Auch im 22. Kissinger Sommer gibt es wieder eine Premiere: Oper am Klavier. Das Publikum war gespannt, wie die beiden Solisten, die Sopranistin Cristina Cappellini und der Bariton Oliver Widmer, ihre Aufgabe ohne den Hintergrund eines volltönenden Orchesters bewältigen.
Mancher Künstler scheut einen solchen Auftritt, weil bei der Klavierbegleitung die Stärken, aber auch die Schwächen der sängerischen Darstellung sehr deutlich werden.
Eine gelungene Premiere
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die „Oper am Klavier“ war eine gelungene Premiere.
Oliver Widmer war ein Bariton, der mit einem leicht metallisch angehauchten Schmelz vor allem bei Rossinis Cavatine des Figaro überzeugte. Besonders überraschend war seine fast tenorale, souveräne Höhe. Dass er auch im lyrischen Bereich überzeugen kann, bewies Widmer beim Duett mit Zerlina, „La ci darem la mano“ (Reich mir die Hand, mein Leben), aus Mozarts Oper Don Giovanni.
Cristina Cappellinis Stimme zeichnete sich durch große Variabilität aus. Sie konnte in allen Lagen von Fortissimo bis Pianissimo umschalten. Manchmal hatte man allerdings das Gefühl, dass ihre Stimme einen größeren Konzertsaal statt des abgeteilten Rossini-Saals mit etwa 150 Zuhörern brauchen könnte. Ihre Wandlungsfähigkeit kam vor allem bei der Schlussarie der Elisabetta aus Gaetano Donizettis Oper „Roberto Devereux“ zum Ausdruck.
Besonders hervorzuheben sind die schauspielerischen Fähigkeiten beider Solisten. Bei dem Duett der Norina und des Malatesta aus Donizettis „Don Pasquale“ ist es den Sängern gelungen, durch hervorragende stimmliche, aber auch überzeugende schauspielerische Darbietung helle Begeisterung beim Publikum auszulösen. Nicht umsonst haben sie dieses Duett bei der nachdrücklich geforderten Zugabe wiederholt.
Besondere Rolle des Begleiters
Eine besondere Rolle für das Gelingen dieses Konzerts spielte der Begleiter am Klavier, Martino Faggiani. Die Opernfans im Publikum erfreute er mit einem leidenschaftlichen Mitgehen an seinem Instrument. Er war nicht nur Begleiter, sondern spielte sozusagen die Rolle des Orchesters und Dirigenten in einer Person.
Applaus und Zugaben-Rufe machten deutlich, dass Oper am Klavier keine Eintagsfliege bleiben sollte.