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MÜNNERSTADT: Plattform für heimische Produkte

MÜNNERSTADT

Plattform für heimische Produkte

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    Dehemm is dahemm: Sonja Johannes und Sabine Häring wollen in Münnerstadt mit Produkten und Kunst aus der Region nicht nur Verbundenheit zeigen, sondern lokalen Produzenten eine Möglichkeit geben, ihre Waren in einem RegioLaden zu verkaufen.
    Dehemm is dahemm: Sonja Johannes und Sabine Häring wollen in Münnerstadt mit Produkten und Kunst aus der Region nicht nur Verbundenheit zeigen, sondern lokalen Produzenten eine Möglichkeit geben, ihre Waren in einem RegioLaden zu verkaufen. Foto: Foto: Heike Beudert

    Es riecht nach frisch geölten Holzböden. Auf der künftigen Verkaufstheke steht eine alte Waage. Sie ist lange nicht mehr gebraucht worden und muss vor ihrem ersten Einsatz noch geeicht werden. Gleich neben der Eingangstür wartet ein Ansichtskartenständer auf die Kunden; die müssen sich allerdings noch etwas gedulden, bis sie im RegioLaden in Münnerstadt einkaufen können. Voraussichtlich Anfang Dezember wird Sonja Johannes am Marktplatz in Münnerstadt das Geschäft eröffnen. „Es wird ein Gemischtwarenladen“, beschreibt die Münnerstädterin vorab schon einmal den Charakter des Ladens. Er soll Münnerstädter wie Touristen gleichermaßen ansprechen.

    Sonja Johannes wird weiter als selbständige Ergotherapeutin arbeiten, sie will aber etwas tun für die Altstadt und hat Mitstreiter gefunden. Sie weiß viele Helfer und ein ganzes Netzwerk hinter sich. „Das ist eine kollektive Geschichte“, erklärt sie. Sabine Häring nickt zustimmend. Auch sie lebt in Münnerstadt, auch sie möchte, dass es in der Innenstadt weiter geht. So hilft sie, wo sie kann und wird in einigen Wochen auch eigene Produkte im Laden verkaufen. Sabine Häring ist ebenfalls Ergotherapeutin, hat aber auch eine Töpferlehre. Sie stellt Seifen her und töpfert dazu passende Schalen.

    Sonja Johannes braucht dieses Netzwerk, um das Projekt überhaupt auf die Beine zu bringen. Sonja Johannes Kapital sind gute, engagierte Freunde und Bekannte, die ebenso idealistisch sind wie sie. Johannes hat kein Geld für große Investitionen. Sie gibt auch keinen Stützli aus, wie es für die künftige Bürgerdrogerie am Anger möglich war. Ihr Stützli seien ehrenamtliche Arbeitskraft und Material, das ihr zur Verfügung gestellt wird. Auch der Vermieter ist mit im Boot, damit das Projekt überhaupt anlaufen kann. „Ich kann momentan niemanden bezahlen“, erklärt Sonja Johannes. Sie geht davon aus, dass der Laden eine gewisse Anlaufzeit braucht, bis er läuft. Natürlich soll der RegioLaden sich einmal rechnen, aber momentan gilt Johannes ganzes Augenmerk erst einmal der Belebung der Innenstadt.

    Produkte aus der Region sollen im RegioLaden verkauft werden. Es gibt eine ganze Reihe kleiner Unternehmer, die liefern werden. Es wird Lebensmittel, Kunsthandwerk und Kunst im Laden angeboten. Bier aus Oberelsbach und Niederlauer, Mehl vom Biobauernhof Petsch aus Münnerstadt, Pralinen aus Sandberg, Handtaschen aus Bad Königshofen, Filzmode aus Burglauer oder Kunstkarten von Mia Hochrein. Die Liste lässt sich fortsetzen: Tees, Kräuter, Nudeln. Der Laden wolle Produzenten unterstützen, die nicht zu Großkonzernen gehören, erklärt Sabine Häring. Sonja Johannes und Sabine Häring sehen dabei den RegioLaden nicht als Konkurrenz zu bestehenden Geschäften der Innenstadt. Beide betonen, dass sie mit Gewerbetreibenden gesprochen hätten. Die Reaktionen seien positiv gewesen.

    Der RegioLaden wird auch einen Fahrradverleih anbieten. Stefan Mai aus Münnerstadt stellt die Fahrräder zur Verfügung, wartet sie und der Laden wickelt während der Öffnungszeiten den Verleih ab. Der ehemalige Frisörladen am Marktplatz soll aber auch ein Treffpunkt-Laden werden. Dafür werden einmal Kaffee und Kuchen, Verkostungen und auch diverse kulturelle Angebote sorgen. So wird Mia Hochreins winterliche Stopfstube im RegioLaden Unterschlupf finden. Sonja Johannes stellt sich vor, dass es Lesungen ebenso geben wird wie kleine Konzerte. „Denn nur vom Handel kann das Geschäft nicht leben“, betont sie.

    Wichtig ist ihr die soziale Komponente des RegioLadens. Johannes will im Laden die neapolitanische Initiative „Caffe sospeso“ aufgreifen. Wer kann und mag, bestellt einen Kaffee, zahlt aber zwei. Mit dem überschüssigen Geld kann armen Mitbürgern die Möglichkeit gegeben werden, einen Kaffee im Laden zu trinken. Das sei ihr wichtig, ebenso wie die Integration der hier lebenden Asylbewerber, so Sonja Johannes.

    Bezahlen kann man im RegioLaden nicht nur in Euro, sondern auch mit dem Grabfelder, dem Regionalgeld, das in Bad Königshofen von Gewerbetreibenden eingeführt wurde. Im Laden könne man Euro gegen Grabfelder eintauschen. „Wir sind im Landkreis Bad Kissingen die erste Wechselstelle“, sagt Johannes. Die Wechselgeldschale, in Münnerstadt in Handarbeit gefertigt, ist schon vorhanden. Jetzt wird der Laden Stück für Stück eingeräumt – ohne Hektik und ohne zu großen wirtschaftlichen Zeitdruck dank ehrenamtlicher Mithilfe. Schließlich setzt sich Sonja Johannes in der Slow-City-Bewegung ein. Der RegioLaden soll in dieses Konzept passen.

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