Für den Menschen ist sie absolut ungefährlich. Für Schweine ebenso, wenn sie ausgewachsen und gesund sind. Nicht aber für Hunde und Katzen: Wenn diese Tiere mit Speichel oder Blut eines von der Aujeszkyschen Krankheit befallenen Schweins in Berührung kommen, so sterben sie binnen drei Tagen. Dies geht aus einem Informationsblatt hervor, das das Veterinäramt Bad Kissingen an alle Jäger im Landkreis verschickt hat.
Schweinemäster und -züchter in der Region können jedoch gelassen bleiben: Die Bestände der Hausschweine in Deutschland sind seit zehn Jahren frei von dieser anzeigepflichtigen Seuche. Dazu beigetragen hätten seinerzeit auch Impfungen, erläutert Richard Roider, Veterinäroberrat am Veterinäramt Bad Kissingen.
Wildschweine galten bislang als nicht gefährdet. Nachdem lange Zeit keine Anzeichen der Krankheit gefunden worden waren, seien die Untersuchungen auf diesen Befund hin vor Jahren eingestellt worden, so Roider weiter.
Nun aber habe es aus anderen Bundesländern Hinweise gegeben, dass Schwarzkittel Antikörper des entsprechenden Krankheitskeims, eines Herpes-Virus, in sich trügen. Deshalb werden seit November nun auch Stichproben der erlegten Wildschweine im Landkreis Bad Kissingen getestet.
Und siehe da: Von 201 untersuchten Blutproben waren 22 positiv, wie Veterinärdirektor Bernhard Bundscherer vom Veterinäramt auf Anfrage der Main-Post mitteilte. Das heißt: Bei elf Prozent der untersuchten Wildschweine wurden Antikörper nachgewiesen, die belegen, dass das Tier den entsprechenden Herpes-Virus in sich trägt.
Und dieser verhält sich wie beim Menschen, so Roider: Bei Stress kann er aktiviert werden. Noch nicht so kräftige Frischlinge dürften deshalb an dem Virus sterben, vermutet der Tierarzt.
Ein akut erkranktes Tier wurde im Landkreis Bad Kissingen bislang aber noch nicht nachgewiesen. Auch ist hier noch kein Fall bekannt, dass ein angesteckter Hund wegen des Virus eingegangen wäre. Wohl aber gab es einen Verdachtsfall: einen noch rätselhaften Tod eines Labradors im Nachbarlandkreis Main-Spessart. Das Untersuchungsergebnis über die Todesursache steht allerdings noch aus.
Die Waidmänner im Landkreis haben neben dem Informationsblatt auch Röhrchen für Blutproben erhalten. Von diesen machen sie – aus Sicht des Veterinäramts – erfreulich häufig Gebrauch und liefern Blutproben, die kostenlos untersucht werden.
Dabei geht es den Jägern nicht nur um die Wildschweine, sondern vor allem auch um ihre vierbeinigen Jagdhelfer. Denn wer verliert schon gern einen Hund, den er mühevoll für die Jagd ausgebildet hat? Und für die Nachsuche nach einem angeschossenen Tier ist dieser schier unerlässlich.
„Das ist eine schwierige Situation“, sagt Daniel Lohfink, Vorsitzender der Kreisgruppe Hammelburg des Bayerischen Jagdverbandes. „Aber die Panik bricht jetzt nicht aus bei uns.“ Die Jäger seien informiert und sensibilisiert, aber nicht aufgeregt. Eines werde jetzt sicherlich keiner mehr tun: seinen Hund mit einem Stück frischem Fleisch oder Innereien vom Wildschwein belohnen.
Der Waidmann kann der Seuche sogar eine positive Seite abgewinnen. Vielleicht, so überlegt er, zieht auch der ein oder andere Hundehalter die Konsequenz. Seiner Beobachtung nach sind es nicht wenige, die ihre Hunde im Wald frei laufen lassen – noch . . .
Aujeszkysche Krankheit
Die auch Pseudowut genannte Seuche ist eine anzeigepflichtige Viruserkrankung, die vorrangig bei Schweinen auftritt. Beim Ausbruch in Hausschweinebeständen verursacht sie erhebliche wirtschaftliche Schäden. Für Menschen ist die Aujeszkysche Krankheit (AK) ungefährlich, das gilt auch beim Verzehr von Wildschweinefleisch. Deutschland gilt seit 2003 als AK-frei bei Hausschweinen. Bei Wildschweinen wurden jüngst bei bis zu 30 Prozent der untersuchten Tiere Antikörper nachgewiesen. AK befällt auch Wiederkäuer sowie Hunde und Katzen, für die eine Infektion immer tödlich endet. Sie stecken sich überwiegend über Blut- oder Schleimkontakt an. rp