Vergeblich rüttelten in den vergangenen Monaten Besucher an der Tür der Klosterkirche Altstadt. Das Portal war verschlossen, seitdem sich die Franziskaner im Herbst 2014 verabschiedet hatten.
Fast auf den Tag genau ein Jahr später soll es wieder zur inneren Einkehr offen stehen. Und zwar wochentags von 9.30 bis 17 Uhr. Am kommenden Montag, 7. Dezember, findet um 18 Uhr ein Gottesdienst zu Ehren der Kirchenpatronin statt.
„Die Kirche hat eine große Anziehungskraft“, sagt Pfarrer Thomas Eschenbacher von der Pfarreiengemeinschaft Sieben Sterne. Ihm ist der Erhalt wichtig. „Gerade angesichts des Stadtjubiläums 1300 Jahre Hammelburg sind wir in der Pflicht“, sagt der Geistliche.
Viele Menschen verbinden zentrale Lebensereignisse mit dem Gotteshaus. Erst neulich habe er bei einer Besprechung auf dem Kirchplatz ein Ehepaar getroffen, das sich gerne den Ort angeschaut hätte, wo beide Partner getauft wurden und vor 47 Jahren den Bund der Ehe geschlossen haben. „Die habe ich natürlich hereingelassen“, gibt der Seelsorger zu verstehen.
Nach dem Abzug der Franziskaner ist das Kloster der Musikakademie zugefallen, die Kirche der Kirchengemeinde Hammelburg (wir berichteten). Freunde des Klosters hätten sich für eine Öffnung stark gemacht.
Damit treffen sie den Nerv von Eschenbacher. „Ich mag keine geschlossenen Kirchen“, betont er. Allerdings warnt er vor zu hohen Erwartungen an die Kirchengemeinde.
Den Orden mit seiner eigenen Lebenswelt könne man nicht ersetzen. Dazu verfüge man nicht über ausreichend Personal und auch nicht die Mittel.
„Eigentlich hat die ganze Region Verantwortung“, findet Eschenbacher. Aus dem Umkreis kamen die Gläubigen. Einfach nur den Weiterbestand der Kirche zu wünschen, ohne etwas dafür zu tun, reiche nicht, so Eschenbacher.
Bis zum Abzug hielten die Franziskaner Gottesdienste und nahmen schon mal spontan die Beichte ab, wenn jemand klingelte. Die Einstellung der Angebote „hat die Pfarreiengemeinschaft beflügelt“, sagt Eschenbacher. Für ein zeitgemäßes Beichtangebot denkt er daran, den Stuhl in der Stadtpfarrkirche umzubauen.
Geplant ist, in der Klosterkirche ein „Mindestmaß“ an pastoralem Angebot zu erhalten. Bei genügend Engagement sei vieles möglich. Schon ausgemacht sind Gottesdienste an Palmsonntag, die Markusprozession und die Einbindung des Kreuzweges. Zum Stadtjubiläum gibt es im Oktober 2016 eine kirchenmusikalische Woche. Denkbar wären Jugendgottesdienste, Dekanatsseniorentreffen und Kirchenführungen. Noch diskutiert werden müsse die Verlegung regulärer Gottesdienste aus der Stadtpfarrkirche. Davon ist Eschenbacher kein großer Freund.
Beheizung problematisch
Hochzeiten werde es nicht geben. Die erforderliche Organisation sprenge den Rahmen. Bei der Ausrichtung von Konzerten seien die Energiekosten zu bedenken. Ein „offenes Problem (Eschenbacher) ist der Erhalt der Ölbilder, wenn die Kirche im Wechsel zur gängigen Kühle auf über zehn Grad Celsius geheizt werde. Dazu befinde man sich mit der Diözese im Gespräch.
Immerhin gab es von der Diözese einen Grundstock für Schönheitsreparaturen. Ein Team hat im Eingangsbereich schon mal Hand angelegt. „Der Innenraum könnte einen neuen Innenanstrich vertragen“, sagt der Geistliche. Doch das liege wohl ebenso in der Ferne wie eine Komplettsanierung. Für den laufenden Unterhalt bittet Eschenbacher um Großzügigkeit bei der Kollekte.