Zwei junge Frauen reiten auf ihren Pferden den Weg zur Reitanlage entlang. Mehrere Hunde tummeln sich vorm Stall und ein Hufschmied geht gerade seiner Arbeit nach. Idyllisch, umrandet von saftigen grünen Wiesen, liegt die ehemalige Reitanlage Hesselbach in Sulzthal.
Seit einigen Wochen hat sie eine neue Besitzerin, die Pferde genauso liebt wie ihr vorheriger Eigentümer Dieter Hesselbach. Die Norddeutsche Britta Stürken hat den Hof gekauft und sich damit einen Traum erfüllt. Sie hat ihren Job im kaufmännischen Bereich aufgegeben und wird sich nun ganz den großen Vierbeinern widmen. „Es ist, wie in ein neues Leben einzutauchen“, so die 43-Jährige, die schon von Klein auf die Liebe zum Reiten entdeckte.
Geboren in Hamburg wuchs Stürken in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein auf. „Ich erinnere mich noch genau, als ich wegen der Schule das Reiten für eine Weile einstellen musste. Es war furchtbar“, erinnert sie sich. Die Reitanlage Hesselbach kennt sie seit dem vergangenem Jahr, denn ein guter Freund, der Schweizer Vielseitigkeitsreiter Felix Sulzer, hatte seine Pferde hier untergebracht. „Ich fand es hier gleich toll“, erklärt sie. Als sie erfuhr, dass Dieter Hesselbach verkaufen wollte, überlegte sie nicht lange. „Irgendwie war es Fügung.“
Als Vielseitigkeitsausbilder und Trainer wird Sulzer die Pferdenärrin auf dem Hof tatkräftig unterstützen. Er wird aber auch weiterhin Turniere und Wettkämpfe reiten. Schließlich ist er ein erfahrener Vielseitigkeitsreiter, der sein Heimatland bereits bei den Europameisterschaften 1999 vertrat und auch für die Olympischen Spiele 2000 in Sydney nominiert war. Erst kürzlich ritt Sulzer das Turnier in Sulzthal, organisiert vom hiesigen Reit- und Fahrverein, dem er und Stürken seit zwei Monaten angehören. Er siegte.
„Die Gegebenheiten am Hof plus die der nahe gelegenen Steige sind super zum Trainieren“, erklärt Stürken. So gibt es hier alle technischen Raffinessen, die man in einer Vielseitigkeit von Klasse E bis S verlangen kann. Ein Grund mehr für sie, die Reitanlage zu kaufen. „Die Trainingslage in dieser hügeligen Landschaft ist auch besonders für Deutschland.“
Ihr Ziel ist es, einen Reitstall für Reiter mit sportlichen Ambitionen zu schaffen. „Natürlich muss nicht alles gleich olympisch sein, aber ein wenig Ehrgeiz schadet nicht.“ Außerdem bietet Sulzer Vielseitigkeitslehrgänge an. Aber auch gesundheitlich angeschlagene Tiere werden aufgenommen und behandelt. Dafür hat sie Gitta Padberg an der Hand, eine bekannte Physiotherapeutin für Pferde. „Ob Solarium oder Führmaschine – alles ist hier möglich“, so Stürken.
Die 43-Jährige ist selbst Turniere geritten, hat Pferde gezüchtet und einen Stall gepachtet, den sie betreute. Trotzdem blieb das Reiten immer das Hobby neben ihrem Beruf. Gelernt hat sie vieles, so ist sie Hotelfachfrau, Industriekauffrau, Managementassistentin und verfügt über eine Sprachenausbildung.
Mehr Platz in der Box
Jetzt kann sie ihr Leben voll und ganz den Pferden widmen. Derzeit pendelt Stürken noch zwischen ihrem letzten Wohnort Lumühlen und Sulzthal hin und her. „426 Kilometer sind das“, sagt sie wie aus der Pistole geschossen. Aber in den nächsten Wochen und Monaten soll auf dem Hof alles fertig werden. Der Wohnbereich wird umgebaut, gerade wurde der neue Bodenbelag für die Reithalle gerichtet, inklusive Sprenkelanlage. Und es wird eine Stallerweiterung geben. Denn Stürken will den Tieren mehr Platz in der Box bieten. Deshalb wird sie von 32 festen Boxen auf circa 20 reduzieren.
Ihre zwei eigenen Pferde, Starlotta und Donner Karlsson, hat sie schon vor Ort. „Sie fühlen sich wohl hier.“ Betreut werden sie und die anderen „Pensionsgäste“ von Barbara Lindner, die Stürken als Angestellte von Dieter Hesselbach übernommen hat. „Sie ist die Perle auf dem Hof“, betont die 43-Jährige. Aber auch die Besitzer der hier untergebrachten Pferde legen gerne mal mit Hand an, genauso wie Rentner Winnie, der einmal am Tag vorbeischaut.
Einen Namen jedenfalls hat die begeisterte Reiterin für ihre Anlage schon: „Quellenhof soll sie heißen, denn in der Nacht höre ich das beruhigende Plätschern der Quellen, die hier entspringen.“