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Keine Angst vor dem Nationalpark

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    Das Verlassen von Wegen wird unter Strafe gestellt, das Sammeln von Pilzen verboten; Arbeitsplätze gibt es bestenfalls ein paar, Brennholz dagegen keines mehr – Solche und ähnliche Aussagen sind seit einigen Wochen im Spessart zu hören, wenn es darum geht, die offenbar vorhandene Ansicht der Staatsregierung zu torpedieren, die den Spessart als eine denkbare Kulisse für einen dritten Nationalpark in Bayern erachtet.   Doch stimmen diese Aussagen auch? Eine Umfrage dieser Zeitung unter denen, die es wissen müssen, zeigt, dass an vielen Befürchtungen wenig bis nichts dran ist. Die Einschränkungen, die manche Skeptiker mit einem Nationalpark verbinden, spielen in der Praxis offenbar kaum eine Rolle.   Wohl auch deshalb fügen sich gut 45 Jahre nach der Gründung und knapp 20 Jahre nach der Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald die Einschätzungen der dortigen Bürgermeister zu einem einzigen Loblied auf die Institution Nationalpark zusammen. Ohne diesen, so der Tenor, wäre die Region nicht die, die sie heute ist.   Freilich war und ist der Nationalpark auch im Bayerischen Wald ein kontrovers diskutiertes Thema. Insbesondere die deutliche Erweiterung des 1970 als erstes Schutzgebiet dieser Art in Deutschland gegründeten Parks im Jahr 1997 ließ die Emotionen hochkochen. Zankapfel war damals vor allem ein Aspekt, der im von Laubholz dominierten Hochspessart freilich keine ernst zu nehmende Rolle spielen dürfte: der Borkenkäfer. Das auf Nadelholz spezialisierte Schadinsekt konnte dort, wo die Natur sich selbst überlassen wurde, ungehindert fressen. Auf riesigen Flächen starben Fichtenwälder ab, braune Baumleichen blieben zurück. Ein Anblick, den im Erweiterungsgebiet des Nationalparks viele nicht haben wollten.   Die Erweiterung kam dennoch. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen hatte man erkannt, dass sich dort, wo der Borkenkäfer die Nadelwälder vernichtet hatte, auf natürlichem Weg neue, attraktivere Wälder entwickelten. Vor allem aber hatte sich, so lassen es die Aussagen der Bürgermeister und des Landrats erkennen, längst die Erkenntniss durchgesetzt, dass der Nationalpark für die gesamte Region in vielerlei Hinsicht ein enormer Gewinn ist.   „Es hat sich hervorragend entwickelt“, bilanziert Helmut Vogl. Der 59-Jährige Bürgermeister von St. Oswald-Riedlhütte kennt die Nationalparkdiskussion von Anfang an. Sie sei am Anfang kontrovers und „nicht einfach“ gewesen. Heute jedoch identifizierten sich 80 Prozent der Menschen vor Ort mit dem Nationalpark, so seine Einschätzung.   Alle Bürgermeister im Nationalparkgebiet kennen die Ängste, beispielsweise die, dass niemand mehr den Wald betreten oder Pilze sammeln darf. „Das ist alles Käse“, sagt Herbert Schreiner, Bürgermeister von Frauenau: „Kein Mensch interessiert sich, ob wir Schwammerl suchen.“ Betretungseinschränkungen gebe es lediglich im Winter und in Ruhezonen für Haselhuhn und Auerhahn, beides Arten, die im Spessart nicht vorkommen. Ansonsten spiele das Thema im Nationalparkalltag so gut wie keine Rolle.   Wichtig, das betonen alle Bürgermeister aus dem Nationalparkgebiet, sei die verständnisvolle und enge Zusammenarbeit der Nationalparkleitung mit den Kommunen. „Wenn das läuft, ist ein Nationalpark ein Segen“, sagt Gerti Menigat, seit 14 Jahren Bürgermeisterin von Lindberg. Der Ort hat 2400 Einwohner – und zählt 100 000 Übernachtungen pro Jahr. Eine Größenordnung, die etwa auch auf die übrigen Gemeinden im Nationalparkgebiet zutrifft. Kein Wunder, dass sämtliche Bürgermeister davon sprechen, dass heute der Tourismus das Hauptstandbein ihrer Gemeinden ist.   