Explosion, Detonation? Zwei Mal kurz hintereinander knallte es am frühen Donnerstagabend am Himmel über Bad Neustadt und Münnerstadt extrem laut, Scheiben klirrten, mancher Gegenstand auf Balkon oder Terrasse wackelte gar. Zahlreiche Menschen liefen besorgt auf die Straße, um nachzusehen, was passiert ist. Schon kurz nach dem charakteristischen Doppel-Knall beim Durchbrechen der Schallmauer wurde auf Facebook und Twitter unablässig gepostet, getwittert und dabei die besorgte Frage gestellt: „Was ist denn los?“ Einige Nutzer berichteten sogar von Schäden an ihren Fenstern.
Viele Spekulationen
Aus zahlreichen Orten der Rhön, in denen das Durchbrechen der Schallmauer durch Kampfjets hörbar war, wurde gefragt und spekuliert: Artillerieübungen im Truppenübungsplatz Wildflecken, Sprengungen und Explosionen wurden hinter dem Lärm vermutet.
Viele beschrieben auch nur, wie sie den Knall wahrgenommen hatten. Sie wurden im Bad, im Auto oder auf dem Spielplatz mit Kindern davon überrascht und erschreckt. Es gab Berichte von vibrierenden Fensterscheiben, weinenden Kindern, panischen Tieren und von wackelnden Häusern.
Zahllose Nachfragen bei der Polizei
Doch nach mehreren Minuten waren keine Sirenen zu hören, und auch die Bad Neustädter Polizeiinspektion konnte auf Nachfrage zunächst nicht weiterhelfen. Keine Meldung über irgendwelche Unfälle oder anderweitige Unglücksfälle hatte sie zu verzeichnen, dafür aber zahllose Anrufe besorgter Bürger. Eine Vermutung hatten die Beamten in Bad Neustadt aber zu diesem Zeitpunkt doch schon: „Eventuell Tiefflieger, ein Überschallknall“ – und diese Vermutung sollte sich dann auch bestätigen.
Große Aufregung um nichts
Gegen 17.35 Uhr habe das explosionsähnliche Geräusch zunächst undefinierbarer Herkunft für erhebliche Verunsicherung gesorgt, berichtete auf Nachfrage Thomas Kraft, Leiter der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken. Das Polizeipräsidium habe sich daraufhin bei der Deutschen Flugsicherung in Frankfurt erkundigt. Die Nachfrage ergab, dass im Gebiet Bad Neustadt militärische Flugbewegungen der Bundeswehr in einer Höhe von über 36 000 Fuß (gut 10 000 Meter) stattfinden würden. Dabei habe wohl ein Flugzeug die Schallmauer durchbrochen.
Am Ende also große Aufregung um zum Glück nichts – wieso die Luftwaffe aber über diese Übung nicht vorab informierte, was die ganze Aufregung erspart hätte, blieb die Frage. Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte Major Christian Schneider von der Presseabteilung der Luftwaffe, man verstehe natürlich, dass die Bevölkerung durch solche Übung verunsichert werden könnte. Allerdings könne man die Öffentlichkeit im Vorfeld schlecht, beziehungsweise gar nicht über solche Manöver informieren, zumal viele Flüge auch nicht vorhersehbar seien, da sich ständig zahlreiche Einheiten der Luftwaffe in der Luft befänden, um die Sicherheit des Landes zu gewährleisten – so beispielsweise die in Neuburg an der Donau stationierte Alarmrotte.
Im Übrigen würde aus Sicht der Luftwaffe die Landesverteidigung ad absurdum geführt, wenn Flugmanöver vorab in der Öffentlichkeit bekannt gegeben würden.
Landratsamt nicht informiert
So erhalten auch die zuständigen Stellen am Landratsamt keinerlei Informationen über derartige Übungen. „Im Gegensatz zu anderen Manövern werden Luftmanöver nicht angezeigt“, erklärt Wolfgang Harich, der am Landratsamt in Bad Neustadt unter anderem für das Thema Manöver zuständig ist. Er sei am Donnerstagabend als Privatmann genauso erschrocken wie alle anderen auch.
Auch wenn die Luftwaffe also im Vorfeld nicht informierte, hat sie anderseits doch ein Bürgertelefon zum militärischen Flugbetrieb eingerichtet. Unter der kostenfreien Rufnummer Tel. (0800) 8 62 07 30 können sich alle Bürger mit ihren Sorgen, Wünschen oder Beschwerden zum militärischen Flugbetrieb direkt an das Luftfahrtamt der Bundeswehr wenden. Als zentrale Ansprechstelle beantworten die Mitarbeiter der Flugbetriebs- und Informationszentrale als Sonderleistung Fragen zum Thema Fluglärm und Tiefflug. Zudem erteilen sie auf Nachfrage Auskunft über anstehende Flugoperationen der Bundeswehr sowie den Flugbetrieb der Alliierten im Luftraum der Bundesrepublik Deutschland. Das Bürgertelefon im Luftfahrtamt der Bundeswehr steht von Montag bis Donnerstag zwischen 8 und 17 Uhr, freitags zwischen 8 und 12.30 Uhr zur Verfügung.
Kritik und Verständnis
Nachdem die Ursachen des Vorfalls am Donnerstag aufgeklärt waren, fielen die Reaktionen in den sozialen Medien recht unterschiedlich aus. Mancher kritisierte den Überflug von Teilen des Biosphärenreservates aus Gründen des Naturschutzes. Andere äußerten ihr Unverständnis darüber, dass derartige Manöver der Luftwaffe nicht angemeldet werden müssen. Eine dritte Gruppe kommentierte verständnisvoller, dass Übungsflüge zur Ausbildung und Bereitschaft der Streitkräfte durchaus notwendig seien.