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LKR. BAD KISSINGEN: Kissinger Hausärzte für Ausstieg

LKR. BAD KISSINGEN

Kissinger Hausärzte für Ausstieg

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    Wer in den vergangenen Wochen den Streit um die Honorare der bayerischen Hausärzte verfolgte, konnte den Eindruck gewinnen, die Auseinandersetzung finde weit entfernt, in München, statt. Lange wird sich dieser Eindruck nicht mehr halten können. Am Mittwoch kommen einige tausend bayerische Hausärzte in Nürnberg zusammen, um abzustimmen, ob sie ihre Kassenzulassungen zurückgeben. Unter ihnen werden auch etliche Mediziner aus dem Landkreis Bad Kissingen sein.

    80 Prozent der Hausärzte im Bäderkreis seien zum Ausstieg bereit, schätzt Dr. Ewald Schlereth aus Oberthulba. Bayernweit, so ergänzt der Vertreter der Region im Hausärzteverband, müssten sich mindestens 60 Prozent seiner Kollegen für einen Ausstieg aussprechen. Erst dann könne er zustande kommen.

    Die Stimmungslage unter den 80 bis 85 Allgemeinärzten im Kreis beschreibt Schlereth als angespannt. „Jeder hat Herzklopfen dabei“, erklärt der Arzt für Allgemeinmedizin. Der geplante Ausstieg aus der bisherigen Abrechnungspraxis mit den Kassen beschert dem eher als konservativ eingeschätzten Berufsstand ja auch in der Tat große Ungewissheit.

    Dass die kassenärztliche Versorgung auf dem Land zusammenbreche, wenn die erforderlichen 60 Prozent Hausärzte für den Ausstieg stimmen, müssten Patienten akut nicht befürchten, erklärt Schlereth. Er und seine Kollegen würden zunächst einige Zeit weiter Kassenärzte bleiben, denn „da gibt's Fristen.“

    „Jeder hat Herzklopfen dabei.“

    Dr. Ewald Schlereth über die Stimmungslage seiner Arztkollegen

    Die Verantwortung dafür, dass der Konflikt um die Honorierung der Hausärzten so tief geworden ist, sieht Schlereth nicht nur bei den Kassen. Dass diese aktuell ihre Verträge mit den Hausärzten kündigen, mache zwar deutlich, wie sehr es darum gehe „Macht zu zeigen“ und die Ärzte zu gängeln. Letztlich, meint Schlereth, sei aber die Politik „schuld an dem Desaster“. Die habe versäumt, rechtzeitig Lösungen zu sichern. Möglichkeiten habe es durchaus gegeben. Mit ausgelöst habe die Probleme zudem die Kassenärztliche Vereinigung (KV). Die ist für die Verteilung der Honorare unter den Ärzten verantwortlich. Wie das geht, sei aber undurchschaubar geworden. Das System der KV habe daher „das Vertrauen der Kollegen verloren“.

    In den Grundzügen teilt Dr. Herbert Schulze, der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands, diese Einschätzung der KV. Deren Abrechnungssystem sei einfach „so unübersichtlich geworden, dass kein Mensch mehr durchblickt“.

    Den angedrohten Ausstieg der Hausärzte sieht Schulze dennoch kritisch – auch wenn er selbst nicht mehr aktiv und als früherer Orthopäde nicht betroffen ist. Durch diesen Schritt entstehe nur „ein rechtsfreier Raum“.

    Persönlich glaubt Schulze nicht, dass die für die Rückgabe der Kassenzulassungen nötigen 60 Prozent Zustimmung der bayerischen Hausärzte erreicht werden. Sollten wirklich Kassenzulassungen zurückgegeben werden, stünden vor allem in den attraktiven Zentren interessierte Ärzte oder Institutionen wie Medizinische Versorgungszentren zur Übernahme der Kassensitze bereit.

    Auf dem flachen Land in Kissingen, sagt Schulze, sei die Bereitschaft zum Ausstieg bestimmt höher. Da sind Kassensitze ja auch längst nicht mehr so begehrt.

    •Das Thema Seite 8

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