• Kann ein suspendierter Priester weiter als Priester tätig sein?
Die Suspendierung verbietet die Ausübung der Weihe- und Leitungsvollmacht, betrifft also die Feier der Spendung der Sakramente sowie Leitungsfunktionen in der Kirche. Die Suspendierung schließt aber nicht generell von der Teilnahme am kirchlichen Leben aus.
• Darf ein suspendierter Priester in Notfällen sein Amt ausüben?
Auch ein suspendierter Priester ist berechtigt, in Notfällen (Todesgefahr) das Bußsakrament zu spenden. Die Taufe kann im Notfall ohnehin jeder spenden, der die entsprechende Intention hat. Für die Feier der Eucharistie sieht das Kirchenrecht keine ausdrückliche Ausnahmeregelung vor. Allein der Wunsch der Gläubigen ist jedenfalls nicht ausreichend, damit ein suspendierter Priester die Eucharistie erlaubt feiern könnte.
• Was bedeutet die Laisierung eines Priesters?
Priester, die wegen der Aufgabe der Zölibatsverpflichtung aus dem Amt scheiden, können einen Antrag auf Laisierung in Rom stellen. Die Laisierung ist die Entpflichtung vom Zölibat und von den mit der Weihe verbundenen Aufgaben. Der Ortsbischof kann den Laisierten danach zu verschiedenen kirchlichen Aufgaben, etwa der Erteilung des Religionsunterrichts, zulassen. Dem laisierten Priester kommen alle Rechte und Pflichten in der Kirche zu wie jedem Katholiken. Von über 1000 Priestern im Bistum Würzburg wurden in den vergangenen Jahrzehnten 20 laisiert.
• Warum darf ein evangelischer Pfarrer, der zur katholischen Kirche wechselt, in Ehe und Familie leben?
Die Weihen verheirateter, vormals evangelischer Pfarrer zu katholischen Priestern sind immer Einzelfälle mit Ausnahmecharakter. Man kann einem konvertierten Geistlichen nicht zumuten, seine bestehende Ehe aufzugeben. Diese Priester werden in der Regel in der Sonderseelsorge eingesetzt, nicht aber in der normalen Pfarrseelsorge.
• Zahlt die katholische Kirche Alimente für Kinder von Priestern?
Zahlungen der Kirche für Kinder von Priestern gibt es im Bistum Würzburg nicht. Ein katholischer Priester, der Vater eines Kindes ist, regelt selbst Unterhaltspflicht und Sorgerecht für sein Kind.
• Verschweigt die katholische Kirche die Zahlen über Priester, die Vater eines Kindes sein sollen?
Zahlen über Priester, die Vater eines Kindes sein sollen, kann das Bistum Würzburg nicht vorlegen. Das Bistum stellt keine gezielten Nachforschungen an und lehnt inquisitorische Maßnahmen ab. Ein Priester, der Vater ist, muss dies nicht melden. Auf der Lohnsteuerkarte der Priester sind keine Kinder vermerkt.
• Werden anonyme E-Mails beachtet?
Grundsätzlich werden anonyme Mitteilungen im Bischöflichen Ordinariat nicht beachtet. Bezüglich Pfarrer Sell gab es keine anonyme E-Mail. Vielmehr wurde der Bischof vor zwei Jahren in einem persönlichen Gespräch informiert und hat daraufhin den direkten Kontakt zu Pfarrer Sell gesucht. Dieser hat ihm dann mitgeteilt, dass er in keiner engeren Beziehung zu einer Frau lebe. In der vergangenen Woche hat Sell dann in einem Telefonat mit Domkapitular Heinz Geist die Situation mitgeteilt. Daraufhin kam es zum Gespräch zwischen Bischof und Sell und der folgenden Suspendierung.
• Befürwortet die Kirche eine Abtreibung, wenn ein Priester Vater wird?
Zur Abtreibung gilt für jeden Priester wie für jeden Christen und letztlich für alle Menschen: Sie ist ein Verbrechen gegenüber der Würde des menschlichen Lebens.