Die Wasserkuppe als das wohl beliebteste Ausflugsziel der Rhön mit einer Million Gästen pro Jahr ist um eine Attraktion reicher: Ab Samstag sind die Türen der Radarkuppel ganzjährig für Interessierte geöffnet. Lockten neben der Rhönlandschaft bisher der Flugsport, Sommerrodelbahn oder Wintersport auf die Wasserkuppe, dürfte nun mit Hessens höchstem Aussichtspunkt ein neuer Besuchermagnet entstanden sein.
Zwar ist zunächst das Betreten des Inneren der Kuppel mit ihrer einzigartigen Akustik nur im Rahmen von Führungen oder bei Veranstaltungen möglich, aber einen Blick in den 2300 Kubikmeter großen mit isolierten Glasfaserplatten umhüllten Raum kann der Besucher auch so werfen. Die eigentliche Attraktion ist nun ein 60 Meter langen Rundgang in zehn Metern Höhe auf einer Plattform um den Sockel der Kuppel. Von hier aus bietet sich ein einzigartiger Panoramarundblick über die Rhön.
Sperrgebiet seit dem Weltkrieg
Damit ist eine Entwicklung zu Ende gekommen, mit der vor Jahren kaum jemand gerechnet hätte. Das Gipfelplateau auf Hessens höchstem Berg war nach Ende des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten zum Sperrgebiet erklärt worden.
Es entstand ein Stützpunkt zur Luftraumüberwachung, der in Zeiten des kalten Krieges ausgebaut wurde. Ab 1947 waren hier Radaranlagen aufgebaut, zeitweise standen gar fünf Radome – wie der Wetterschutz für ein Radargerät nach dem englischen Begriff Radar Domicile auch genannt wird – auf der Wasserkuppe. 1979 übergaben die Amerikaner das Gelände und die militärischen Aufgaben an die Bundeswehr. Die blieb auch nach der Wende 1989 zunächst hier stationiert und ließ 1993 das derzeitige Radom nach den modernsten Standards für rund 6,5 Millionen Mark errichten. Die anderen Kuppeln wurden nun nicht mehr benötigt.
Mit der Aufnahme Polens, Tschechiens und Ungarns in die Nato wurde 1998 die militärische Nutzung der Wasserkuppe aufgegeben. Das Radargerät wurde 2004 aus dem Radom ausgebaut und auf den Flughafen Berlin-Tempelhof verlegt.
Widerstand gegen Abbruch
Somit hatte auch das Radom seine Funktion verloren und seit 1998 schien sein Abbruch beschlossene Sache. Doch da regte sich Widerstand. Viele Rhöner und auch Touristiker hatten die Radarkuppel als Landmarke, mit der sie von weitem schon ihre Heimat erkennen konnten, schätzen gelernt. Maßgeblich für den Erhalt des Radoms setzten sich Drachen- und Gleitschirmflieger auf der Wasserkuppe ein.
Damit wollten sie die Landmarkte erhalten, gleichzeitig suchten sie wegen der stetig wachsenden Zahl der Vereinsmitglieder ein Vereinsgebäude, das sie im Sockel der Anlage einrichten wollten. So wurde 2001 die gemeinnützige „Gesellschaft zum Erhalt des Radoms auf der Wasserkuppe“ (Radom Flug GmbH ) gegründet, wie ihr Geschäftsführer Hans-Ulrich Enders.
2006 kaufte die Stadt Gersfeld das in ihrer Gemarkung liegende Gelände mit dem Radom. Diesen Freitag wird sie es offizielle an die Radom Flug GmbH übergeben.
Für rund 215 000 Euro, größtenteils Zuschüsse, begann die Gesellschaft das Radom zu renovieren. Derzeit werden das Treppenhaus für die Besucher des Rundumgangs hergerichtet und die Drehkreuze zur Einlasskontrolle installiert. Ein gläsernes Geländer am Panoramarundlauf ist schon fertig.
Über eine Eintrittsgebühr von einem Euro pro Besucher erhoffen sich die Betreiber, die laufenden Kosten für den Erhalt des Radoms und anstehende Maßnahme in seinem Inneren wie den Ausbau der Vereinsräume oder einen neuen Boden in der Radarkuppel finanzieren zu können. Auch marode Militäranlagen im Umfeld und der Zaun um das Gelände sollen abgerissen werden.
Laut Radom-Flug-Geschäftsführer Hans-Ulrich Enders soll das Gebäude künftig drei Funktionen erfüllen. Es soll eine ganzjährige Aussichtsplattform für jedermann bieten, weiterhin eine Landmarke der Rhön sein und Raum für kulturelle Veranstaltungen bieten.
So präsentiert am Eröffnungstag das Freie TanzTheater Frankfurt mit dem Saxofonisten Heinz Sauer eine eigens für diesen Anlass entwickelte Performance vor 400 Gästen. Im weiteren Verlauf des Jahres werden zum Beispiel Musikerstücke aufgeführt, die eigens für das Radom produziert wurden, vorgesehen sind weiter ein Theaterstück für Kinder und auch Trauungen sollen in diesem ungewöhnlichen Rahmen möglich sein.
Im Blickpunkt
Die Radarkuppel Das Radom auf der Wasserkuppe ist insgesamt rund 24 Meter hoch, davon nimmt der Sockel zehn, die eigentliche Kuppel 14 Meter ein. Sie hat eine Grundfläche von rund 150 Quadratmetern, eine Oberfläche von 900 Quadratmetern und besteht aus 111 Paneelen. Die Kuppelhülle soll Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Stundenkilometern aushalten. Das Radom wurde 1993 für 6,5 Millionen Mark gebaut und war bis 2004 mit sogenannten RRP-117 (Remote Radar Post), einem kompletten D-Band Radarsystem der Luftverteidigung, ausgestattet.
Weitere Informationen unter www.radom.wasserkuppe.de