1988 fing alles an, als den Keys, die damals noch in Köln lebten, eine griechische Landschildkröte zulief. „Sie war einsam und dann holten wir uns halt über ein Zeitungsinserat noch ein paar“, erinnert sich der Wahl-Oerlenbacher. Weiterer Nachwuchs ergab sich aus Zuchterfolgen. „Und dann brachten Leute ihre Tiere zu uns, weil sie sie aus irgendwelchen Gründen nicht mehr behalten konnten oder wollten.“
Heute hat die Familie 17 große Schildkröten in ihrer Obhut. Aktuell hat sich die Zahl ihrer Haustiere auf 43 erhöht, weil vier Muttertiere insgesamt 34 Eier legten. Offensichtlich wurden nicht alle befruchtet bzw. hatten sich nicht alle im Ei entwickelt, meint Key. Jetzt werden die neuen „Erdenbürger“ natürlich täglich von der ganzen Familie neugierig inspiziert, ob sie schon Fortschritte gemacht haben. Nachdem sie dem Brutapparat nun entwuchsen, müssen sie vor allem eines: zunehmen.
Also werden sie alle paar Wochen gewogen und fotografiert. Denn behalten wollen die Keys die Tierchen nicht. Vermutlich im Oktober sollen die ersten den Besitzer wechseln – allerdings geht das nur mit behördlicher Genehmigung. Damit sichergestellt ist, dass die Reptilien nicht aus dem Ausland stammen, müssen die Keys sich für ihren Nachwuchs vom Kissinger Landratsamt EU-Bescheinigungen ausstellen lassen. Mit diesem Reisepass steht den Panzertierchen für die Ausreise aus dem Key'schen Haus nichts mehr im Wege.
Über die Fruchtbarkeit der gepanzerten Hausfreunde staunten Key und seine Frau Bianca sowie die Kinder Merlin, Jana und Thilo nicht schlecht. Schließlich legen die Tiere erst seit drei Jahren Eier. „Wir wissen nicht, warum sie früher nichts legten, vielleicht waren sie noch nicht geschlechtsreif oder es waren nicht die richtigen Männer dabei“, lacht Oliver Key und weist darauf hin, dass von den großen Schildkröten acht Weibchen und neun Männchen sind. Sie leben einträchtig im Freigehege im Garten. Dort können sie sich in den Tonröhren verschanzen, wenn es regnet oder kälter wird.
Apropos Kälte: Wenn die kalte Jahreszeit Einzug hält, fangen die Schildkröten an sich einzubuddeln. „Dann holen wir sie rein und machen ihnen das Winterquartier zurecht“, erzählt Key. Bevor sie in Kisten mit Laub und Erde gepackt werden, heißt's jedoch noch ein Bad nehmen und den Darm vollständig entleeren. Was den Menschenbürger in Gedanken frösteln macht, ist für die Kriechtiere ganz normal: In einem Schuppen können sie bei Temperaturen bis zum Gefrierpunkt prächtig schlummern.
Übrigens müssen die Haustiere in der fünfmonatigen Winterruhe von Oktober bis März regelmäßig gegossen werden, je nachdem, wie feucht oder trocken die Erde in den Kisten ist. Ideal sei es im Winter ein bisschen Schnee auszukippen, dann könne die Feuchtigkeit langsam einsickern. „Geht es unter Null Grad runter, holen wir die Tiere aber in den Keller rein“. Im März wachen sie dann alle gleichzeitig auf, sagt Key und kann nicht genau erklären, warum sie das Frühjahr im Keller genau terminieren können.
Instinkt? Erfahrung? Immerhin ist die älteste Einwohnerin des Geheges stolze 45 Jahre alt und ihre 16 übrigen Genossen haben um die zwölf bis 13 auf dem Buckel bzw. Panzer. Schildkröten können übrigens bis ins hohe Alter Eier legen. Und sie sind dem Menschen als Haustier ein treuer Begleiter. Viele der Tiere aus der Gattung Testudo Hermanni können 90 werden, also rein theoretisch ihr Herrchen oder Frauchen sogar überleben.