegeln entdeckte. In den späten 1980er Jahren war das.

    Die Schulung und das Flugscheinwesen steckte noch in den Kinderschuhen. „Die Schirme waren mit den heutigen gar nicht vergleichbar“, erinnert sich Ruppert. Der begeisterte Alpinist fand Gefallen an dem Fluggerät, weil er nach Bergbesteigungen gelenkschonend zu Tale gleiten wollte.

    Dieses Gleiten war bei den frühen Schirmen schnell vorbei. „In einer Minute war ich wieder unten“, beschreibt er seine ersten Flüge vom Hammelberg. Dann ging es zu Fuß wieder nach oben. Der gebürtige Hammelburger arbeitete damals in Aachen und nutze Heimatbesuche für sein Hobby. Seinen Höhenflugkurs absolvierte Ruppert 1989 in den Alpen. „Von der Rampe am Tegelberg kostete das Überwindung“, räumt er ein. Zumal damals, anders als heute, kein Rettungsschirm und kein Rückenprotektor an Bord waren. Man saß nur auf einem Sitzbrett, einer Art besseren Kinderschaukel.

    „Etwas naiv“, nennt der aktive Rentner seine damaligen Ansätze mit 44 Jahren. Angst hatte er keine, höchstens davor, mit der Vielzahl der Leinen nicht zurechtzukommen. So stürzte sich Ruppert vom Drachenfliegerstartplatz in die Tiefe. Bis er einen kleinen elterlichen Weinberg an der Hammelburger Leite rodete. Mehrere hundert Abgleiter – Flüge knapp über dem Hang – absolvierte er hier in den Anfangsjahren, weil die Schirme Thermik und Aufwind noch nicht wie heute nutzen konnten. Erst langsam entwickelten sich die Geräte. Heute taugen sie für stundenlange Flüge. Mittlerweile ist sogar Zeit, unterwegs zu fotografieren. 1236 Flüge hat Ruppert inzwischen in seinen Flugbüchern stehen, darunter auch einen wunderschönen Nachtflug in Rio mit Landung am beleuchteten Strand in Erinnerung geblieben. Der Misereor-Mitarbeiter für Südamerika erkundete auch andere Berge des Kontinents. Zermatt mit dem Matterhorn als Blickfang , das Berner Oberland und die Dolomiten aus der Luft sind ihm ebenfalls unvergesslich. Als „Himmelsgeschenk“ sieht es der Pilot, mit Adlern oder Bussarden zu kreisen. Über 100 Berge in zehn Ländern hat er beflogen.

    Nicht missen möchte Ruppert die Kameradschaft unter den Fliegern. So hat er bei den Saaletalfliegern die „RentnAir“ mit aus der Taufe gehoben. Er gibt auch seine Flugerfahrung weiter. So rät er, möglichst beim sichereren Anfängerschirm zu bleiben. „Problematisch kann es sein, wenn das Fliegen zum einzigen Hobby wird, dann kann es vom Traum zum Alptraum auch für die Familie werden“, fügt er an. Beim Warten auf passenden Wind kann viel Zeit vergehen und Frust aufkommen.

    Deswegen ist der aktive Rentner genauso gerne zu Lande unterwegs. Aus Überzeugung für die Umwelt radelt er viel, auch zum Startplatz.

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