Mit 12 425 Einwohnern zum 31. Dezember 2009, davon 11 478 mit Hauptwohnsitz, hat Hammelburg einen neuen Tiefstand erreicht, hatte man in früheren Jahren doch schon die 13 000er-Marke überschritten. Seit zwölf Jahren schrumpft die Stadt kontinuierlich.
Amtsleiter August Brendan, selbst gebürtiger Hammelburger, sieht das mit einem weinenden Auge. Die besseren Arbeits- und Studienmöglichkeiten in größeren Städten seien eben gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten attraktiver. „Es ist kaum damit zu rechnen, dass die jungen Leute, die zum Studieren weggehen, wieder nach Hammelburg zurückkehren.“
Größter Ortsteil der ältesten fränkischen Weinstadt ist die Kernstadt mit 5809 (2008: 5870) Einwohnern (nur Hauptwohnungen), gefolgt von Diebach mit 1073 Einwohnern. Danach rangieren Untererthal (909), Westheim (750), Gauaschach (649) Pfaffenhausen mit Lager Hammelburg (571), Obereschenbach (543) und Obererthal (412). Die kleinsten Ortsteile sind Untereschenbach (275), Morlesau (251) und Feuerthal (236).
Neubaugebiete profitieren
Nennenswerten Zuwachs habe es in den vergangenen Jahren nur in Diebach und Westheim durch die Neubaugebiete gegeben, so Amtsleiter August Brendan. Dorthin habe es einige Familien gezogen. Auch Fuchsstadt biete mehr Möglichkeiten zum Bauen als die Kernstadt.
In Pfaffenhausen und Lager hingegen fällt die Einwohnerzahl durch die Reduzierung im Kasernenbereich seit einigen Jahren beträchtlich. Während es im Jahr 1990 noch 1393 Bürger (Hauptwohnung) in Pfaffenhausen und Lager gab, waren es 2009 nur noch 571. Zu den rückläufigen Einwohnerzahlen trage auch die durch den Arbeitsplatz bedingte Abwanderung bei.
Und: Wo Familien – beispielsweise in den 1960er Jahren – noch mehrere Kinder bekamen, tragen sinkende Geburtenzahlen zu einer Verminderung der Einwohnerzahl bei. Zudem führe die allgemeine demografische Entwicklung hin zu einer immer älter werdenden Gesellschaft. Der Großteil der Hammelburger Bevölkerung, so Brendan, ist zwischen 19 und 65 Jahre alt. Der genaue Durchschnitt liegt bei 44, 06 Jahren. Die Jugendlichen zwischen sieben und 18 Jahre machten im Jahr 2009 12,93 Prozent aus, die Kleinkinder bis drei Jahre 5,16 Prozent. Der Anteil der Senioren über 66 Jahre liegt bei 19,6 Prozent. Von 12 379 Einwohnern sind 6151 männlich und 6228 weiblich.
Hammelburg ist eine internationale Stadt. Zwar ist der Ausländeranteil mit 216 Personen sehr gering, vertreten sind aber 53 verschiedene Nationalitäten – vom Vietnamesen über den Montenegriner bis zum Kolumbianer oder Kubaner. Der Großteil der Zugereisten kommt jedoch aus Russland.
Dreiviertel ist katholisch
Bei der Religionszugehörigkeit ergibt sich ein ähnliches Bild wie in früheren Jahren. Etwa Dreiviertel der Bevölkerung ist katholisch, der Rest evangelisch oder konfessionslos. 178 Katholiken gebe es dieses Jahr weniger als vergangenes, das hänge überwiegend mit Zu- und Wegzügen zusammen, so Brendan. Eines sei trotzdem ersichtlich: Von 35 Austritten aus der katholischen Kirche habe es acht bis August gegeben und 27 in der Zeitspanne von September bis Dezember. Ein Teil davon sei sicherlich die Reaktion auf die Suspendierung des Hammelburger Pfarrers Michael Sell gewesen.
54 Personen aus Hammelburg, berichtet Brendan, gaben im Jahr 2009 das Jawort, 34 hingegen wurden wieder geschieden. Viele Paare, die sich in Hammelburg trauen lassen, kämen von außerhalb, berichtet Standesbeamter Dieter Densch. So sind Cassandra Walz und Christian Beck (siehe Foto) das erste Paar, das sich in diesem Jahrzehnt hier getraut hat. Am Neujahrstag waren sie zusammen mit Töchterchen Giovanna von Offenburg nach Schloss Saaleck gekommen.
150 Menschen fanden 2009 in der Weinstadt ihre letzte Ruhe, das sind laut Brendan 49 mehr als im Jahr davor. „Man muss aber dazu sagen, dass 2008 verhältnismäßig wenige Menschen gestorben sind.“ Dem gegenüber stehen 78 Babys, das sind zehn Kinder mehr als 2008.
Trotzdem sei der Trend nach unten unverkennbar, so der Amtsleiter. Ein Blick in die Statistik des Hammelburger Einwohnermeldeamtes zeigt: Vor zehn Jahren gab es durchschnittlich noch 120 Geburten. Und in den Jahren davor kamen sogar jährlich 160 Babys auf die Welt.