Langendorf
(dübi
)
„Langendorf
ist versorgt“, freute sich Landtagsabgeordnete Simone Tolle (Bündnis 90/Grüne) über die Anstrengungen ihres einstigen Heimatortes zur Nutzung regenerativer Energien. Langendorf könnte schon heute ohne Atomstrom leben. Um der Energiewende mit guten Beispielen Nachdruck zu verleihen, schaute sie sich mit ihrem Landtagskollegen Thomas Mütze im Rahmen einer Energietour der Landtagsfraktion die Anstrengungen in Langendorf zur Erschließung alternativer Energien an. „Wir wollen die Dinge anschauen, die funktionieren“, sagte Mütze. Das sei nicht überall so, fügte er an.
Jürgen Simon erläuterte den Gästen an seiner Biogasanlage Freud und Leid seines Engagements als Land- und Energiewirt. Seine Anlage hat seit 2005 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. So viel, wie 300 Haushalte brauchen.
Weil die Anlage Tag und Nacht durchlaufe, fallen häufig Wartungsarbeiten samt Ölwechsel am Gasaggregat an. Simon bemängelte, dass das Energieeinspeisegesetz zu Gunsten großer, zentraler Anlagen modifiziert worden sei. Dies leiste Monokulturen Vorschub.
Mit eigenem Geld experimentiere er zusammen mit 20 anderen Landwirten und der landwirtschaftlichen Akademie Triesdorf mit Szarvasi, einem ungarischen Gras mit günstiger Bilanz als Energiepflanze.
„Wir wollen keine Vermaisung der Landschaft“, betont Simon. Den Maisanteil bei der Stromproduktion wolle er auf bis zu 40 Prozent drücken. Dafür habe er drei Hektar mit dem teuren Szarvasi-Samen angesät. Das Gras treibe jedes Jahr von selbst wieder aus und binde mit seinen drei Meter tiefen Wurzeln Stickstoff aus dem Boden. Das prädestiniere es auch für den Einsatz in Wasserschutzgebieten. Allerdings gebe es kaum Forschungsgelder, die Landwirte bauten das Gras auf eigenes Risiko an. Ersten Tribut beim Ernteerlös zollte Simon der großen Trockenheit nach der Aussaat im Frühjahr.
Simon berichtete von positiven Nebeneffekten seiner Anlage. Am Ende der Reaktion verlässt ein Trockensubstrat die Anlage. Durch die Aufbringung auf die Felder spare er 25 Prozent Dünger ein. Mit der Abwärme des Gasmotors trocknet er in einem Container 40 Kubikmeter Holz in vier Tagen, das dafür normalerweise zwei Jahre braucht. Dies erfreue sich reger Nachfrage von Baumärkten.
Bei einem Rundgang durch Langendorf erläuterte Gemeinderat Volker Partsch mit den jeweiligen Repräsentanten den ökologisch sanierten Kindergarten, das ökologisch sanierte Pfarrhaus und die Hackschnitzelanlage der Schule. Die Energieeinsparungen beziffert Partsch auf ein Drittel. Außerdem zeigte Partsch die vier privat betriebenen Wasserkraftwerke an der Saale auf Elfershäuser Gemarkung, die ebenfalls Strom für 300 Haushalte liefern können.
Bei der Abschlussbesprechung mit Bürgermeister Ludwig Neeb sagen die Gäste, Elfershausen sei mit regenerativen Energien gut aufstellt. Sabine Tolle riet der Gemeinde, das Thema Windkraft zu besetzen, um es nicht auswärtigen Investoren zu überlassen. Auch eine zweite Biogasanlage als Kooperation mehrerer Landwirte sollte eine Überlegung wert sein. Sinnvoll sei für alle Gemeinden, sich ein energetisches Leitbild zu geben, um daraus den besten Energiemix samt größter Wertschöpfung vor Ort zu erreichen, so Tolle.