Am Mittwoch meldete die Medis Vitalis Klinik in der Menzelstraße Insolvenz an. Dies bestätigte deren kaufmännischer Leiter Richard Voigt auf Nachfrage der Main-Post. Dieser Schritt sei recht kurzfristig beschlossen worden, sagte Voigt.
Die Ursache dafür sieht der kaufmännische Leiter in der Entscheidung der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg (DRV), die Kissinger Klinik Vitalis nach dem 31. März 2012 nicht mehr mit Patienten zu belegen. Die DRV als Eigentümer der Immobilie hatte einen Mietkauf mit dem neuen Besitzer vereinbart und eine gestaffelte Belegung über drei Jahre mit 50, 40, 30 Prozent zugesichert. Diese Frist lief Ende 2011 aus.
Vorstandsentscheidung
Vor einer Woche habe die DRV Berlin-Brandenburg in einer Vorstandssitzung beschlossen, nach dem 31. März 2012 keine Belegung mehr zu garantieren. Darüber, so Voigt, sei die Geschäftsführung der Klinik Vitalis Anfang dieser Woche informiert worden.
Am Donnerstag und Freitag vergangener Woche trat der Vorstand der DRV Berlin-Brandenburg zusammen. Im Vorfeld dieser Vorstandssitzung sei ein Gespräch mit Eckart Friedel und Richard Voigt geführt worden, sagte Karl-Heinz Klocke, Pressesprecher der DRV auf Nachfrage. Ihnen war zugesagt worden, dass die Kissinger Klinik Vitalis ein Thema sein werde.
Der Beschluss des Vorstands, die Klinik über den 31. März hinaus nicht mehr zu belegen, sei der Geschäftsleitung von Medis Vitalis zeitnah mitgeteilt worden, sagte der DRV-Pressesprecher.
Daraufhin fand am Dienstag laut Voigt eine Personalversammlung statt, in der die Belegschaft der Vitalis-Klinik mit rund 70 Mitarbeitern und fünf Ärzten (drei in Vollzeit) informiert wurden, dass Insolvenz angemeldet werde.
Unglaubliche Schicksale seien damit verbunden, ist sich Voigt im Klaren. Denn viele Mitarbeiter hätten schon in der Klinik gearbeitet, als sie noch von der DRV betrieben wurde. „Manche waren Jahrzehnte im Haus“.
Finanzielle Verpflichtungen habe die DRV Berlin-Brandenburg den Mitarbeitern gegenüber nicht mehr, erläuterte Klocke. Denn die seien zur jetzigen Betreiberfirma, der Vitalis Medical Resort GmbH, übergegangen. Sie war die Nachfolgerin von Medis Vitalis International Ltd. & Co. KG, die Anfang 2009 zunächst als Betreiber der Klinik antrat. Vor einem Jahr hatte das Amtsgericht Schweinfurt über diese Firma die Insolvenz eröffnet.
Hoffnung noch nicht aufgegeben
Noch hat der kaufmännische Leiter die Hoffnung nicht aufgegeben, die Insolvenz vielleicht doch noch abwenden zu können. Seit August 2011 sei die Klinik in Verhandlungen mit den Krankenkassen. „Wir waren mittendrin“, so Voigt. Diese Verhandlungen versuche er nun zu beschleunigen. Auch habe er eine Anfrage bei der DRV Berlin-Brandenburg laufen, ob eine Verlängerung der Belegung nach dem 31. März möglich wäre.
Außerdem will Voigt nach eigenem Bekunden die Bayerische Rentenversicherung anschreiben in der Hoffnung auf einen Rettungsschirm, „wie in Griechenland“.
Im Jahre 2008 wollte die DRV Berlin-Brandenburg die damalige Wissel-Klinik verkaufen. Dazu kam es nicht, man einigte sich auf Mietkauf, sagte Pressesprecher Klocke. Doch dann sei die Klinik in stürmisches Fahrwasser gekommen. Unterschiedliche Auffassungen hatten zu Zwistigkeiten in der Geschäftsleitung der Klinik geführt, die teilweise in juristische Auseinandersetzungen mit finanziellen Forderungen mündeten.
Grundstück und Gebäude gehören immer noch der DRV Berlin-Brandenburg, sagte Klocke. Das Inventar sei Eigentum des Betreibers.
Den Belegungsverpflichtungen sei die DRV nachgekommen, habe im Wege der Freiwilligkeit die Frist sogar bis 31. März 2012 verlängert, so der Pressesprecher. Nun müsse man abwarten, zu welchem Ergebnis der Insolvenzverwalter kommt. Dann, so Klocke, „müssen wir überlegen, was mit der Immobilie wird“.