(as) Der Mohn ist aufgegangen. Richtung Seeshof, in der Nähe der Fischweiher, blüht ein üppiges Getreide-Klatschmohnfeld, das viele staunende Besucher anzieht. Es erinnert an die berühmten Mohnfelder-Gemälde von Claude Monet, der in den 1860er Jahren seinem Freund Bazille den Rat gab: „Es gibt augenblicklich sehr schöne Blumen, malen Sie doch auch welche.“ Rot leuchtende Klatschmohnköpfe blühen in diesen Wochen auf Feldern, Wiesen und an Straßenböschungen. Mit den Römern kam der aparte Frühsommerblüher einst nach Deutschland. Der einstige „Neubürger“ bereichert die heimische Pflanzenwelt und gilt inzwischen als eingebürgert. Denn nur Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 nach Mitteleuropa gelangen, werden heute als Neophyten (wörtlich „Neupflanzen“) bezeichnet. Lange hieß es, dass der Klatschmohn vielerorts verdrängt ist, weil in der Landwirtschaft zu viel Dünger und Herbizide verwendet werden. „Denn Herbizide, die man in Getreideäcker einsetzt, unterdrücken zweikeimblättrige Pflanzen, zu denen der Klatschmohn zählt“, so Ingo Queck von der Kreisgruppe des Bund Naturschutz. Dass er heute wieder öfter zu sehen ist, verdankt er so genannten Ackerrandstreifenprogrammen. Die Landwirte werden seit einigen Jahren gefördert, wenn sie an Ackerrändern weder Dünger noch Herbizide ausbringen. Gestiegen sei auch die Zahl ökologischer Betriebe, die mit wenig oder gar keinen Herbiziden arbeiten. „Auf diesen Äckern fühlt sich der Klatschmohn außerordentlich wohl“, so Queck weiter. Im englischsprachigen Raum steht der Klatschmohn für im Krieg gefallene Soldaten. Das geht zurück auf das populäre Gedicht „In Flanders Fields“ (Auf Flanderns Feldern), das der kanadische Sanitätsoffizier John McCrae einem im Ersten Weltkrieg gefallenen Freund widmete, an dessen Todestag die Klatschmohnfelder rot leuchteten. McCrae veranschaulicht im Gedicht die Sinnlosigkeit des Krieges. Der Klatschmohn galt früher auch als bedeutsame Heilpflanze, außerdem dienten seine Blütenblätter zur Herstellung roter Tinte. Noch heute werden sie in Tees verwendet. Nichts gemein hat der Klatschmohn mit dem rosa blühenden Schlafmohn, aus dem Rauschgift gewonnen werden kann. Einzelne Blüten des Klatschmohns können bis in den beginnenden Herbst zu sehen sein.
HAMMELBURG