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HAMMELBURG: Neue Herde pflegt bald die Landschaft im Saaletal

HAMMELBURG

Neue Herde pflegt bald die Landschaft im Saaletal

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    Der Einsatz von Ziegen zur Landschaftspflege im Saaletal startet unter anderen Vorzeichen neu.
    Der Einsatz von Ziegen zur Landschaftspflege im Saaletal startet unter anderen Vorzeichen neu. Foto: Foto: Wolfgang Dünnebier

    Zwei einsame Ziegen treiben sich in der Wildnis am Sodenberg herum. Sie bekommen wohl bald Gesellschaft.

    Manche Wanderer am Basaltkrater reiben sich die Augen. In vertrauter Zweisamkeit trotzen die beiden weißen Vierbeiner am Abgrund dem kalten Bergwind. Es gab sogar schon besorgte Anrufe beim Landratsamt. Frieren die beiden? Haben sie genug zu fressen?

    Pressesprecherin Lena Pfister beruhigt auf Nachfrage dieser Zeitung empfindsame Gemüter. „Die Tiere befinden sich in einem Top-Zustand“, fasst sie das Ergebnis der jüngsten Begutachtung mit einem Schäfer zusammen.

    „Futter ist zu jeder Jahreszeit vorhanden“, versichert Pfister. Denn die Tiere machen genau dies, wozu sie 2013 im Rahmen des Landschaftspflegeprojekts MainMuschkelkalk mit einst rund 400 Artgenossen in der Region ausgezogen waren. Sie schälen fleißig Gehölze und bekämpfen auf diese Weise ungewollte Verbuschung.

    Mit dickem Fell

    Die ungewollt ausgewilderten Freigänger sind allerdings etwas scheuer als Stallbewohner. An die Kälte auf dem Hammelburger Hausberg haben sie sich mit einem deutlich dickeren Fell angepasst.

    Das Duo kann sich glücklich schätzen, den Anschluss an seine Herde verloren zu haben. Denn alle anderen Artgenossen leben nicht mehr. Sie mussten im Mai 2017 wegen Pseudotuberkulose gekeult werden.

    Jetzt sind die beiden Überlebenden Vorhut für ein Nachfolgeprojekt. Denn eine neue Herde ist in Aussicht. Ob die beiden Einzelgänger darin aufgenommen werden, entscheidet sich nach einem gründlichen Gesundheitscheck.

    „Wir müssen dafür sorgen, dass die Erfolge, die wir durch die Beweidung erzielt haben, über das zurückliegende Life-Projekt hinaus erhalten bleiben“, freut sich die Sprecherin des Landratsamtes über die neuen Perspektiven. Dafür springt Schäfer Andreas Hartmann (Heckmühle) mit seinem Sohn Yannik in die Bresche. Der 48-Jährige hat seinen Naturhof in Wernfeld im August auf ökologischen Vollerwerb umgestellt. Der 20-jährige Sohn hat das Abitur bestanden und plant eine Ausbildung zum Schäfer.

    Die alte Herde hatte der damalige bayerische Umweltminister Marcel Huber am Hammelberg in den öffentlichen Dienst gestellt.Die Tiere gehörten dem Landkreis. Die neue Herde ist in Privatbesitz und wird im Zuge der in der Schäferei üblichen Agrarsubventionen grasen.

    Bis zu je 80 Schafen und Ziegen

    Gedacht ist an eine gemischte Herde von zunächst bis zu je 80 Schafen und Ziegen. Tendenz gerne steigend, sagt Hartmann. Die Schafe sollen Gras und Kräuter im Zaum halten, die Ziegen das Gehölz. Auch den Einsatz seiner Galloway-Rinder kann sich der Quereinsteiger vorstellen. Dass keine reine Ziegenherde mehr zum Einsatz kommt, hängt auch damit zusammen, dass die Vermarktung von Ziegen schwierig ist.

    Neben dem Sodenberg hat der neue Schäfer auch den Hammelberg bei Hammelburg, den Schwedenberg bei Elfershausen und den Bereich Engenthal/Trimberg im Blick. Vor dem Pferchen an teils abschüssigen Hängen schreckt Hartmann nicht zurück. „Andere gehen ins Fitness-Studio, wir gehen in die Steillagen“, schmunzelt er.

    Hartmann war nach 21 Jahren bei den Mainfränkischen Werkstätten Main-Spessart zuletzt deren Leiter. „Die Landwirtschaft war schon immer ein Traum von mir“, sagt er. Aktuell macht er berufsbegleitend eine Ausbildung zum Erzieher, weil er Chancen für einen therapeutischen Bauernhof sieht, um sozial benachteiligten Jugendlichen Sinnfindung zu ermöglichen. Seit wenigen Jahren wohnt er im Weiler Heckmühle.

    Bewusst ist ihm, dass das bisherige Beweidungskonzept im Rahmen von MainMuschelkalk bei manchen Jägern nicht gut ankam. Auch mit seiner ersten Herde im Bereich Himmelstadt und Güntersleben sei er mit Vorbehalten konfrontiert gewesen. „Man muss aufeinander zugehen“, zeigt er sich gesprächsbereit. Inzwischen habe sich am Main der Widerstand gegen die Beweidung gelegt und das Verhältnis zwischen allen Beteiligten sei gut. Je nach Witterung will Hartmann mit seinen Tieren ab Ende März durch das Saaletal ziehen.

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