„Es steckt schon eine enorme Arbeit dahinter, doch es macht auch viel Spaß“, sagt Junk, der früher Geschäftsstellenleiter im Oberthulbaer Rathaus war. Er kennt deshalb die Materie gut und besitzt auch die notwendigen Orts- und Sachkenntnisse. Für Junk war die Archivpflege eine willkommene Ergänzung in seinem Rentnerdasein. „Ich wusste zwar, dass viel Arbeit auf mich zukommt, doch die Gemeinde stand hinter mir“, ist Junk dankbar.
Bevor Junk sich ans Erfassen der Dokumente machen konnte, mussten erst einmal alle alten Schriftstücke und Unterlagen nach einem Aktenplan und den Ortsteilen geordnet werden. So haben auch andere Mitarbeiter jederzeit Zugriff auf die einzelnen Dokumente.
Bedauerlich sei, so Kreisarchivpfleger Heinlein, dass viele Kommunen noch nicht so wie in Oberthulba an die Archivierung herangingen. Dabei sei diese Pflichtaufgabe der Gemeinde für die Zukunft sehr wichtig. Heinlein steht den Kommunen bei der Archivpflege auch zur Verfügung, wenn es Probleme zu erörtern gibt. Seine Unterstützung erstreckt sich dabei auf die Archivordnung und die Benutzungsregelung.
„Lieber zu viel als zu wenig aufheben“
Roland Heinlein Kreisarchivpfleger
„Lieber zu viel als zu wenig aufheben“, ist dabei die Devise von Heinlein. Denn zeitgeschichtliche Sammlungen könnten für die Kommunen zukünftig einmal sehr wertvoll sein. Die Archivsammlungen geben auch eine große Hilfestellung, wenn es um die Erstellung von Chroniken geht.
In Oberthulba befinden sich seit Jahren die Unterlagen aller acht Gemeindeteile im Gemeindearchiv. Komplett aufgearbeitet sei Hetzlos und Hassenbach, so Junk. Zug um Zug werden jetzt die gesammelten Unterlagen der weiteren ehemals selbstständigen Gemeinden erfasst. Zur Sammlung im Oberthulbaer Archiv gehören unter anderem Protokoll- und Gesetzesbücher, Gemeinderechnungen, historische Buchbände und alte Wahlunterlagen.
Eine Besonderheit ist das Intelligenzblatt vom Großherzogtum Würzburg, das von 1803 bis 1817 komplett vorhanden ist. Später kam es vom Untermainkreis des Königreiches Bayern. Zu dieser Zeit sollte der Name „Franken“ nicht erscheinen. Man wollte ein einheitliches Bayern, wusste Kreisarchivpfleger Heinlein. Erst ab 1835 hieß es Intelligenzblatt für Unterfranken und Aschaffenburg. Auch die Hammelburger Anzeigenblätter, die interessante Informationen und Werbeanzeigen enthielten, sind in Oberthulba noch vorhanden. Doch nicht nur Bücher und Schriftstücke befinden sich im Oberthulbaer Archiv, das im Dachgeschoss des Feuerwehrgebäudes untergebracht ist, sondern auch viel Bildmaterial und diverse erhaltenswerte Gegenstände.
Altes Messbuch aus dem Jahr 1713
Darunter ist auch ein altes Messbuch aus der Freydenkapelle. Das Buch, bezeichnet als „Missele Novum Romanum“ ist ein besonders wertvolles Stück und stammt aus der Zeit um 1713.
„Zugang zum Archiv haben nur Personen mit berechtigtem Interesse, die auch vertrauenswürdig sind“, so Junk. In Bedarfsfällen wird der Archivpfleger mit anwesend sein. Wenn es um Familienforschungen geht, sind in den Gemeindearchiven nur Nachweise ab 1876 zu finden. Da erst ab diesem Zeitpunkt die Standesamtsbücher mit Aussagen über Geburten, Heiraten und Sterbefälle in den Gemeinden geführt wurden. Über Aufzeichnungen vor dieser Zeit müssen Kirchenbücher gewälzt werden.
Wenn alle Archivunterlagen in Oberthulba erfasst sind, liegt der Marktgemeinde nicht nur eine umfangreiche schriftliche Auflistung vor, sondern auch CDs, auf denen man feststellen kann, was vorhanden ist und wo sich im Archiv diese Unterlagen befinden, erklärt Herbert Junk.
Die Archivarbeit ist eine ehrenamtliche Tätigkeit. Die Marktgemeinde Oberthulba vergütet nur ein kleines Unkostensalär, ließ Bürgermeister Schlereth wissen. Umso dankbarer ist er Herbert Junk für sein außerordentliches Engagement.