Alfons Schinabeck, 50 Jahre alt und Bürgermeister von Neuschönau, sagt, dass aus seiner Gemeinde rund 30 Menschen direkt beim insgesamt rund 200 Arbeitsplätze bietenden Nationalpark beschäftigt sind. Vie bedeutender sei jedoch eine andere Zahl: In Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungsbereich hängten die Arbeitsplätze von rund 500 der 2300 Einwohner von Neuschönau indirekt vom Nationalpark ab, schätzt der Bürgermeister.   1,2 Millionen Besucher zählt der Nationalpark Bayerischer Wald pro Jahr. Angelockt werden sie nicht nur durch die Natur, sondern auch durch eine Vielzahl an Einrichtungen, die durch den Nationalpark selbst oder durch Investoren gebaut wurden. Infozentren, Walderlebnishäuser, Naturspielplätze, Museen, Tiergehege, ein Baumwipfelpfad. Der Nationalpark sei ein „toller Projektpartner“, sagt Schinabeck. Erst in diesem Jahr habe man zusammen ein Holzfest veranstaltet. Es kamen 10 000 Besucher. „Lieber lebt's, bevor nichts passiert“, sagt der Bürgermeister dazu.    „Wir müssen froh sein, dass wir den Nationalpark haben“, ist auch Ernst Kandlbinder überzeugt. Den Mehrwert des Nationalparks könne „man mit Geld nicht bezahlen“. Seine Amtskollegin Menigat unterstreicht, dass der Nationalpark nicht nur für Besucher, sondern vor allem auch für Einheimische eine Attraktion sei. Sie sei schon fast in der ganzen Welt unterwegs gewesen, so die 57-Jährige. Ein solches Netz an Wander- und Radwegen, wie es der Nationalpark im Bayerischen Wald unterhalte, habe sie nirgendwo erlebt.   Doch gibt es wirklich keinerlei Einschränkungen, die ein Nationalpark den Gemeinden bringt? „Da fällt mir nichts Schwerwiegendes ein“, sagt Sebastian Gruber, der 34-jährige Landrat des Landkreises Freyung-Grafenau. Die Region lebe sehr gut mit dem Nationalpark. Der Nationalpark sei „viel mehr als nur Naturschutz“, nämlich ein enormer Wirtschaftsfaktor und nicht zuletzt eine „Erweiterung der Lebensqualität“ der Einheimischen.   Die Aussagen der den verschiedensten politischen Lagern angehörenden Bürgermeister der Nationalparkgemeinden ergeben ein derart einmütiges Bild, wie man es aus der Kommunalpolitik zu einem Thema nicht häufig findet. Dass im Spessart nun kontrovers über einen möglichen Nationalpark diskutiert wird, verwundert die Kommunalpolitiker aus dem Bayerischen Wald nicht. Denn dort war es zu Beginn nicht anders.  Heute sieht man das Thema überwiegend mit völlig anderen Augen: „Ich kann aus gemeindlicher Sicht gewiss nichts Negatives über den Nationalpark sagen. Die Kritiker mussten anerkennen, das das, was sie heraufbeschworen haben, nicht eingetreten ist“, so das Fazit von Karlheinz Roth, CSU-Bürgermeister von Spiegelau.  Sein Neuschönauer Amtskollege Schinabeck sagt: „Ich sehe kein Argument gegen einen Nationalpark, das bei ehrlicher Betrachtung noch stichhaltig ist.“ Welchen Rat würden die Kommunalpolitiker aus dem Bayerischen Wald nun den Spessartern geben? „Sie sollten sich auf das Thema einlassen“, sagt Landrat Gruber kurz und knapp.  Die Bürgermeister raten ihren Amtskollegen aus dem Spessart dringend, in den Bayerischen Wald zu kommen und sich aus erster Hand zu informieren. Helmut Vogl, der Rathauschef aus Neuschönau: „Dann wisst Ihr, wie es wirklich ist.“
