Mike Richter möchte Amtsinhaberin Brigitte Meyerdierks bei der Wahl am 11.September das Amt streitig machen. Nach längerer Kandidatensuche ist die Parteilose Wählergruppe (PWG) in der nahen hessischen Nachbarschaft fündig geworden.
Sie engagieren sich in Oberzell bereits in der Kommunalpolitik. Was treibt Sie dabei an?
Mike Richter: Ich bin immer für die Allgemeinheit zu haben. Ich kümmere mich um Leute. Es gibt Menschen, die brauchen jemanden, der sich kümmert. Das macht mir Spaß.
Drei Leistungen, auf die Sie besonders stolz sind:
Mike Richter: Jetzt kürzlich vor knapp zwei Wochen die gewonnene Bürgerwette meines Heimatortes. So, wie Oberzell da aufgetreten ist, das ist sensationell. Das Zweite ist die Kommunalwahl im März 2016. Da habe ich die Bürgerliche Wählergemeinschaft Sinntal auf 33,5 Prozent gebracht. Die vergangenen fünf Jahre, die ich im Gemeindevorstand tätig war, haben mir gefallen. Ich habe viel gelernt und es hat mir gezeigt, dass es das Richtige für mich ist, mich für Leute einzusetzen.
Was steckt hinter der Bürgerwette in Oberzell?
Mike Richter: Wir haben binnen drei Tagen ein Freilandmuseum auf die Beine gestellt. Das Ganze habe ich koordiniert und mit 150 Helfern auf etwa 400 Metern Länge die Geschichte von Oberzell dargestellt. 400 Zuschauer verfolgten die Wetteinlösung. Das Ganze war ein Vorgeschmack auf die 850-Jahr-Feier 2017, die ich federführend plane.
Drei Dinge, die sie gerne für Bad Brückenau erreichen wollen, wenn es mit der Wahl klappt?
Mike Richter: In Bad Brückenau muss sich jemand kümmern. Die Leute wollen eine saubere, gepflegte, schöne Stadt. Es muss wieder mehr Leben in die Innenstadt. Ich will den Dienstleistungsgedanken der Verwaltung noch mehr rüberbringen. Und ich möchte gemeinsam mit den Stadträten als überparteilicher Kandidat der PWG zusammen mit den Gewerbetreibenden und den Vereinen und allen Bürgern Bad Brückenau aktiv gestalten.
Was wäre Ihre erste Amtshandlung?
Mike Richter: Ich würde eine umfassende Bestandsaufnahme machen, um mit Stadtrat, Verwaltung und der Bevölkerung die notwendigen Schritte anzupacken.
Welches ist das größte Defizit in der aktuellen Stadtpolitik?
Mike Richter: Es gibt keinen Stadtentwicklungsplan, nach dem sorgfältig geplant wird. Es wird vieles so hingenommen, wie es kommt. Das ist nicht immer das Beste. Als Beispiel nenne ich, dass sich in der Kissinger Straße ohne Abbiegespur ein Supermarkt an den anderen reiht. Eines meiner weiteren Ziele ist die Innenstadtentwicklung.
Wie läuft das mit dem Wahlkampf?
Mike Richter: Wir haben viele Veranstaltungen. Die Teilnehmerzahlen sind sehr unterschiedlich. Ich habe bereits Flyer von Haustür zu Haustür ausgeteilt in den Ortsteilen, zuletzt am Montag in Volkers. Bei der persönlichen Ansprache sind schon alle sehr interessiert. Egal ist das den Wenigsten.
Es gibt keinen Gegenkandidaten, der groß geworden ist. Sehen sie das als Ausdruck örtlicher Politikverdrossenheit?
Mike Richter: Nicht unbedingt. Es gibt in Bad Brückenau fünf Fraktionen im Stadtrat. Es fehlt ein bisschen am Nachwuchs. Das ist ja in Sinntal nicht anders. Nur mit einem starken jungen Bürgermeister, der da voran geht, kann man motivieren. Die PWG in Bad Brückenau hat einen ersten Schritt unternommen und Jonathan Kirchner zum Vorsitzenden gewählt. Ich glaube, die sind jetzt auf einem guten Weg, eine gute Fraktion zu bilden und sich entsprechend zu verjüngen.
Wie bewerten Sie die Anteilnahme der Bevölkerung am politischen Geschehen?
