Im Rehabilitations- und Präventionszentrum Bad Bocklet hat ein Symposium stattgefunden, das die Psychoonkologie behandelte. Dabei habe die Besucherresonanz nach Angaben des Rehazentrums gezeigt, dass der vermehrte Bedarf an psychologischer Betreuung von Krebspatienten richtig einschätzt werde.
Dabei werden Krebspatienten im Rehabilitations- und Präventionszentrum schon seit Jahrzehnten fachübergreifend internistisch und psychosomatisch behandelt, erläuterte Harald Barlage, Geschäftsführer des Bockleter Rehazentrums, in seinem Grußwort. Wie die Organisatorin des Symposiums, Dr. Georgina Mihalka-Kisitzky, Chefärztin der Kliniken für Innere Medizin und Geriatrie des Rehazentrums, ausführte, seien somit exzellente Voraussetzungen für den neuen Schwerpunkt Psychoonkologie vorhanden. Eine psychologische Versorgung sei bei 38 Prozent der Krebspatienten erforderlich, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Entsprechend zeigte sich das Fachpublikum auch sehr interessiert an den Möglichkeiten der Psychoonkologie aus den unterschiedlichen medizinischen und psychotherapeutischen Fachdisziplinen. Welchen Einfluss Stress auf das Immunsystem und den Verlauf von Krebserkrankungen nehmen kann, erläuterte Dr. Mihalka-Kisitzky in ihrem Vortrag zu Psychoneuroimmunologie.
Mittlerweile ist die Wirkung von Stresshormonen auf körpereigene Krebsabwehrmechanismen auch in den molekulargenetischen Prozessen der Zellen nachgewiesen. Die einfache Formel „Stress = schlechter Verlauf“ lässt sich aus diesem komplexen Geschehen aber nicht ohne Weiteres ableiten.
Auf die verschiedenen operativen Techniken bei Dickdarmkrebs ging Prof. Dr. Elke Wagler, Chefärztin der Onkochirurgie des St. Elisabeth Krankenhauses Bad Kissingen, in ihrem Vortrag ein. Hier wurde deutlich, wie sich bereits die operative Therapie auf die Lebensqualität und damit die psychische Verfassung der Patienten, z.B. durch die Erhaltung von Nerven der Blasen- und Sexualfunktionen, niederschlagen kann.
Aus Sicht der Chirurgin ist das Angebot einer psychologischen Unterstützung unmittelbar nach der Diagnosestellung auch zur Vorbereitung auf die Behandlungen im Akuthaus deshalb unumgänglich.
Über die naturheilkundlichen Aspekte in der onkologischen Versorgung berichtete Dr. Johannes Wilkens, Oberarzt an der Alexander-von-Humboldt-Klinik Bad Steben. Gerade im Hinblick auf die seelische Verfassung der Patienten kann der naturheilkundliche Ansatz eine mögliche Ergänzung zu den schulmedizinischen Behandlungen sein.
In seinem Vortrag zur Angst der Patienten vor einem Fortschreiten der Erkrankung stellte Prof. Dr. Peter Herschbach, Direktor des Roman-Herzog Krebszentrums der TU München, klar, dass diese Angst normal ist und nicht als psychische Störung betrachtet werden darf. Allerdings kann trotzdem bei vielen Patienten mit professioneller Hilfe die Angst gelindert werden.
Das wurde auch im darauffolgenden Symposiumsbeitrag von PD Dr. Martina Rauchfuß, Oberärztin an der Charité Berlin, deutlich, die zeigte, dass z.B. eine bereits kurze psychologische Intervention vor Chemotherapien die Lebensqualität der Patienten merklich verbessert. Dabei ist die Prognose und die Art des Tumors für das psychische Erleben sehr viel weniger von Bedeutung als die Vorstellungen, die die Patienten zur Entstehung ihrer Erkrankung haben.
Abgerundet wurde das Symposium durch zwei Workshops zum therapeutischen Boxen und zur seelsorgerischen Gesprächsführung. Spätestens hier wurde offensichtlich, dass die Möglichkeiten zur Verbesserung des psychischen Befindens von Krebspatienten sehr vielfältig sind. Sie müssen den Patienten allerdings auch zur Verfügung gestellt werden.