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WÜRZBURG/HAMMELBURG: Polzer akzeptiert Chicago-Vergleich

WÜRZBURG/HAMMELBURG

Polzer akzeptiert Chicago-Vergleich

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    Man nennt es Chicago-Vergleich: Der Schuldner zahlt nur einen Teil der Summe, die er schuldet. Verstößt er gegen die vereinbarte Zahlungsweise, wird der gesamte Betrag fällig. Einen solchen Vergleich schlossen am Freitagmorgen Sigisbert Polzer, Handlungsbevollmächtigter der PBI GmbH, der in Hammelburg die Berlin Area plant, und ein Abbruchunternehmer, der ihm 111 000 Euro in Rechnung gestellt und dieses Geld nie gesehen hatte.

    Verhandelt wurde wegen des hohen Streitwerts am Landgericht, auf Wunsch des Klägers in Würzburg. Eine Güteverhandlung Ende Mai war gescheitert. Schon damals stand der Chicago-Vergleich im Raum. Polzer hatte diesen jedoch abgelehnt und lediglich 20 000 Euro geboten.

    Am Freitag nun waren acht Zeugen geladen, hatte der Richter einen halben Tag für die Zivilverhandlung angesetzt. Doch schon nach einer halben Stunde war die Sache erledigt. Das Ergebnis: Polzer muss 60 000 Euro an den Abbruchunternehmer in 10 000-Euro-Raten abstottern. Geht eine Rate nicht spätestens am fünften Werktag eines Monats auf dem Konto des Kläger-Rechtsanwalts ein, so wird die gesamte Summe von 111 000 Euro fällig. Hinzu kommen Zinszahlungen in Höhe von acht Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz und zwei Drittel der Verfahrenskosten, also nochmals jeweils einige tausend Euro.

    Der Richter machte eingangs der Verhandlung deutlich, dass Polzer im Streitfall schlechte Karten hat. „Ich gehe von weitgehendem Erfolg der Klägerseite aus“, sagte er. Das Risiko auf Klägerseite habe sich nach Prüfung der Unterlagen seit der Güterunde im Mai nicht erhöht. Zudem sei „Einiges an Zinsen angefallen“.

    Stellt sich die Frage: Warum lässt sich der Kläger auf diesen Vergleich ein? Er hatte im Auftrag der PBI Bauträger und Immobilien GmbH aus Rottendorf den ehemaligen Obi-Baumarkt abgerissen, um Platz für das Baugebiet Berlin Area zu machen, mit deren Privat-Erschließung die PBI allerdings noch säumig ist. Die Abrissarbeiten waren dem Richter zufolge mit Rechnungen und Regieberichten gut dokumentiert – wofür Polzers ehemaliger Projektleiter Helmut Tönnies gesorgt hatte, die Aussichten waren auf Erfolg also groß – mit nur geringen Abstrichen.

    Die Antwort gibt der Anwalt des Abbruchunternehmers: „Juristisch waren die Aussichten gut – aber die Realisierung einen titulierten Forderung ist die nächste Sache“, so der Würzburger Rechtsanwalt Bernd Schubert auf Anfrage der Main-Post. „Wenn die Gegenseite pleite ist, kann ich dem Titel einen Rahmen rumhängen und gut ist es. Die Frage ist: Nehm' ich den Spatz in der Hand oder die Taube auf dem Dach?“

    Der Kläger entschied sich demnach für den Spatz in der Hand, weil er im Falle einer möglichen Insolvenz der PBI eventuell weitaus schlechter fahren, wenn nicht sogar leer ausgehen könnte. Dass die PBI mit dem Projekt Berlin Area derzeit finanziell schwer zu kämpfen hat, zeigt nicht nur die noch immer nicht erfolgte Erschließung.

    Erst in dieser Woche nämlich hat der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, unter Umständen bis zu zehn der 28 Grundstücke zu erwerben, sollte Polzer diese nicht anderweitig verkaufen können (wir berichteten). Mit dieser Grundsatzentscheidung, über deren Details Bürgermeister Ernst Stross erst nach Klärung einiger Punkte öffentlich sprechen will, möchte die Stadt die Erschließung in Gang bringen.

    Auf diese warten all jene, die schon ein Baugrundstück dort erworben haben. Nach Polzers Angaben sind derzeit 13 Grundstücke verkauft.

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