Der argentinischen Schriftstellerin und Bühnenautorin Esther Vilar gelang der internationale Durchbruch schon vor fast 30 Jahren, als sie ihr umstrittenes Buch "Der dressierte Mann" veröffentlichte. Die mittlerweile 64-Jährige sorgte auch mit ihren späteren Werken für allgemeine Diskussionen, und sie provozierte die Kritiker mit ihren Bühnenstücken "Die amerikanische Päpstin" (Uraufführung 1984) oder "Tee in Richmond" (1993).
Dennoch waren diese satirischen und psychologisch fein gestrickten Theaterstücke große Publikumserfolge. Die Züricher Gastspieldirektion Bühne 64 hat jetzt "Die amerikanische Päpstin" in ihr Programm aufgenommen, und für die Titelrolle konnte sie eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schauspielerinnen gewinnen: Maria Becker.
Frau Becker, kennen Sie Esther Vilar eigentlich persönlich?
Seit vielen Jahren bin ich mit Esther Vilar eng befreundet, wir telefonieren regelmäßig miteinan- der und diskutieren dann über Gott und die Welt. Ich halte die Vilar für eine großartige Denkerin und Psychologin, die mit der Päp- stin ihr Meisterstück geschrieben hat. Esther Vilar hat sich übrigens eine der Vorstellungen angesehen und stand im Januar an meinem 80. Geburtstag plötzlich neben mir auf der Bühne. Über diese Über- raschung habe ich mich wirklich sehr gefreut.
Haben Sie dieses Stück schon einmal gespielt? Worin sehen Sie die tiefere Aussage des Stückes?
Am Zürcher Schauspielhaus habe ich die Päpstin in der Urauffüh- rung vor gut 15 Jahren gespielt. Schon damals war das Stück eben- so umstritten wie erfolgreich. Das eigentliche Thema der Päpstin ist die Freiheit, die Freiheit, mit der nur die wenigsten Menschen um- gehen können. Deshalb reagierte und reagiert das Publikum oft sehr empfindlich.
Ihnen wurde vor gut drei Jahren der Gold- Topas - die höchste Auszeichnung für eine deutsch- sprachige Schauspielerin - verlie- hen. Tragen Sie dieses besondere Schmuckstück manchmal?
Manchmal? Wann immer sich die Gelegenheit bietet, lege ich mir den Gold-Topas um. Ich glaube aber, dass wohl nur die wenigsten Menschen die Bedeutung dieses Steines kennen.
Frau Becker, haben Sie eigentlich nach Ihrer langen und so überaus erfolgreichen Karriere noch Lampenfieber?
Das Lampenfieber wird mit zuneh- mendem Alter immer stärker, manchmal habe ich vor der Vor- stellung regelrechte Panik-Anfälle. Deshalb habe ich auch immer sehr gerne für Film und Fernsehen ge- arbeitet, denn vor der Kamera kann ich viel ruhiger und gelasse- ner agieren, während auf der Bühne jeder noch so kleine Fehler nicht mehr zu korrigieren ist.