Trauer um Dr. Hartwig Gerhard: Mit dem Tod des 72-jährigen pensionierten Studiendirektors verliert die Stadt einen leidenschaftlichen Pädagogen und Geschichtsforscher. Mit dem Studium und der Übersetzung von bis ins Mittelalter zurückreichenden Quellen in der Klosterbücherei rückte er das kulturelle Wirken der Saaletaler Franziskaner ins Bewusstsein.
Damit hatte Gerhard stets auch die Ursprünge seiner beruflichen Wirkungsstätte präsent. Am Frobenius-Gymnasium lernten ihn ganze Schülergenerationen als kameradschaftlichen Lehrer kennen, der ihnen humanistische Werte anschaulich näherbrachte.
Sein Hobby bekam er sozusagen in die Wiege gelegt. Er ist 1942 als Sohn des Heimatforschers Walter Gerhard geboren. Als wichtiger Impulsgeber für die Neuordnung der Klosterbibliothek bekam er 2002 den Kulturehrenbrief des Landkreises verliehen. Darüber hinaus ist er Verfasser anerkannter Veröffentlichungen.
Mitautor war er bei der Festschrift zum 350-jährigen Bestehen des Klosters Altstadt. Nach der Restaurierung widmete er sich mit anderen Verfassern dem Klosterkreuzweg durch ein 50-seitiges Heft
Fast schon kriminalistische Arbeit hatte Gerhard vollbracht, als er die wegen Verwitterung unleserlichen Teile der Inschriften rekonstruierte. Mit Hilfe des lateinischen Ursprungstextes und dem Sprachgefühl aus jener Barockzeit, in welcher die deutsche Textfassung entstanden war, konnte er mit großer Gewissheit Ergänzungen vornehmen.
Ebenso gelang es Gerhard, durch das Studium historischer Quellen die Entwicklung des Apothekenwesens in der Stadt Hammelburg bis zurück ins Jahr 1544 zu erläutern. Bei Vorträgen und Führungen gab er sein Wissen weiter.
Gerne pflegte Gerhard den Chorgesang. Unter anderem umrahmte er mit Kollegen durch Choralgesänge den Gottesdienst in der Klosterkirche zum 333. Stiftungsfest des Frobenius-Gymnasiums. Zudem war er der erste Abteilungsleiter der später sehr erfolgreichen Volleyballabteilung der DJK Hammelburg.
Um Gerhard trauen auch Ehefrau und zwei Kinder. Requiem in der Stadtpfarrkirche mit anschließender Beisetzung ist am Freitag, 19. Dezember, um 14.30 Uhr.