Sorgen rund um die Kur speziell in Bad Brückenau und überhaupt kamen auf den Tisch, bei der knapp zweistündigen Stippvisite von Ernst Hinsken in Stadt und Staatsbad. Bei einem Rundgang im Staatsbad schwärmte der Präsident des Deutschen Heilbäderverbands für die Weite der Anlage und die großzügigen Sichtachsen.
Bei einem Nachmittagskaffee an der Georgi-Halle brachte Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks in freundlicher Atmosphäre Bad Brückenauer Probleme auf den Tisch. „Vielen ist gar nicht bekannt, das Stadt und Staatsbad zwei Bäder sind“, ließ sie erkennen. Kurz skizzierte sie die Probleme bei der Suche nach Badeärzten. „Die meisten Ärzte sind über 60, und die jungen Kollegen haben bei ihrer Überlastung keine Zeit für eine Fortbildung. Die Krux dabei: Badeärzte braucht es, um den Titel Badestadt zu behalten. Sich als Mediziner trotz sinkender Gästezahlen in diese Richtung zu engagieren, könnte unlukrativ sein.
Dem bundesweit dramatischen Rückgang bei den ambulanten Kuren gelte es, entgegenzuwirken, sagte Hinsken. Von 900 000 in den 90er Jahren sank die Zahl dieser Kuren in 2012 auf 52 000. Er rief zu verstärkten Marketing-Anstrengungen auf. Deutsche müssten wieder mehr dafür gewonnen werden im eigenen Land zu kuren. 330 Kur- und Badeorte in Deutschland seien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Zugleich nannte der CSU-Bundestagsabgeordnete eine Reihe von Maßnahmen, für die er seine Politikerkollegen in den Parlamenten gewinnen möchte. Gesundheitliche Vorsorge koste zwar Geld, spare aber später an den Behandlungskosten. Alleine die Zahl der Operationen sei seit 2005 um 25 Prozent gestiegen. Um die Kur zu stärken, möchte Hinsken tief in den Staatssäckel greifen. Unterstützung sollen Mitarbeiter von Kurbetrieben bekommen, wenn sie sich einer Weiterbildung stellen. Überhaupt kann sich Hinsken einen staatlichen Zuschuss von 300 Euro für die Absolvierung einer Kur vorstellen.
Der Beruf des Badearztes könnte attraktiver werden, wenn sich Kurgäste erst in den Kurorten anstatt schon daheim Verschreibungen holen würden.
Hellhörig wurde die Bürgermeisterin, als Hinsken eine bessere Anbindung vieler Kurorte an den Öffentlichen Personennahverkehr forderte. Auch in Bad Brückenau seien die letzten Kilometer nicht ohne Umsteigen zu bewältigen. Der Präsident des Heilbäderverbands kündigte Gespräche mit der Bahn AG an.
Ganz nach dem Geschmack von Meyerdierks wäre ein Förderprogramm mit Kreditzinsen von 2,5 Prozent für Investitionen in Kurorte durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Bürgermeisterin wies auf die überfällige Sanierung der Georgi-Halle hin. „Weil wir die Eigenmittel nicht haben, können wir auf Förderprogramme bisher nicht zugreifen“. Auch eine Quellensanierung lasse auf sich warten.
Eine Herausforderung sei der hohe Altersdurchschnitt bei den Vermietern. Karin Bauer von der städtischen Tourist-Info bedauerte das Fehlen eines mittelpreisigen Hotels als Ergänzung zur Viersterne-Hotellerie im Staatsbad. Wünschenswert wären therapeutische Anwendungen am Siebener Brunnen.
Mit viel handgeschriebenen Lob für Bürgermeisterin Meyerdierks verewigte sich der Präsident des Heilbäderverbands im Goldenen Buch der Stadt. Eingeladen zu seiner Bäder tour hatte Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär ihren Parteifreund und Parlamentskollegen.