(ikr) Joske Ereli wurde am 13. September 1921 als Hans Josef Ehrlich in Bad Kissingen geboren. Seine Eltern hatten ein Modehaus in der Ludwigstraße. Mit 17 Jahren musste er, weil er jüdischer Abstammung ist, vor den Nazis fliehen. Jetzt lebt Ereli in Israel. Es brauchte Jahrzehnte, bis er sich seiner Geburtsstadt wieder annäherte. Heute kennt ihn eigentlich jeder in Bad Kissingen. Sein Name steht für die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen. Am Dienstag feiert er seinen 90. Geburtstag.
Als Joske Ereli 1959 zum ersten Mal in die Stadt zurückkehrte, in der sein Elternhaus stand, waren seine Empfindungen sehr zwiespältig. Damals war es erst 21 Jahre her, dass er die Stadt in Richtung Palästina verlassen hatte. Auch der zweite Besuch 1972 berührte ihn noch sehr schmerzlich.
Aus Bekannten wurden Freunde
Und als 1979 Kissinger Jugendliche im Kibbuz Ein Gedi, in dem er Leiter des Tourismusbüros war, übernachten wollten, war er so aufgeregt, dass er sie gar nicht selbst vom Flughafen abholen konnte. Mit dem damaligen Geschäftsführer des Kreisjugendrings Günter Bender, der die Jugendlichen begleitete, freundete er sich an und griff dessen Einladung auf, Bad Kissingen mit einer Jugendgruppe zu besuchen. Aus dieser Idee heraus entstand ein Jugendaustausch, den beide Seiten über etliche Jahre aufrechterhielten. Als Ereli in Bad Kissingen war, knüpfte er hie und da wieder Kontakte und lernte so alte und neue Freunde kennen.
Auch Altlandrat Herbert Neder kennt Ereli seit Anfang der 80-er Jahre. Aus der Bekanntschaft wurde schnell echte Freundschaft. Sicher trug dazu auch bei, dass der Landkreis 1997 auf Neders Betreiben hin eine Partnerschaft mit dem israelischen Landkreis Tamar initiierte.
Heute stehen beide im engen E-Mail-Kontakt. „Wider meinen Willen habe ich dann doch noch gelernt, mit dem Computer umzugehen“, schmunzelt Neder im Gespräch mit der Main-Post und ist sicher, dass sich der Kontakt über eine solche Distanz per Internet sehr gut pflegen lässt. Alle zwei Jahre besuchen sich die Freunde gegenseitig.
Delegation fliegt nach Israel
Dass Ereli noch bis vor kurzem im Tourismus des Kibbuz arbeitete, ruft in Neder Bewunderung hervor. Er bezeichnet seinen israelischen Freund als zuverlässigen Menschen, der sich immer für seine Mitmenschen und seine Feriengäste interessiert. „Für den Kibbuz hat er sich leidenschaftlich eingesetzt.“
Ereli ist stets optimistisch, sagt Neder. „Und wenn es etwas gibt, für das er sich einsetzen will, kann erkämpfen.“ Laut Neder ist es auch Erelis hartnäckiger Vermittlung zu verdanken, dass der Nobelpreisträger Jack Steinberger sich mit seinem Geburtsort aussöhnte und hierherkam.
Bei der Geburtstagsfeier am Samstag in Ein Gedi ist Neder nicht dabei, weil er am Wochenende das 25-jährige Bestehen seiner Trachtentanzgruppe mitgestalten will. Dafür fliegt er mit seiner Frau nächste Woche nach Israel, um alles nachzuholen. In der Nacht zum Freitag macht sich aber eine Kreistagsdelegation unter Leitung von Landrat Thomas Bold auf den Weg zu Ereli, um mit ihm seinen runden Geburtstag zu feiern.