"Keinen Grund zur Panik" sieht Siegfried Herfurth von Opel-Graf in den angestrebten Neuregelungen. Vielmehr könne die angestrebte Angleichung der Preise dafür sorgen, dass künftig weniger billige EU-Neuwagen auf den deutschen Markt strömen. Gefordert seien nun allerdings die Hersteller. Denn bei einer Umlaufrendite von 0,1 bis 0,5 Prozent habe der Handel keinen Spielraum für Preissenkungen. "50 Prozent der Hersteller schreiben rote Zahlen", sagt Herfurth.
Kritisch sieht er die Stärkung freier Händler. Die könnten sich die lukrativen Arbeiten herauspicken, der Vertragshändler bleibe an den aufwendigen Reparaturen hängen. Dessen "Apotheker-Image" resultiere nicht zuletzt aus den Investitionen für teure Diagnosesysteme und Schulung der Mitarbeiter.
Den künftig möglichen Vertrieb weiterer Marken müsse man realistisch einschätzen, sagt der Opel-Mann. Denn mancher Kunde des Hauses wechsle das Fabrikat. Die Zahl der abgesetzten Autos steige dadurch nicht automatisch, aber die Fixkosten für den Betrieb.
"Abwarten und Tee trinken", sagt Peter Wagner von Ford Wagner. Schon jetzt biete man durch "Re-Marketing" von Halbjahreswagen und großzügige Prozente bei Neuwagen Preise, "dass es klingelt". Leider sei der Kunde verunsichert und beobachte den Markt. Einen Preisschwund von 30 bis 40 Prozent könnte die zu erwarttende Konkurrenz beim Handel mit Original-Ersatzteilen durch freie Händler bekommen. Das man künftig auch andere Fabrikate beim gleichen Händler bekommt, ist für Wagner nichts Neues. Seit drei Jahren könne er auch Volvo, Land-Rover und Jaguar besorgen, die ebenfalls dem Ford-Konzern entstammen.
"Die Exklusivität ist künftig nicht mehr gewährleistet", vermutet Bernd Jäger vom Mercedes-Autohaus Reis. Möglicherweise stürzten sich billige Werkstattketten auf einfache Reparaturen, was zu einem Verdrängungswettbewerb zu Lasten kleiner Betriebe kommen könne. Vielleicht liege im Zusammenschluss mehrerer Autowerkstätten die Zukunft. Die neue Freiheit eröffne manchem Vertragshändler nun eventuell den Verkauf von Motorrädern. Bislang scheiterte dies am Veto der Werke. Für Mercedes sei Hammelburg ein Nischenmarkt wegen der Bundeswehr am Ort.
"Ohne Vertragswerkstatt ist der Kunde aufgeschmissen", vermutet Rudolf Uhlmann vom gleichnamigen Fiat-Autohaus. Fahrzeugspezifisch brauche man Diagnosegeräte für mehrere tausend Euro, um Daten auszulesen. Kaum kontrollieren lasse sich der Ersatzteilemarkt ohne Hersteller-Bindung. Uhlmann erinnert sich an billig nachgebaute Bremsbeläge aus Vogelkot. Auch die Erledigung von Garantieleistungen an Fremdfabrikaten wirft für Uhlmann Fragen auf. "Wo bekomme ich dann mein Geld her ?'', fragt er. Hier gebe es noch gewaltigen Regelungsbedarf.
Noch gar nicht äußern möchte sich Heribert Sell. "Es kommt darauf an, was das Werk mit uns macht", blickt der VW-Händler in die Zukunft. Er schließt nicht aus, dass sich die Betriebe vor Ort auf Reparaturen konzentrieren und der Vertrieb von Autos über das Internet weiter um sich greift.