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Nachbarn der Vergangenheit

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    Jüdische Schicksale haben Cornelia Binder und Michael Mence aus Schwärzelbach erforscht und in ihrem inzwischen zweiten Buch unter dem Titel
"Nachbarn der Vergangenheit" veröffentlicht.
    Jüdische Schicksale haben Cornelia Binder und Michael Mence aus Schwärzelbach erforscht und in ihrem inzwischen zweiten Buch unter dem Titel "Nachbarn der Vergangenheit" veröffentlicht. Foto: FOTO GERD SCHAAR

    Während ihr erstes Werk die Judenverfolgung im so genannten Dritten Reich zum Thema hat, beleuchtet ihre neueste Publikation das Leben der Deutschen jüdischen Glaubens ab dem Jahre 1800. Denn Binder und Mence waren der berechtigten Frage nachgegangen: "Wie war das Leben der hier lebenden Juden vor dem Holocaust?". Hatten diese Juden damals doch die hiesige Kultur mitgeprägt. Um der Ermordeten und Vertriebenen willen sollte mit dem Buch ein Denkmal gesetzt werden. Gerade in Franken hätten sich die Juden wohl gefühlt, fanden die Autoren heraus. Der jüdische Anteil habe in manchen Gegenden bis zu 20 Prozent betragen. Jüdische Spuren habe es in reichlicher Anzahl in 21 Dörfern gegeben, die ehemals zu den Bezirksämtern Hammelburg, Bad Brückenau und Bad Kissingen gehörten.

    In mehrfacher Hinsicht ist es ein ungewöhnliches Buch, das in zehn Jahren Recherche und weiteren vier Jahren Schreib- und Layoutarbeit entstanden ist. Es ist bilinguistisch in den Sprachen Deutsch und Englisch geschrieben, weil es auch für Ausgewanderte und Studierende in aller Welt ein interessantes Nachschlagewerk sein dürfte, wie erste Nachfragen schon bewiesen. Ungewöhnlich ist auch das Buchformat in DIN A  4. So gleicht das 450 Seiten starke Werk einer ausgewachsenen Bibel.

    Das große Format habe man bewusst gewählt, um die 660 bislang unveröffentlichten Fotos und Dokumente in voller Größe wiedergeben zu können, erklärt Mence. Den spannenden Beschreibungen und authentischen Schilderungen des jüdischen Alltags folgt ein zweiter Buchteil, in dem gezielt nach Stichworten, Orten, Fotos, Anmerkungen, Bibliographien, Archiven und Auskünften oder Materialien gesucht werden kann. "Wir dachten schon, wir würden nie mit diesem Buch fertig", erinnern sich Mence und Binder erleichtert, aber auch ein wenig stolz. Sie denken an die vielen Mühen zurück, die sie vor der Drucklegung zu bewältigen hatten.

    "Das Buch hat uns aufgebaut

    Michael Mence und Cornelia Binder

    Weite Reisen hatten sie in die Archive von Berlin Frankfurt, London und sogar nach Israel geführt. Oder in die ehemaligen Konzentrationslager. So zum Beispiel nach Theresienstadt oder nach Buchenwald, wo sie unter den 250 000 Namen Ermordeter in ermüdender Augenarbeit doch sechs Namen aus dem Landkreis Bad Kissingen ausfindig machen konnten.

    In schier kriminalistischer Kleinarbeit haben sie oft aus wenigen Fundstücken, Fotos und Erzählungen nach und nach ein Puzzle zusammengesetzt. "Das hat uns aufgebaut und glücklich gemacht", fand sich das Autorenpaar in seiner Arbeit bestätigt. Saßen die Informanten jedoch auf ihren Dokumenten und hatten nichts herausgegeben, so habe dieses Verhalten die gegenteilige Wirkung auf sie ausgeübt, bestätigen Binder und Mence ihr Stimmungstief für solche Fälle.

    Immerhin seien weltweit neue Freundschaften in Folge ihrer Recherchen entstanden, freuen sich die Autoren und berichten stolz von mehrjährigen Korrespondenzen. Ihre Gedanken, die sich mit dem Schutz von Minderheiten und dem Thema Basisdemokratie beschäftigen, waren auch global auf fruchtbaren Boden gefallen.

    Wer mehr über den Alltag der jüdischen Bevölkerung zwischen der allmählichen Assimilation ab 1800 und der bis zum Beginn des Hitlerregimes erfolgten Integration wissen will und sich zugleich auch für die Sozial- und Heimatgeschichte interessiert, der kann dieses Nachschlagewerk "Nachbarn der Vergangenheit" (ISBN 3-00-014792-6) im Buchhandel oder bei Binder und Mence unter info-besinnungswaelder.de beziehen.

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