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Jakob und sein rosarotes Plastikschweinchen

Hammelburg

Jakob und sein rosarotes Plastikschweinchen

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    Jakob und sein rosarotes Plastikschweinchen
    Jakob und sein rosarotes Plastikschweinchen Foto: REPRO CHRISTOPH NAUMANN

    Das Atelier leert sich, nur ein blonder Bub macht keine Anstalten zu gehen. Stattdessen stemmt der Kleine mit aller Kraft die Bank hoch, auf der er gerade noch gesessen war. "Jakob, hör' endlich auf mit deiner Unruhe!", weist ihn Konrad Albert zurecht. Der energische wie liebevolle Ton, in dem er das sagt, lässt keinen Zweifel: Es muss sein jüngster Sohn Jakob sein, um den sich auch seine neueste Bildergeschichte dreht.

    "Jakob und sein rosarotes Problem" heißt die Geschichte, die Vater und Sohn in den Grundzügen vor etwa zwei Jahren zusammen erlebt haben. Damals waren sie vom Wohnhaus zum Atelier unterwegs. Konrad Albert zu Fuß, Jakob auf seinem Tret-Bulldog. Am Bulldog hatte der Kleine ein Skateboard festgebunden, das er hinter sich herzog. Und darauf stand ein rosarotes Schweinchen aus Plastik. Weil das Schweinchen nicht befestigt war, fiel es auf dem Weg durch die Dalberg- und Kissinger Straße natürlich einige Male herunter. Als Konrad Albert damals selbst das Plastik-Schweinchen immer wieder aufheben musste, kam ihm die Idee, eine Bildergeschichte daraus zu machen: Doch in der Geschichte sollten es bekannte Hammelburger sein, die seinem Sohn das Schweinchen wieder zurück auf das Skateboard stellen.

    So erkennt man in den Bildern Paul Oschmann in seinem braunen VW-Bus wieder, wenig später geht es bei der Bäckerei Emmert vorbei, vor der der Bäckermeister mitsamt Sohn zu sehen ist. In der Kissinger Straße steht das Hoftor beim Bauern Kaiser offen, der sich gerade vor seinem Traktor mit jemandem unterhält. Sogar der verstorbene Hammelburger Maler Robert Höfling taucht in der Geschichte auf -er steht auf einem Gerüst und ist damit beschäftigt, die Fassade der Engel-Apotheke mit einem Gemälde zu verzieren.

    Bevor Jakob das Atelier in der Kissinger Straße erreicht, geht es noch beim Fotografen Herrsche vorbei. Dort hat sich eine Hochzeitsgesellschaft vor einem wunderbaren Oldtimer zum Fototermin aufgestellt. Und Moment! Ist das nicht der graue Käfer von Johannes Deinlein? Hat die Braut nicht große Ähnlichkeit mit Elisabeth Albert, der Frau des Künstlers? Und die Brautjungfer: Die sieht doch aus wie seine Tochter!

    Viel Bekanntes und Vertrautes schlägt dem Hammelburger in dieser Bildergeschichte entgegen. Warum Konrad Albert sich selbst in dieser Szene nicht zu entdecken gibt, indem er dem Bräutigam den Arm vor sein Gesicht halten lässt, hat einen einfachen Grund: Er wird in einem der folgenden Bilder noch gebraucht. Hier kommt Jakob am Atelier an und die beiden lösen das "rosarote Problem" mit einem Stück Klebeband. Den überglücklichen Jakob lässt Konrad Albert schließlich im letzten Bild auf seinem Spielzeugtraktor nach Hause davonschweben.

    "Eine Liebeserklärung an Hammelburg", meinte eine Dame bei der Eröffnung der Ausstellung. Durch die zahlreichen Details in den Bildern, die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe der Häuser, des ganzen Straßenzuges, vor allem aber durch die bekannten Gesichter an allen Ecken und Enden, hat man den Eindruck, man laufe gerade selbst durch die Hammelburger Innenstadt. Erreicht hat Albert dieses Ergebnis, indem er die zwei Straßen und viele Details zuerst aus allen möglichen Perspektiven fotografierte. Die Fotos verwendete er dann beim Malen als Gedächtnisstütze.

    "Es war nicht ganz einfach, das Gesicht von Jakob immer gleich hinzubekommen", verrät er die eigentliche Schwierigkeit beim Gestalten der Geschichte.

    Während die Bilder, an denen er seit Januar 2001 jeden Tag eine Stunde lang gearbeitet hat, bis auf das letzte fertig sind, steht die endgültige Textfassung noch aus: "Mit dem Texten hab' ich es nicht so, das können Andere besser", gesteht der Künstler ein. Deswegen hat er den Textentwurf zum nötigen Feinschliff Jutta Dünnebier anvertraut.

    Einen Verlag für die Geschichte zu finden, ist ihm leider auch auf der Frankfurter Buchmesse nicht gelungen. Ein österreichischer Verlag zeigte zwar Interesse, hat aber bisher nichts mehr von sich hören lassen. "Die Geschichte ist sehr fixiert auf Hammelburg, seine Gebäude und Menschen. Für Auswärtige scheint sie nicht so interessant zu sein", erklärt Albert.

    Den ereignisreichen Weg durch die Dalbergstraße in die Kissinger Straße werden Jakob und Konrad Albert in Zukunft nicht mehr jeden Tag gehen. Weil die Miete für das Atelier zu viel seiner Einnahmen verschlingt, wird er bald in seinem Wohnhaus in der Dalbergstraße 76 arbeiten und ausstellen.

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    Foto: FOTO CHRISTOPH NAUMANN

    Die Bilder der Serie "Jakob und sein rosarotes Problem" stellt Konrad Albert im Atelier in der Kissinger Straße 22 aus. Alle Bilder stehen zum Verkauf. Außerdem hat er von jedem Bild großformatige Farbkopien erstellt, die käuflich zu erwerben sind.

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