Früher musste Rosemarlen Braun zeichnen, was und wie es der Kunde wollte. Heute malt sie, wozu und wann immer sie Lust dazu hat: Das Wasser der Schondra, Kinder am Lago Maggiore, Mona Lisa mit geflochtenem Zopf oder Straßenunterführungen in Köln-Mülheim. Doch eines ist der Grafikerin und Buchillustratorin geblieben: „Ich zeichne zwar nicht mehr nach der Uhr, aber jedes Bild male ich in einem Rutsch durch.“
Zurzeit sind über 60 Werke aus den vergangenen zehn Jahren der 73-Jährigen in der Bank Schilling unter dem Motto „Land und Leute“ ausgestellt. Bereits zum sechsten Mal seit 2005 wird die Reihe „Kunst in der Bank“ mit Künstlern aus der Region fortgesetzt.
Rosemarlen Braun ist keine gebürtige Hammelburgerin. Nach vielen Urlauben in der Heckmühle kaufte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann vor über 20 Jahren hier ein Haus. Seitdem pendeln die Eheleute zwischen der Heckmühle und Odenthal-Glöbusch in Bergisch Gladbach.
Bei einem Besuch in der Heckmühle erzählt Rosemarlen Braun von ihrem Werdegang. „Der Einstieg in die Malerei begann mit meinem Ausstieg aus dem Berufsleben.“ Ab 1996 besuchte sie die Malakademie Köln und war bis 2005 Meisterschülerin von Professor Jürgen Knabe. Sie belegte Seminare bei Volker Altrichter (Düsseldorf) in Freier Malerei sowie bei Christoph Rehlingshausen in Porträtmalerei. Seit 2003 ist sie Mitglied im Kunstverein Galerie-Werkstatt Bayer Dormagen im Kloster Knechtsteden und nahm an Gruppen- und Einzelausstellungen teil.
Rosemarlen Braun malt gerne mit Acryl-, Aquarellfarben und Pastellkreiden oder vermischt die Farben untereinander. „In Öl male ich nicht, das dauert mir zu lange.“ Manchmal greife sie auch zu Zeichenstift und Tusche. Selten zum Kuli. „Außer wenn mir unmittelbar ein Motiv ins Auge fällt, wie neulich beim Blick aus meinem Küchenfenster. Ich habe die Landschaft mit Kuli und Bleistift gemalt, in einer Technik, die man lineare Malerei nennt.“
Lineare Malerei? Rosemarlen Braun nimmt einen Filzstift zur Hand, taxiert den kahlen Baum vor ihrem Atelierfenster und beginnt zu skizzieren. Es entsteht ein Ornament aus Linien, die sich kreuzen, überlappen und ergänzen. Das Ergebnis erinnert an japanische Tuschezeichnungen.
„Bis vor kurzem habe ich mich geweigert, nach Fotos zu malen.“ Doch inzwischen nutzt Rosemarlen Braun Fotos wie Skizzenbücher, hält flüchtige Impressionen und Stimmungen fest. Wie den Strand in Ameland bei bitterlichen Minusgraden, den sie dann im warmen Atelier in Acryl malte. Oder das schäumende, sprudelnde, strömende Wasser der Schondra, das sich seinen Weg sucht zwischen Fischtreppen, vermoosten Steinen und dem Ufergestade. Über 80 Bilder hat sie in der Schondra stehend geschossen. Vier Acrylgemälde sind im Eingangsbereich der Schillingbank ausgestellt.
Themenarbeiten der Malakademie riefen bei Braun manchmal anarchistische, humorvolle Reaktionen hervor. Die Mona Lisa ist zwar an den Gesichtszügen eindeutig zu erkennen, doch trägt sie hippiehafte Züge. Aufsehen erregte sie mit einem Gemälde zur Lebensmittelausstellung in Nürnberg. Statt einer schlanken, schicken, ernährungsbewussten Zeitgenossin malte sie eine Frau, deren Fleisch üppig aus der Korsage quillt vor einer Buttercremetorte und zwei abgenagten Apfelbutzen.
„Auch bei meinen früheren Buchillustrationen habe ich immer kleine Gemeinheiten mit reingezeichnet, für die, die genauer hingucken“, sagt sie verschmitzt lächelnd. Die Bücher sind ebenfalls ausgestellt wie noch weitere Landschaften, Aktzeichnungen und Porträts. Ein feines Gespür für Form und Farbe springt auch bei ihren abstrakten Bildern ins Auge – und ein Gefühl von Freiheit und Ungezwungenheit, zu malen, wann und was ihr gefällt. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.