Hammelburg (bil) "Es war wohl einfach nicht mein Tag", sagt Martin Vierheilig. Als der 44-jährige Hammelburger in der vergangenen Woche auszog, um in Rheda-Wiedenbrück seinen Titel zu verteidigen, da war noch alles offen. Handschuh und Bolero hatte er im Gepäck - wie es die Teilnahmebedingungen der Deutschen Meisterschaft unter Punkt sechs "Persönliche Ausrüstung" vorschrieben.
Bolero? Der unvermeidliche Gedankensprung zum spanischen Stierkämpfer trifft es nicht ganz. Zumindest gibt es zwei kleine Unterschiede: Die Tiere, um die es sich bei Vierheiligs Meisterschaft dreht, sind bereits tot. Und: Vierheiligs Bolero endet nicht oberhalb der Taille, ist indes auch weniger kunstvoll bestickt und bunt wie die eines echten Toreros. Er ist vielmehr aus Edelstahlgewebe und dient dem Stechschutz.
Denn Martin Vierheilig war - bis vergangene Woche - Deutscher Meister im Ausbeinen. Bei der zweiten Deutschen Zerlege-Meisterschaft konnte er seinen Titel allerdings nicht verteidigen. Er wurde Elfter. Und das lag, mutmaßt der Profi, auch an seiner Tagesform. "Es geht da ja wirklich um Sekunden", erklärt Vierheilig. Und da hatte er, weil er schon gestresst und fast zu spät in Rheda-Wiedenbrück ankam, wohl einen schlechten Start erwischt.
Drei Schweineschultern in 130 Sekunden - das hört sich für den Laien zwar rasant an, dennoch schaffte es der 44-Jährige damit heuer nicht ins Finale. 106 Teilnehmer aus dem Fleischerhandwerk schwangen an diesem Tag die Messer, um zu den Besten der Besten zu gehören. Nirgendwo passt das Sprichwort besser: Es ging wirklich um die Wurst.
Und die Jury begutachtete mit Argusaugen das Ergebnis: Schnelligkeit und optischer Zustand der fertigen Schulter gehörten laut der offiziellen Teilnahmebedingungen des Initiators Tönnies Fleisch zu den Bewertungskriterien. Pro Knochen mit Fleisch etwa gab es zehn Sekunden Zeitstrafe, für einen sichtbaren Knorpel ebenso und für einen Schnitt tiefer als einen Zentimeter sogar 50 Sekunden.
"Da muss man schon eine ausgefeilte Technik haben", sagt Vierheilig. Im kommenden Jahr bei der dritten Deutschen Zerlege-Meisterschaft, das ist soweit sicher, will er wieder ganz vorne mitmischen. Genug Zeit zum Üben hat er ja derweil - als selbständiger Ausbeiner. Und wenn dann im kommenden Jahr auch die Tagesform stimmt, dürfen wir gespannt sein, welchen Titel er von der Meisterschaft mit nach Hause bringt.