(win) Eine Reise in die Vergangenheit konnten die Besucher des Schreinersch-Haus machen. Zum Tag des offenen Denkmals hatte der Verein für Gartenbau- und Heimatpflege das 1485 erbaute Bauernhaus, eines der ältesten Unterfrankens, wieder einmal geöffnet. Bis 1993 war das Haus noch bewohnt, erzählte stellvertretende Vereinsvorsitzende Ingrid Mützel den interessierten Besuchern. Der Gartenbauverein habe es in rund acht Jahren mit viel Liebe zum Detail restauriert.
Vorsitzender German Zier mussten seinerzeit viele Klinken putzen, um an Fördergelder zu kommen. Mit Hilfe des Bezirks, der dem Objekt den Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz zusprach, der Förderung der Deutschen Denkmalstiftung und mit Zuschüssen des Landkreises sowie des Markt Elfershausen konnte das Bauwerk gerettet und restauriert werden.
Die Führung begann im Hof vor dem Gebäude, der sowohl als Schutzraum wie auch zur Anlieferung von Naturalien diente, die die Bürger damals entrichteten. Denn das Schreinersch Haus war auch das Haus des Schultheiß, der für den Herrscher die Abgaben einzog, sie veräußerte und ihm das Geld überstellte.
Als zwei Brüder das Haus als Erbe übernahmen, vollzog sich die so genannte Fränkische Realteilung, ein kompliziertes, aber in Unterfranken übliches Verfahren. Dies führte dazu, dass alles doppelt vorhanden war: zwei Scheunen, zwei Kuhställe und sogar der Misthaufen erfuhr eine säuberliche Trennung.
Das Schreinersch Haus, das seinen Namen vom Anbau der Schreinerei hat, ist ein spätgotischer Bau, wie die K-Streben des Fachwerks belegen. Als der Gartenbauverein das Gebäude kaufte, ließ er aufgrund der Jahresringe in den Balken das Alter des Hauses nachweisen.
Im Innern betraten die Besucher zunächst die gute Stube, in der teilweise freigelegtes Mauerwerk die Bauweise im Spätmittelalter belegt. Das damalige Wohnzimmer erfuhr in mehr als 500 Jahren ganze 25 Auffrischungen in Form neuen Anstrichs. „Heiligtum“ war darin ein verschlossener Eckschrank der als Aufbewahrungsort für Medizin, Dokumente aber auch Schnaps diente. Die Schlafkammer schloss sich an, ein winziger Raum, der wegen Mangel an Möbel oft mit Ornamenten bemalt war.
Inzwischen bewirtschaftet, erhielt der Gartenbauverein die lebensmittelrechtliche Genehmigung zur Nutzung der Küchen-Nebenräume, in der er Speisen lagert. Die Küche selbst wurde in alten Zeiten zu vielen Zwecken genutzt, sowohl zum Wäschewaschen wie zum Wurstkochen – beides natürlich im selben, großen Kessel.
Wichtige Entscheidungen traf der Ortsobere in der Schultheißenstube, in der die immer nach „Schätzen“ suchende Ingrid Mützel tatsächlich ein Kleinod fand – eine Spielkarte aus dem Jahr 1535, den Grün-König, der einzige, der in Deutschland aus dieser Zeit noch existiert. Elektrisches Licht erhielt das Haus übrigens erstmals im Jahr 1921 anlässlich einer Geburt.
Die Besucher erhielten im Anschluss Informationen über die Funktionsräume, zu denen eine Schreinerei, das Schneiderzimmer und eine Schusterei gehörten, sowie über den Kräuter- und Obstgarten, aus dem die Menschen damals einen Großteil ihrer Nahrung bezogen.