    Das Verlassen von Wegen wird unter Strafe gestellt, das Sammeln von Pilzen verboten; Arbeitsplätze gibt es bestenfalls ein paar, Brennholz dagegen keines mehr – Solche und ähnliche Aussagen sind seit einigen Wochen im Spessart zu hören, wenn es darum geht, die offenbar vorhandene Ansicht der Staatsregierung zu torpedieren, die den Spessart als eine denkbare Kulisse für einen dritten Nationalpark in Bayern erachtet. Doch stimmen diese Aussagen auch? Eine Umfrage dieser Zeitung unter denen, die es wissen müssen, zeigt, dass an vielen Befürchtungen wenig bis nichts dran ist. Die Einschränkungen, die manche Skeptiker mit einem Nationalpark verbinden, spielen in der Praxis offenbar kaum eine Rolle. Wohl auch deshalb fügen sich gut 45 Jahre nach der Gründung und knapp 20 Jahre nach der Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald die Einschätzungen der dortigen Bürgermeister zu einem einzigen Loblied auf die Institution Nationalpark zusammen. Ohne diesen, so der Tenor, wäre die Region nicht die, die sie heute ist. Freilich war und ist der Nationalpark auch im Bayerischen Wald ein kontrovers diskutiertes Thema. Insbesondere die deutliche Erweiterung des 1970 als erstes Schutzgebiet dieser Art in Deutschland gegründeten Parks im Jahr 1997 ließ die Emotionen hochkochen. Zankapfel war damals vor allem ein Aspekt, der im von Laubholz dominierten Hochspessart freilich keine ernst zu nehmende Rolle spielen dürfte: der Borkenkäfer. Das auf Nadelholz spezialisierte Schadinsekt konnte dort, wo die Natur sich selbst überlassen wurde, ungehindert fressen. Auf riesigen Flächen starben Fichtenwälder ab, braune Baumleichen blieben zurück. Ein Anblick, den im Erweiterungsgebiet des Nationalparks viele nicht haben wollten. Die Erweiterung kam dennoch. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen hatte man erkannt, dass sich dort, wo der Borkenkäfer die Nadelwälder vernichtet hatte, auf natürlichem Weg neue, attraktivere Wälder entwickelten. Vor allem aber hatte sich, so lassen es die Aussagen der Bürgermeister und des Landrats erkennen, längst die Erkenntniss durchgesetzt, dass der Nationalpark für die gesamte Region in vielerlei Hinsicht ein enormer Gewinn ist. „Es hat sich hervorragend entwickelt“, bilanziert Helmut Vogl. Der 59-Jährige Bürgermeister von St. Oswald-Riedlhütte kennt die Nationalparkdiskussion von Anfang an. Sie sei am Anfang kontrovers und „nicht einfach“ gewesen. Heute jedoch identifizierten sich 80 Prozent der Menschen vor Ort mit dem Nationalpark, so seine Einschätzung. Alle Bürgermeister im Nationalparkgebiet kennen die Ängste, beispielsweise die, dass niemand mehr den Wald betreten oder Pilze sammeln darf. „Das ist alles Käse“, sagt Herbert Schreiner, Bürgermeister von Frauenau: „Kein Mensch interessiert sich, ob wir Schwammerl suchen.“ Betretungseinschränkungen gebe es lediglich im Winter und in Ruhezonen für Haselhuhn und Auerhahn, beides Arten, die im Spessart nicht vorkommen. Ansonsten spiele das Thema im Nationalparkalltag so gut wie keine Rolle. Wichtig, das betonen alle Bürgermeister aus dem Nationalparkgebiet, sei die verständnisvolle und enge Zusammenarbeit der Nationalparkleitung mit den Kommunen. „Wenn das läuft, ist ein Nationalpark ein Segen“, sagt Gerti Menigat, seit 14 Jahren Bürgermeisterin von Lindberg. Der Ort hat 2400 Einwohner – und zählt 100 000 Übernachtungen pro Jahr. Eine Größenordnung, die etwa auch auf die übrigen Gemeinden im Nationalparkgebiet zutrifft. Kein Wunder, dass sämtliche Bürgermeister davon sprechen, dass heute der Tourismus das Hauptstandbein ihrer Gemeinden ist. Alfons Schinabeck, 50 Jahre alt und Bürgermeister von Neuschönau, sagt, dass aus seiner Gemeinde rund 30 Menschen direkt beim insgesamt rund 200 Arbeitsplätze bietenden Nationalpark beschäftigt sind. Vie bedeutender sei jedoch eine andere Zahl: In Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungsbereich hängten die Arbeitsplätze von rund 500 der 2300 Einwohner von Neuschönau indirekt vom Nationalpark ab, schätzt der Bürgermeister. 