(ikr) Der Landkreis Bad Kissingen wurde ins Aktionsprogramm Kindertagespflege des Bundesfamilienministeriums aufgenommen. Er gehört zu 200 Modellstandorten, wo in den nächsten zwei Jahren Standards für die Arbeit von Tagesmüttern erarbeitet. Bis 2011 fließen dafür 91 000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF).
Rund 30 Prozent der neu zu schaffenden Plätze in der Kinderbetreuung sollen bis 2013 bei Tagesmüttern und -vätern entstehen, strebt Familienministerin Ursula von der Leyen an. Dazu wurde im Oktober ein Aktionsprogramm ausgerufen, für das sich das Jugendamt des Landkreises in Zusammenarbeit mit dem Frauen-Netzwerk bewarb.
Am 17. April kam die Förderzusage. Projektstart war am 1. Mai. Frühkindliche Förderung zu verbessern, sei das eine Ziel, sagte Landrat Thomas Bold. Frauen die Möglichkeit zu bieten, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, das andere.
Aufgabe eines Modellstandorts ist, ein Konzept zum Ausbau der Tagespflege zu entwickeln, das lokale und arbeitsmarktpolitische Aspekte berücksichtigt. Tagesmütter sollen laut Bold nach bestimmten Standards qualifiziert werden. Eine lokale Infrastruktur ist geplant, die Kindertagespflege selbstverständlich macht.
Das System der Betreuung soll im Landkreis flächendeckend wirken, „so dass auch die Mutter in Motten schnell an eine Betreuungsmöglichkeit kommt“, so Bold weiter. „Vernetzung“ ist ein weiteres Ziel des Modellprojekts, so Jugendamtsleiter Siegbert Goll: Die Angebote der Kindertagespflege will man auch an Kindergärten, an die Agentur für Arbeit und an Firmen herantragen. Dass Mütter bei der Personalauswahl in einem Unternehmen den Kürzeren ziehen, weil sie Kinder zu bestimmten „Randzeiten“ nicht unterbringen, ist damit Schnee von gestern.
Landkreis und Netzwerk für Frauen arbeiten schon länger zusammen. Der Landkreis finanzierte über ein Leader-Projekt von 2003 bis 2008 das Generationenhaus mit. Gerade in der Qualifizierung von Tagemüttern gibt es praktische Ergebnisse aufzuweisen. Seit 2006 hat der Landkreis mit dem Verein einen Delegationsvertrag geschlossen, um die Ausbildung von Tagesmüttern voranzutreiben. Dafür fließen jährlich 37 000 Euro ans Netzwerk. Für die künftige Projektierung sind in zwei Jahren insgesamt rund 152 000 Euro veranschlagt. 60 Prozent davon stammen aus dem ESF, 40 Prozent werden vom Landkreis kofinanziert.
Für Bold ist das Projekt wegweisend. Familien, die sich ansiedeln wollen, achten darauf, was der Landkreis für Kinder bietet, sagte er. Eine qualifizierte Kindertagesbetreuung sei auch ein Hinweis auf „Familienfreundlichkeit“ im Landkreis.