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OBERERTHAL: Harte Arbeit, aber kein Stress

OBERERTHAL

Harte Arbeit, aber kein Stress

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    Endlich verdiente Pause: Walli Metzung (links) und Reinhilde Keim mit den Mostkrügen, Siglinde Mergenthal mit der Sichel.
    Endlich verdiente Pause: Walli Metzung (links) und Reinhilde Keim mit den Mostkrügen, Siglinde Mergenthal mit der Sichel. Foto: Foto: Gerd Schaar

    Die frühen 1950er-Jahre leben wieder auf, wenn die Bulldogfreunde Vorrhön mit historischen Geräten im Thulbatal zur Getreideernte fahren. Als Generalprobe für die Feier zum 20. Geburtstag, die zusammen mit dem Plootzfest am 25. und 26. August in Obererthal stattfindet, wurde am Freitag ein Feld gegenüber der Jägersmühle zum Teil abgeerntet.

    Walli Metzung raffelt gemeinsam mit Reinhilde Keim und Siglinde Mergenthal die losen Getreidebündel zusammen und bindet sie. Die Helferinnen sind im historisch angepassten Stil gekleidet: lange Röcke, Schürzen, blau gemusterte Blusen und Kopftücher oder Strohhüte.

    Was die modernen Mähdrescher mit einem Mann Besatzung heute in kurzer Zeit erledigen, war vor 60 Jahren harte körperliche Arbeit für die gesamte Bauernfamilie. Inklusive Großeltern, Verwandte und Schulkinder. „Es war trotz der harten Feldarbeit damals eine beschauliche Zeit – völlig ohne Stress“, meint Walli Metzung. Sie ist die Ehefrau des Vorsitzenden der Bulldogfreunde, Elmar Metzung.

    Ähnlich historisch gewandet wie die Frauen sind die Männer bei der Ernte. Damals waren die praktischen Hosenträger in Mode. Denn nichts ist schlimmer, als wenn beim Mähen mit der Sense die Hose rutscht. Arthur Rüger, der mit seinem Deutz-Schlepper aus Thulba herüber kam, kann noch mit seiner frisch gedengelten Sense gut umgehen. Er fasziniert vor allem jugendliche Zuschauer, die so etwas nicht kennen.

    Zum Einsatz kommen auch alte Mähmaschinen aus den 1940er- und 1950er-Jahren. Da ging es mit dem Mähen schon erheblich schneller als mit der Handsense.

    Der Mäher mit Handablage erforderte noch zwei Mann Besatzung – einen für die Hebelbedienung des hölzernen Ablagerostes und einen für das Abstreifen des geernteten Getreides mit der Harke vom Rost. Der Mähbinder kommt mit nur einem Mann aus.

    Zusätzlich ist der Schlepperfahrer vonnöten, denn beide Mähgeräte besitzen keinen eigenen Motor. Sie werden gezogen.

    Im Einsatz waren historische Schlepper der Marken Lanz, Deutz und der seltene Normag. Alle Traktoren seien auf Vordermann gebracht worden, bestätigen die Fahrer Rudolf Brust, Reinhard Mergenthal und Elmar Metzung.

    Die Maschinen glänzen in der Sonne, als wären sie frisch aus dem Laden. Nur beim ältesten Schlepper, dem Deutz mit Baujahr 1936 von Erwin Gerlach, ist der Lack ab. Doch da schimmert die faszinierend unverfälschte Originalhistorie durch und beeindruckt die Zuschauer.

    Nach so viel harter Arbeit haben sich die Teilnehmer eine deftige Brotzeit am Feldrand verdient. Noch vor Broten mit Wurst und Käse gilt der Griff den Mostkrügen.

    Freilich ist der Most mit Wasser verdünnt, soll doch nach der Brotzeit weiter gearbeitet werden. „Wir fühlen uns glatt 50 Jahre jünger“, denkt nicht nur Elmar Metzung an seine Jugendzeit. „Mittags sind wir früher auf dem Feld geblieben.“

    Damals sei er direkt nach der Schule zum Feld gelaufen, um mitzuhelfen. „Manchmal gab es wegen der Ernte schulfrei.“ An solchen Erntetagen habe sich das gesamte Familienleben an den Getreidefeldern abgespielt. Walter Reuter bestätigt: „Auch der Kinderwagen stand am Acker.“

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