Am Rosenmontag ist es soweit: Zum ersten Mal fährt der Kothener Faschingswagen beim Faschingszug in Fulda mit. Für Wolfgang Ebert, der seit 2004 ununterbrochen am Steuer des Wagens sitzt, erfüllt sich mit der Teilnahme ein Wunsch. Der Wunsch, sich endlich einem noch breiteren närrischen Publikum zu präsentieren. Auch bei den Umzügen in Flieden und Bad Brückenau wird der Kothener Wagen zu sehen sein.
„Ja, ich war die treibende Kraft“, gesteht der Geschäftsführer des gleichnamigen Fuhrunternehmens in Speicherz. „Die Arbeit, die sich die Jungen und Mädchen machen, sollte honoriert werden“, sagt er. Viel zu kurz sei hierfür der Rosenmontagsumzug in Büchenberg gewesen, den man in den vergangenen Jahren auch begleitete. Der Zug in Fulda dagegen „nimmt kein Ende“, schwärmt Ebert.
Er erinnert sich an die Faschingssaison 1998/1999. Er, das erste Mal in Fulda dabei, am Steuer des Bachrainer Prinzenwagens und an Bord Prinz Bernd vom dollen Laster und Prinzessin Silke aus dem Schlawinerreich.
Allen voran die Kothener Jugend, darunter in diesem Jahr auch Speicherzer Jugendliche, setzen derweil alles daran, dem Anspruch gerecht zu werden. Gerade in den letzten beiden Wochen sei kein Abend vergangen, an dem nicht an dem Wagen gearbeitet wurde, erzählen Stefan Belz und Steffen Kraus.
Zusammen mit Sophie Kraus sind sie eben dabei das Motto des Motivwagens zu zeichnen. Per Power Point wird der Schriftzug auf eine bereits gestrichene Platte fixiert. „Pyramiden-Verleih Ramses“, prangt das Thema rund um Ägypten in großen Lettern.
Wie schon im vergangenen Jahr hat man für die handwerkliche Perfektion auch die Vertreter der Soldaten- und Kriegerkameradschaft mit ins Boot genommen. Vor allem Arnd Molnar unterstützt die Jugendlichen mit Geschick. Er hat Figuren Kamele, Schlangen und Ägypter gefertigt, die an den Seitenwänden des Wagens angebracht werden. Viel zu schön sind die Motive für einen lediglich einmaligen Auftritt. Deshalb dienen sie am Faschingssamstag auch als Kulisse für die Faschingsveranstaltung „Die Mumie ist los“.
Seit Mitte Januar werkeln 20 Buben und Mädchen. Wer nicht hilft, unterstützt. Zum Beispiel mit Abfallholz die Firma Herbert, mit dem Wagen die Firma Ebert und mit Platz für die Arbeiten das Sägewerk Roth. Hinzu kommt finanzielle Unterstützung von fast allen örtlichen Vereinen, von der Gemeinde und aus der eigenen Tasche. Denn es gilt: „Wer mitfährt, zahlt“.
Fast 14 Meter lang ist der Kothener Wagen. Der Aufbau des Motives ist vier Meter hoch – eine Sphinx dominiert den Wagen. Eine „Gemeinschaftsproduktion“, geschnitten und geklebt aus Styropor. Momentan ist Rebekka Tränkle mit den Malerarbeiten an der Sphinx beschäftigt.
100 Arbeitsstunden, knapp 1000 Schrauben und 40 Liter Farbe, nennt Stefan Belz Zahlen der Statistik. Dienstagabend wurde die Vorbesprechung für den Zugverlauf in Fulda besucht. Neu sei für die Kothener Teilnehmer die Aufteilung des Zugs in Marschsäulen, sagt Steffen Kraus: „Wir sind Marschsäule 5 mit der Zugnummer 138“.
Neu ist auch das Thema Toiletten. „Mal eben runter gehen vom Wagen, wie in der Vergangenheit, ist nicht“, sagt er. Deshalb wird man sich im Endspurt um die Fertigstellung des Wagens vor allem der menschlichen Bedürfnisse annehmen und eventuell eine mobile Toilette installieren.
Die Vorgaben zur Höhe des Wagengeländers, Bodenfreiheit des Zugwagens, Verbot von Glasflaschen und Absicherung kennen die Kothener bereits von anderen Umzügen. Den Wagen begleiten und sichern werden wieder Freiwillige der Kothener Feuerwehr.
Alles in allem gilt jedoch für Steffen Kraus, der auch für die Gemeinschaft spricht: „Es ist etwas Neues und wir freuen uns riesig, am Fuldaer Faschingszug teilnehmen zu dürfen“. Derweil haben sie sich auch für die Teilnahme an der Wagenprämierung gemeldet. Am Faschingssamstag stehen die Abschlussarbeiten an. Die Motive bekommen ihren Platz am Wagen. Dann folgt eine Testrunde durchs Dorf. „Um zu sehen, ob alles hält“, sagt Stefan Belz. Dann kann schauen, wer bei den Umzügen in Flieden, Fulda und Brückenau nicht dabei sein kann.