Mike Richter: Ich glaube schon, dass sich die Bad Brückenauer sehr gut überlegen werden, wen sie wählen. Die Stadträte, ich kenne sie inzwischen alle, sind sehr engagierte Frauen und Männer, und ich glaube Bad Brückenau wird sich da in Zukunft noch besser aufstellen.
Schränkt es ihre Wahlchancen ein, dass Sie im benachbarten Hessen wohnen?
Mike Richter: Bad Brückenau ist von Oberzell nur ein Katzensprung. Ich habe genau neun Kilometer bis zur Stadtmitte. Außerdem arbeite ich bereits seit 22 Jahren in Bayern.
Warum kandidieren Sie jetzt nicht in ihrer Heimatgemeinde Sinntal um das Bürgermeisteramt?
Mike Richter: Ich war die letzten fünf Jahre im Gemeindevorstand Sinntal tätig. Der Bürgermeister plant alles mit den Gemeindevorstandsmitgliedern in nichtöffentlichen Sitzungen gemeinsam. Auch, wenn wir nicht immer einer Meinung waren, wäre es jetzt nicht gut für Sinntal, nicht gut für Carsten Ullrich und nicht gut für mich, wenn wir über diese internen Angelegenheiten jetzt einen Wahlkampf führen würden.
Wie sehen Sie den Wahltermin in den Ferien?
Mike Richter: Ich habe mich mit dem Wahltermin arrangiert. Mir wäre ein früherer Termin lieber gewesen. Aber jetzt ist es so.
Ihr Abgang beim Wahlforum der FDP kam sehr harsch rüber. Sie waren kurz da und sind mit Verweis auf das Jugendzeltlager der Reservisten gleich wieder gegangen. Hätten Sie das im Nachhinein lieber etwas eleganter gelöst?
Mike Richter: Ich würde wieder zur selben Entscheidung kommen und würde die Kinder nicht alleine im Wald stehen lassen. Ich hatte um einen Ersatztermin für das Forum gebeten. Natürlich hätte ich das ausführlicher erklären können.
Was finden Sie an der Amtsinhaberin sympathisch?
Mike Richter: Ich kenne Frau Meyerdierks schon lange durch meine Arbeit bei den Reservisten und die Patenschaft der Stadt zum Gefechtssimulationszentrum, wo ich gewissermaßen die Verbindungsperson war. Wir haben immer gut zusammen gearbeitet.
Womit kommen Sie bei der Amtsinhaberin nicht so gut zurecht?
Mike Richter: Ich finde, das sie öfters mal Versprechungen macht, die von vorneherein nicht eingehalten werden können.
Zum Beispiel....
Mike Richter: In der Bürgerversammlung im Staatsbad hat sie gesagt, wenn es bei der Erschließung des Baugebietes Straßfeld im Staatsbad zu Staubentwicklung kommt, dann stellt sie die Feuerwehr hin, die den Schotterplatz nass spritzt, damit es nicht staubt.
Rechnen sie mit einer Stichwahl? Mit wem?
Mike Richter: Das werden wir auf uns zu kommen lassen.
Bei der letzten Bürgermeisterwahl lag die Wahlbeteiligung bei 53 Prozent. Bei welcher Wahlbeteiligung sind sie dieses Mal zufrieden?
Mike Richter: Sie sollte deutlich über 60 Prozent liegen. Damit man ein möglichst objektives Bild hat, wen die Bad Brückenauer im Amt haben wollen.
Bürgermeisterkandidat Mike Richter Mike Richter ist 1975 in Bad Brückenau geboren, wohnt in Oberzell, ist verheiratet und hat eine sechsjährige Tochter. Die Meisterschules zum Personalfachkaufmann in Regensburg schloss er 1999 als Jahrgangsbester ab. Seit 1995 war er bei der Bundeswehr erst in Hammelburg und dann Wildflecken. Seit 2015 ist der 41-Jährige Kompaniefeldwebel bei der Truppenübungsplatzkommandantur. Ehrenamtlich engagiert er sich unter anderem als Ortsvorsteher von Oberzell, als Fraktionsvorsitzender der Bürgerlichen Wählergemeinschaft, im Personalrat der Truppenübungsplatzkommandantur, als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Oberzeller Vereine, der Betreuungsgesellschaft Wildflecken, der Unteroffiziersvereinigung Wildflecken sowie im Vorstand von Reservistenkameradschaft Bad Brückenau und des Fördervereins der Grundschule Oberzell.
„Ich will den Dienstleistunsgedanken der Verwaltung noch mehr rüberbringen.“
Bürgermeisterkandidat Mike Richter