Reichlich schießen in den Großstädten Barber-Shops aus dem Boden. Heiko Jaksch aus Euerdorf hat diesem Trend zum Männersalon etwas voraus. Der 51-Jährige legt seit 1990 in Euerdorf exklusiv nur an Männerhaare die Schere an.
Die Wahl seines Berufs, die eher eine Frauendomäne darstellt, ist ihm in die Wiege gelegt. Seit vier Generationen wird der Salon von der Familie betrieben. Auch der Uropa war schon Herrenfriseur. Heiko Jaksch hat den Salon Jaksch vor zehn Jahren übernommen. Der Chef entfaltet sich in der Männerabteilung des Salons. Die Damenabteilung ist fest in Frauenhand. Dort stylen acht Friseurinnen die Kundinnen, vier davon in Vollzeit und eine Auszubildende.
„Wenn Männer den Friseurberuf ergreifen, dann liegt das meistens in der Familiengeschichte“, hat Jaksch schon im Rahmen seiner Ausbildung mitbekommen. Möglicherweise sei die erforderliche Feinmotorik im Umgang mit Haarspitzen, Wellen und Locken ein Grund dafür, warum Männer sich dabei rar machen. In der heutigen Zeit, in der es sogar an weiblichen Nachwuchs mangelt, wünscht er sich mehr männliche Kollegen.
Auf seine Arbeit lässt er nichts kommen. Die Nähe zu den Kunden, die Vielfalt der Köpfe und der Mode sorgen dafür, dass kein Tag wie der andere ist. Vor den Unwägbarkeiten kommender Digitalisierung der Arbeitswelt brauche man keine Angst zu haben, versichert Jaksch: „Uns kann keine Maschine ersetzen.“
Wobei die Digitalisierung schon ihre Spuren im Alltag hinterlässt. Das Bewusstsein für den Haarschnitt habe bei Männer zugenommen, weiß Jaksch. Trendsetter bei den jüngeren Kunden seien häufig Fußballer. Die Kunden kämen bisweilen mit einem Smartphone, um zu zeigen, wie sie die Haarpracht tragen wollen. „Manche Zehnjährige haben genau Vorstellungen davon, wie sie den Scheitel haben wollen“, freut sich Jaksch.
Einige ältere Kunden seien dem Salon schon seit über 60 Jahren treu. Auf sie kann man bei so einer Historie besonders eingehen. Die Haare verrieten viel über einen Menschen und kündeten auch von Befindlichkeiten. Von der Ernährung bis zur Einnahme von Medikamenten.
Verändert habe sich das Kommunikationsverhalten. Auch manche Männer reden gerne beim Friseur. „Ein bisschen sind wir ja auch Psychologen“, schmunzelt Jaksch. Aber von manchen Kunden kennt er explizit den Wunsch nach einem „lautlosen Haarschnitt“.
Wen es interessiert, dem kann Jaksch das eine oder andere über seinen Berufsstand erzählen. Zum Beispiel, dass ihm sein Berufsstand in der öffentlichen Diskussion oft zu nah an den Mindestlohn-Sektor herangerückt wird. „Wer gute Arbeit leistet, verdient auch gutes Geld“, ist er überzeugt.
Gleichzeitig wirbt er bei den Kunden um angemessenen Respekt für handwerkliche Arbeit. Der sei manchmal etwas verloren gegangenen.
Mehr Wertschätzung spürt er bei seinen Italien-Urlauben gegenüber den dortigen Kollegen. Autos und Wohnungen seien kleiner, aber das Bewusstsein für das Aussehen größer.
Wie sehr der Nachwuchsmangel drückt, weiß auch Ehefrau Heike Jaksch. Sie unterrichtet als Berufsschullehrerin seit Jahren schrumpfende Klassen für Friseur-Azubis in Bad Kissingen.
Ein Blick in die Statistik (Stand Ende 2018) spricht eine klare Sprache. Demnach gab es 2018 im Landkreis nur neun neue Auszubildende, darunter einen Mann. Insgesamt gab es hier 22 Auszubildende, darunter vier Männer. Unterfrankenweit lernten 2018 im Friseurhandwerk 161 neue Lehrlinge. Den Umstand, dass unter diese Zahl 37 Männer waren, wertet die Handwerkskammer als Zeichen dafür, dass der Beruf für Männer durchaus interessant ist.