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BAD KISSINGEN: Raucher in Kneipen werden nicht verpfiffen

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Raucher in Kneipen werden nicht verpfiffen

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    Ein Bild der Vergangenheit: Seit dem Sommer 2010 gilt das strikte Rauchverbot in Bayerns Gaststätten.
    Ein Bild der Vergangenheit: Seit dem Sommer 2010 gilt das strikte Rauchverbot in Bayerns Gaststätten. Foto: Foto: Roland Weihrauch, dpa

    Wirte und Gäste scheinen sich inzwischen mit der rauchfreien Umgebung beim abendlichen Bierchen arrangiert zu haben. Der Meinung ist zumindest Tim Eichenberger, Abteilungsleiter für Sicherheit und Ordnung am Landratsamt: „In der ersten Phase gab es schon die eine oder andere Anzeige, aber mittlerweile ist es deutlich abgeflaut.“ Doch obwohl sich die meisten vordergründig ruhig verhalten, kämpfen gerade Betreiber kleinerer Lokale in der Kurstadt immer noch mit dem Nichtraucherschutzgesetz.

    So protestiert Maria Schimmel, Betreiberin von Wagners Bierstube in Bad Kissingen, indem sie sich an einer Unterschriftenaktion beteiligt. Die Aktion unterstützt eine Petition gegen ein strengeres Rauchverbot in Nordrhein-Westfalen, wo eine ähnliche Regelung wie in Bayern angekündigt worden ist. „Wir zeigen damit Solidarität, und dass wir mit dem aktuellen Rauchverbot in Bayern nicht einverstanden sind“, erklärt die Wirtin.

    Nach dem ersten Nichtraucherschutzgesetz 2008 hatte Maria Schimmel einen Raucherclub gegründet und konnte so ihre Kundschaft weiterhin rauchen lassen. „Unter den 1500 Mitgliedern waren auch Nichtraucher“, erinnert sie sich. Damit ist es seit anderthalb Jahren vorbei und das bekommt sie zu spüren: Die Gäste bleiben aus. „Es geht um meine Existenz“, sagt die Wirtin, die ihre Gaststätte bereits räumlich verkleinern und eine Vollzeitbedienung entlassen musste.

    Jens Güldener, Betreiber der König-Pilsener-Stube, berichtet ebenfalls von weniger Gästen durch das Rauchverbot. „Es kommen 30 Prozent weniger Leute“, sagt der Wirt, der ebenfalls Unterschriften für die Petition zusammenträgt.

    Manche Wirte protestieren aber auch mit Ungehorsam gegen das Gesetz und schicken die Raucher nicht in die Kälte. Die Gäste scheinen, damit kein Problem zu haben. „Es hat sich noch keiner beschwert“, sagt ein Wirt, der unerkannt bleiben will. Unter den Kollegen weiß jeder, wer die Leute rauchen lässt oder wo der Nichtraucherschutz in später Stunde vernachlässigt wird. Obwohl der Nachteil für die gesetzestreuen Kneipiers auf der Hand liegt, verpfiffen wird offenbar keiner.

    Probleme mit Beschwerden und Anzeigen hat dagegen Emmanuel Papadopuolos vom Emmanuel's. „Im letzten halben Jahr habe ich alleine sechs Anzeigen wegen Ruhestörung bekommen“, sagt der Inhaber des Restaurants mit Bar. Am Wochenende seien es Gruppen von fünfzehn Gästen, die zum Rauchen vor seinem Lokal stehen. Der Geräuschpegel reiche dann offenbar aus, dass sich Anwohner gestört fühlen.

    Ein Rauchverbot, wenn gegessen wird, kann er verstehen, „aber die ganze Barkultur wurde zerstört.“ Vorher hat Papadopoulos auch Zigarren zum abendlichen Whiskey angeboten, aber das ist jetzt natürlich vorbei. So verzeichnet das Emmanuel's vor allem ab 22 Uhr für die Bar große Rückgänge der Gästezahl, sagt der Inhaber.

    In reinen Speiselokalen zeigt man zwar Mitgefühl für die Kollegen der Kneipen und Bars, bewertet das Rauchverbot für das eigene Geschäft aber eher positiv: „Klare Luft beim Essen, saubere Vorhänge und ich muss nicht so oft streichen“, zählt Paul Schuldheis vom Gasthaus zur Post die Vorteile des Rauchverbots auf. Manche Raucher gingen zwar nur widerwillig raus, aber es kämen genauso viele Gäste wie früher.

    Das gilt auch für die Kissinger Diskothek Look. Betreiber Christian Metz hat bemerkt, dass die Stimmung insgesamt leidet, weil die Raucher draußen stehen, „weniger Gäste kommen aber nicht.“ Für die Einhaltung sorgt das eigene Personal. Wie oft sie einschreiten und Raucher vor die Tür schicken müssen, hängt vom Alkoholpegel ab, meint Metz.

    Seitens der Stadt oder des Landes waren noch keine Kontrolleure bei ihm. „Gezielt kontrolliert wird nicht“, bestätigt auch Eichenberg vom Landratsamt. Im Landkreis seien zum einen „Razziakontrollen“ nicht notwendig, meint er, zum anderen habe man gar nicht genug Beamte dafür.

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