Vor den Absolventen aus 14 Bundesländern ließ Hugo Neugebauer die Geschichte der modernen Ausbildung im Bestattungswesen Revue passieren. Mit der Eröffnung der Theo-Remmertz-Akademie, dem Bundesausbildungszentrum der Bestatter im Februar 2005, wurden die jahrzehntelangen Bemühungen um eine qualitätsorientierte Aus- und Fortbildung im Bestattungsgewerbe zementiert. Das sei der richtige Schritt in die richtige Richtung gewesen, sagte er.
Den Grundstein dafür bildete der 1994 gegründete, weltweit einzigartige Lehrfriedhof in Münnerstadt. Darüber hinaus führte der Verband 2001 mit dem „Geprüften Bestatter“ eine Gesellenebene ein, die seither als Zertifizierung für bereits etablierte Bestatter als Qualitätssiegel gilt. Seit August 2003 gilt eine geregelte Ausbildungsordnung, nach der der Bestatter-Nachwuchs zur Bestattungsfachkraft ausgebildet wird. Seither besteht eine Partnerschaft mit der Berufsschule Bad Kissingen, in der die Auszubildenden Blockunterricht erhalten.
Mit der Einführung des Funeralmasters (europäische Bezeichnung für Bestattermeister) 2002/2003 wurde die Meisterebene im Bestattungsgewerbe geschaffen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich zum Geprüften Thanatopraktiker sowie zum Geprüften Kremationstechniker weiterzubilden. Thanatopraxis sind Verfahren zur konservierenden Behandlung Verstorbener. Sie ermöglicht Beisetzungen zu einem späteren Zeitpunkt oder auch Auslandstransporte von Verstorbenen.
Die verschiedenen Qualifikationsebenen führen längerfristig zur Image-Verbesserung des in der Bevölkerung oft noch von einer traditionellen Sichtweise geprägten Berufsbildes des Bestatters, betonte der Handwerkskammer-Präsident.
Keineswegs Männersache
Das Bestattungsgewerbe ist keineswegs nur Männersache. Unter den Absolventen sind 33 Frauen, die eines oder zwei der Qualitätsmerkmale erworben haben. Ein Novum ist auch, dass es sich bei den beiden Thanatopraktikern um Vater und Tochter handelt, die beide tschechische Staatsbürger sind.
Musikalisch gestaltet wurde die Feier vom Bläserquintett der Städtischen Musikschule Münnerstadt mit Schulleiter Thomas Reuß. Er sei stolz, dass in seiner Heimatstadt Bestatter aus ganz Deutschland ausgebildet werden, betonte Bürgermeister Helmut Blank.
„Sich aus- und fortzubilden ist eine zukunftsorientierte Entscheidung“, unterstrich Claus-Dieter Wulf, an die Absolventen gewandt. Nötig sei die ständige Anpassung. „Die Mitbewerber schlafen nicht!“
Der Runde Tisch, der sich kürzlich in Münnerstadt gegründet hat, habe einen Themenkatalog erarbeitet, der festschreibt, was künftig in der Bestattungskultur wichtig sein soll. „Wir sind in Zukunft nicht nur kompetent, was die eigentliche Bestattung betrifft, sondern auch in der Lage, Krematorien zu leiten, Friedhöfe profitabel zu führen, Verstorbene hygienisch und thanatopraktisch zu versorgen und Leichenhallen in Großstädten so zu führen, dass sie der menschlichen Würde der Verstorbenen entsprechen“, so Wulf.
Für die Absolventen ergriff der nunmehr Geprüfte Bestatter Gunnar Schröder (Schleswig-Holstein) das Wort. „Die Keimzelle unserer speziellen Bildung ist die Theo-Remmertz-Akademie“, sagte er. „Hier wird durch die Bildungs-Qualität die Grundlage für die Kompetenz in unserem Beruf gelegt.“