Das Thema Asylbewerber hat Bad Kissingen erreicht, der Sozialausschuss des Stadtrates informierte sich in seiner Sitzung am Mittwoch über den aktuellen Stand. Im Vordergrund stand dabei weniger die Frage ob, sondern wo Flüchtlinge im Stadtgebiet untergebracht werden können. "Wir verschließen uns dieser Sache nicht. Wir müssen schauen, dass wir geeigneten Wohnraum finden", sagte David Rybak, Sozialreferent der Stadt. Er setzt sich dafür ein, dass die Flüchtlinge möglichst zentral untergebracht werden. "Wir wollen Liegenschaften finden, die nicht am Stadtrand im Niemandsland liegen", fordert er. Es dürften keine Ghettos entstehen.
Im Rathaus wurde auf Führungsebene eine Gruppe eingerichtet, die sich mit der Suche bschäftigt. Die Stadt trat unter anderem an Privateigentümer heran und hat eine Liste mit städtischen sowie privaten Objekten erstellt, die jetzt vom Landratsamt geprüft wird. Nach welchen Kriterien wird gesucht? "Wir müssen dafür sorgen, dass es möglichst wenig soziale Reibung gibt", erklärte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Bad Kissingen sei aber groß genug, um Lösungen zu finden. Ausgeschlossen ist das Sondergebiet Kurzone. Dort darf aus rechtlichen Gründen keine Unterkunft geschaffen werden. Weiter sollen dezentrale Unterkünfte nicht in den touristischen Zentren liegen, ebensowenig wie in abgelegenen Stadtteile wie Kleinbrach oder Poppenroth. "Es ist nicht unser erster Gedanke in kleine Stadtteile zu gehen", sagte Pressesprecher Thomas Hack. Gut denkbar seien Wohngebiete am Ring sowie wichtige Zufahrtsstraßen in die Innenstadt.
Runder Tisch geplant
Rybak stellte dem Sozialausschuss Ideen vor, wie die Integration der Asylbewerber gelingen soll. "Wir packen das proaktiv an", schilderte der Sozialreferent. Zunächst plant er einen runden Tisch einzuberufen (Mittwoch, 12. November, ab 19.30 Uhr im Jugendzentrum), um die Bürger über den aktuellen Sachstand zu informieren. Nach Angeben des Landratsamtes werden die ersten Flüchtlinge gegen Ende November in der Kurstadt erwartet. Rybak setzt ferner auf bürgerschaftliches Engagement: Er sucht Freiwillige, die Deutschkurse anbieten, bei Hausaufgaben und bei Behördengängen helfen. Die Integration der Flüchtlinge sei mit "behördlichen Maßnahmen allein nicht zu stemmen."
Im Sozialausschuss wurde abseits der Information durch David Rybak wenig diskutiert. Karin Reinshagen (SPD) betonte, es sei wichtig, vorab positive Signale zu setzen. Klaus Zehe (Freie Wähler) war der Meinung, dass die Stadt das Thema zentral steuern sollte. Blankenburg wies das zurück. "Wir übernehmen keine Aufgaben, für die wir nicht zuständig sind." Rechtlich sei das Landratsamt verpflichtet, die ankommenden Asylbewerber unterzubringen. Die Stadt habe nicht die finanziellen und personellen Ressourcen. Sie tut in der Sache stattdessen das Nötigste und hofft, nicht zu sehr belastet zu werden. Blankenburg wörtlich: "Wir hoffen, dass wir nicht übermäßig in Anspruch genommen werden."
Thema bleibt mehrere Jahre
Dennoch hat die Stadt ein Interesse daran, dass die Flüchtlinge gut in Bad Kissingen aufgenommen werden. "Wir haben in den nächsten Jahren mit einem Zuzug zu rechnen. Glaubt nicht, es ist morgen wieder vorbei", stellte der OB klar. Jetzt müssten die Weichen gestellt werden, damit die Stimmung gegenüber den Flüchtlinge noch in einem Jahr offen sei. Blankenburg sieht vor allem die Bad Kissinger in der Pflicht. "Wir als Bürger müssen das Signal setzen, ihr seid hier willkommen."