Emsiges Treiben herrscht in den Räumen, durch die Geschäftsführer Thomas Ulsamer führt. Überall stehen große Tankgebinde, brodelt es in großen stählernen Bottichen, und Mitarbeiter sind mit der Herstellung von Klebstoff beschäftigt. Wasserlöslich muss er sein und vor allem gut kleben - die Oberwildfleckener verstehen ihr Handwerk. Die Klebstoffe aus dem Thüringer Weg finden bei der Papierindustrie regen Zuspruch.
Geklebt wird mit den Grünig-Produkten von der kleinen Hülse für das Klopapier bis zu Kartonagen und Ordnern alles, was die papierverarbeitende Industrie herstellt. Einer der vielen Kunden von Thomas Ulsamer ist unter anderem auch der Oberwildfleckener Papierhülsenhersteller Paul & Co.
"Wir sind das letzte nicht konzerngebundene, inhabergeführte Unternehmen in dieser Branche in Deutschland", erzählt Thomas Ulsamer nicht ohne Stolz. Denn die Firma mit ihren 14 Mitarbeitern, die sein Vater aufgebaut hat, produziert pro Jahr 27 000 Tonnen Klebstoffe und behauptet sich damit gegen große Industriefirmen wie Henkel.
Die Spezialität der Oberwildfleckener Grünig OHG ist nicht nur die Entwicklung und Herstellung hochwertiger Spezialleime für komplexe Anwendungen in der papierverarbeitenden Industrie. Leime für die Produktion von Gipskartonplatten und die Herstellung von Tinten für Großschrift-Geräte sind weitere Produktionsschwerpunkte. Anfang der 60er Jahre hatte Thomas Ulsamers Vater die Grünig OHG in Roth bei Nürnberg gekauft. Damals und bis Ende der 70er Jahre war die Firma noch als Spezialist für die Befüllung von Spraydosen tätig.
Im Jahr 1977 wurde dann das Gebäude in Oberwildflecken gekauft und man verlegte sich ab 1988, als Thomas Ulsamer als Juniorchef in die Firma eintrat, auf die Produktion hochwertiger Leime. Damit ist man nun so erfolgreich, dass der Platz in Oberwildflecken nicht mehr ausreicht. Aus diesem Grund zieht die Firma auch im Frühjahr nächsten Jahres in das ehemalige Gebäude des Caravan Service Centers im Industriegebiet im Bad Kissinger Stadtteil Albertshausen um. Das sei für die Bedürfnisse der Firma ideal, wie Thomas Ulsamer meint, und biete genügend Erweiterungspotenzial. In diesem Zusammenhang legt Ulsamer Wert auf einen ausdrücklichen Dank an die Genehmigungsbehörden. "Vor allem Wirtschaftsförderer Gerhard Karg vom Landratsamt hat uns sehr geholfen", freut er sich, dass die im Frühjahr begonnenen Planungen für den Umzug schnell abgeschlossen wurden.
Das Wohnhaus von Thomas Ulsamer, das seiner Mutter und die Fabrikhallen sind derweil schon komplett verkauft. Der neue Käufer wird die Hallen für seine Zwecke nutzen. Ulsamer selber, der in Bad Kissingen aufgewachsen ist, wird auch mit seiner Familie wieder in die Kurstadt ziehen.
Ein Umzug in das Gelände der ehemaligen Rhönkaserne, wie er im Programm Stadtumbau West für Oberwildflecken angedacht war, sei allerdings nie eine Alternative gewesen, so Ulsamer, der sich auf die Herausforderung in Albertshausen freut, auch wenn sie ihm in den nächsten Monaten noch eine Menge Stress in Sachen Ausbau und Umzug bescheren wird.