"Eigentlich wollte ich die Schanz nie haben", sagt Thomas Lechner. Der Kaufmann aus Nüdlingen spricht von dem Gelände der ehemaligen Grenzanlagen zwischen Eußenhausen und dem thüringischen Henneberg. Seit mit der Wiedervereinigung die Schlagbäume abgebaut wurden, stehen dort nur ein paar Ruinen. Meist bläst ein scharfer Wind über achtlos abgeladenen Müll.
Das Gelände lag brach, bis sich 1993 eine Investorin fand, die den dort stehenden Rohbau zu einem Hotel ausbauen wollte. Die dafür veranschlagten 4,7 Millionen Mark kamen aber nicht zusammen, die knapp 20 000 Quadratmeter große Anlage wurde 1998 zwangsversteigert. Ebenfalls Schiffbruch erlitten die folgenden Eigentümer - wieder wurde zwangsversteigert.
Und hier beginnt die Geschichte von Lechner. Als Repräsentant für einen schweizerischen Investor, der auf der Schanz ein Sporthotel errichten wollte, ersteigerte der Nüdlinger im Mai 1999 das Gelände für 140 000 Mark. Doch gerade einmal zwei Monate später verunglückte der Schweizer tödlich, Lechner blieb auf dem Gelände sitzen.
Um den Kaufpreis zahlen zu können, verkaufte der Geschäftsmann die Schanz an eine schwäbische Firma. Allein, die Firma wurde zahlungsunfähig, Lechner hat sein Geld nie gesehen und erstattete Strafanzeige. "Weil die Firma aber schon im Grundbuch eingetragen war, hatte ich zu dieser Zeit gar keine Reaktionsmöglichkeit", sagt Lechner, der gerne Investoren gesucht hätte. Mittlerweile wurde auch noch die Rhön-Rennsteig Sparkasse als Vorbesitzerin ungeduldig, verlangte den Kaufpreis. "Statt Kooperation habe ich immer nur Tritte bekommen", sagt Lechner.
Bei einer erneuten Zwangsversteigerung im November vergange nen Jahres fand sich allerdings kein Käufer, so dass Lechner (Foto Dütschke), wieder im Grundbuch eingetragen, Eigentümer blieb. Während all dieser Zeit ist der Kaufmann aber nicht untätig geblieben und hat nach einer Nutzungsmöglichkeit für die Schanz gesucht. Eine Windkraftanlage auf der zugigen Anhöhe scheiterte an den Behörden.
Dann sei ihm die Idee einer Gedenkstätte gekommen. Mittlerweile stehen die Pläne für ein groß angelegtes Flächenmuseum, dessen Kosten Lechner auf zwölf Millionen Mark schätzt und gegen das die Behörden seinen Aussagen nach keine Einwände bekundet hätten.
Im Mittelpunkt soll ein 100-Betten-Hotel stehen, in das ein Museum und Freizeitflächen integriert sein sollen. Tagungsräume soll es sowohl für Selbstversorger wie auch mit Komplett-Service geben. Richtung Henneberg soll eine Kapelle entstehen, die rund 200 Personen Platz bieten und dem Projekt Rückhalt bei der Kirche geben soll. Der Wachtturm soll als einziges historisches Bauwerk stehen bleiben und in einen Aussichtsturm umgewandelt werden.
Der Clou der geplanten Anlage ist ein schneckenförmiger Pavillon zwischen Turm und Hotel. An den Wänden des runden Ganges will Lechner insgesamt 3000 etwa 20 auf 20 Zentimeter große Gedenktafeln anbringen, auf denen sich Interessierte für 5000 Mark verewigen können. 15 Millionen Mark sollen so zusammenkommen und die zwölf Millionen Mark Baukosten des Komplexes decken. Ein Testlauf unter verschiedenen Firmen habe eine große Resonanz auf diese Idee gebracht, sagt Lechner.
Überhaupt sei es sein Ziel, die Anlage absolut auf privater Basis, also ohne Fördergelder zu errichten, so der Kaufmann, der es schade findet, "dass bisher keine Unterstützung aus der Politik gekommen ist". Schulden wird die Gedenkstätte, sobald sie steht, nach der Rechnung des Nüdlingers keine haben. Von den Spenden für die Gedenktafeln, die von einer Bank verwaltet werden sollen, werden sogar noch drei Millionen Mark übrig sein. "Die sind als Entwicklungsreserve oder möglicherweise später für eine Stiftung gedacht", sagt Lechner. Er denkt sogar daran, den Komplex, wenn er steht, den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Schmalkalden/Meiningen zu schenken. Schließlich würde er es auch begrüßen, wenn sich die beiden Kreise des Museums annähmen.
Doch bevor Lechner seine Pläne verwirklichen kann - schon im Herbst will er mit den Bauarbeiten beginnen -, muss er noch eine erneute Zwangsversteigerung am 3. Mai abwenden. Interessierte Investoren habe er bereits, notfalls wolle er selbst mitbieten. "Ich bin überzeugt, das Grundstück halten zu können", sagt Thomas Lechner. Schließlich habe er schon zu viel investiert. Außerdem: "Das Volk möchte, dass dort oben etwas passiert." Doch noch pfeift der Wind über die riesige asphaltierte Fläche.