1,2 Millionen Besucher zählt der Nationalpark Bayerischer Wald pro Jahr. Angelockt werden sie nicht nur durch die Natur, sondern auch durch eine Vielzahl an Einrichtungen, die durch den Nationalpark selbst oder durch Investoren gebaut wurden. Infozentren, Walderlebnishäuser, Naturspielplätze, Museen, Tiergehege, ein Baumwipfelpfad. Der Nationalpark sei ein „toller Projektpartner“, sagt Schinabeck. Erst in diesem Jahr habe man zusammen ein Holzfest veranstaltet. Es kamen 10 000 Besucher. „Lieber lebt's, bevor nichts passiert“, sagt der Bürgermeister dazu. „Wir müssen froh sein, dass wir den Nationalpark haben“, ist auch Ernst Kandlbinder überzeugt. Den Mehrwert des Nationalparks könne „man mit Geld nicht bezahlen“. Seine Amtskollegin Menigat unterstreicht, dass der Nationalpark nicht nur für Besucher, sondern vor allem auch für Einheimische eine Attraktion sei. Sie sei schon fast in der ganzen Welt unterwegs gewesen, so die 57-Jährige. Ein solches Netz an Wander- und Radwegen, wie es der Nationalpark im Bayerischen Wald unterhalte, habe sie nirgendwo erlebt. Doch gibt es wirklich keinerlei Einschränkungen, die ein Nationalpark den Gemeinden bringt? „Da fällt mir nichts Schwerwiegendes ein“, sagt Sebastian Gruber, der 34-jährige Landrat des Landkreises Freyung-Grafenau. Die Region lebe sehr gut mit dem Nationalpark. Der Nationalpark sei „viel mehr als nur Naturschutz“, nämlich ein enormer Wirtschaftsfaktor und nicht zuletzt eine „Erweiterung der Lebensqualität“ der Einheimischen. Die Aussagen der den verschiedensten politischen Lagern angehörenden Bürgermeister der Nationalparkgemeinden ergeben ein derart einmütiges Bild, wie man es aus der Kommunalpolitik zu einem Thema nicht häufig findet. Dass im Spessart nun kontrovers über einen möglichen Nationalpark diskutiert wird, verwundert die Kommunalpolitiker aus dem Bayerischen Wald nicht. Denn dort war es zu Beginn nicht anders. Heute sieht man das Thema überwiegend mit völlig anderen Augen: „Ich kann aus gemeindlicher Sicht gewiss nichts Negatives über den Nationalpark sagen. Die Kritiker mussten anerkennen, das das, was sie heraufbeschworen haben, nicht eingetreten ist“, so das Fazit von Karlheinz Roth, CSU-Bürgermeister von Spiegelau. Sein Neuschönauer Amtskollege Schinabeck sagt: „Ich sehe kein Argument gegen einen Nationalpark, das bei ehrlicher Betrachtung noch stichhaltig ist.“ Welchen Rat würden die Kommunalpolitiker aus dem Bayerischen Wald nun den Spessartern geben? „Sie sollten sich auf das Thema einlassen“, sagt Landrat Gruber kurz und knapp. Die Bürgermeister raten ihren Amtskollegen aus dem Spessart dringend, in den Bayerischen Wald zu kommen und sich aus erster Hand zu informieren. Helmut Vogl, der Rathauschef aus Neuschönau: „Dann wisst Ihr, wie es wirklich ist.“ Foto: Foto: Sonja Demmler

    Das Verlassen von Wegen wird unter Strafe gestellt, das Sammeln von Pilzen verboten; Arbeitsplätze gibt es bestenfalls ein paar, Brennholz dagegen keines mehr - solche und ähnliche Aussagen sind seit einigen Wochen im benachbarten Spessart zu hören, wenn es darum geht, die offenbar vorhandene Ansicht der Staatsregierung zu torpedieren, die Spessart oder Rhön als denkbare Kulisse für einen dritten Nationalpark in Bayern erachtet.

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