Eine offizielle Einweihung des Deutschen Hauses steht zwar noch aus, aber nach dem Probelauf seit April wird jetzt die Vermarktung intensiviert. Zimmer können bereits gebucht werden. Neuerdings ist die Rezeption regelmäßig besetzt.
Beim Deutschen Haus handelt es sich um ein Familienunternehmen im besten Sinne. Zimmerer- und Dachdeckermeister Franz Rösser hat das Fachwerkhaus nach dem Erwerb 1988 mit seinen Mitarbeitern in traditioneller Handwerkskunst erneuert.
Hotelchefin Katharina Rösser
Geleitet wird das Hotel von seiner Tochter Katharina Rösser. Neben Übernachtungsgästen soll auch die örtliche Szene profitieren. Der staatliche Gewölbekeller unter dem Haus aus dem Jahr 1546 bekommt gerade den letzten Schliff. Gedacht ist dort an die Ausrichtung von Konzerten, Theater- und Kabarett-Veranstaltungen.
Zudem bereitet Katharina Rösser den Betrieb einer Cocktailbar vor. Dafür ist die 24-Jährige prädestiniert. Sie ist gelernte Restaurantfachfrau und Barkeeperin. Ihre Ausbildung hat sie in Lüneburg und Bielefeld absolviert.
Mit ihren Ideen aus der Leitung des Stadtcafés bringt sich auch ihre ältere Schwester Andrea Rösser in das Haus ein. Dass die 37-Jährige ein Faible für Kultur hat, ist bekannt. Katharina Rösser steht dem offenbar in nichts nach.
Kunst als Blickfang
Die Geschwister haben bei der Gestaltung des Deutschen Hauses zusammen mit Barbara Brandenstein ihrer künstlerischen Ader freien Lauf gelassen. Allen Zimmern und Flure haben sie mit Farben, Bildern und Wandobjekten einen einladenden Charakter gegeben. Ein Jahr haben sie an dem Konzept und der Umsetzung gearbeitet.
Für die Errichtung des vierstöckigen Gebäudes waren die Zimmerleute aus dem elterlichen Betrieb zuständig. Neben Vater Franz Rösser auch die Söhne Markus Rösser (39) und Thomas Rösser (25), die in dem Unternehmen arbeiten. Jedes Stockwerk hat eine Fläche von rund 330 Quadratmetern.
Fenster mit Eichenrahmen
105 Eichenfenster hat der Handwerksbetrieb fertiggestellt. In Eigenleistung entstanden die Zimmereinrichtungen. Auch die aufwändigen Schlosser- und Natursteinarbeiten sind von den Mitarbeitern erledigt worden.
Bereits ausgebaut ist eine von zwei Scheunen auf dem 20 mal 50 Meter großen Arreal. In der vorderen Scheune befindet sich ein Tagungs- und Veranstaltungsraum mit 60 Plätzen. Ein weiterer Tagungsraum entsteht in der zweiten Scheune.
Die Gasheizung in dem Hotel hat die Familie Rösser inzwischen um eine Hackschnitzelheizung erweitert. Mit dieser Technologie hat die Firma seit knapp 20 Jahren Erfahrung, weil sie den Zimmererbetrieb am Weiten Weg mit Restholz heizt, das bei der Arbeit anfällt.
Von einem Lebenswerk mag Franz Rösser im Zusammenhang mit dem Hotel nicht reden. Immerhin stecken darin nun fast 20 Jahre harte Arbeit. „Das hat sich alles so ergeben“, gibt sich der Zimmerermeister bescheiden. Weil in seiner Branche im Winter die Aufträge weniger werden, hat er diese Lücken mit den Arbeiten am Hotel überbrückt. Schön fände es Rösser, wenn sich mehr Hammelburger mit traditioneller Baukunst für das Stadtbild engagieren würden.
Gut für die Tourismusstadt
Über das neue Deutsche Haus freuen sich alle, die Hammelburg stärker als Tourismusstadt positionieren wollen. „Wir hatten bisher Probleme, ganze Busse unterzubringen“, sagte Tourismusmanagerin Elfriede Böck auf Anfrage der Main-Post. Viele Reisegesellschaften drehten deshalb wieder ab. Mit dem Ergebnis, das mittlerweile kaum mehr mehr Anfragen kommen. Nun können wieder Bustouristen umworben werden. Deshalb ist Böck glücklich, das Deutsche Haus wieder im Unterkunftsverzeichnis zu haben.