Manche Menschen haben einfach ein Talent für Sprachen. Wenn man sich mit Azhand Habeer Nahim unterhält, mag man kaum glauben, dass er erst seit August 2012 in Deutschland ist. Zusammen mit seiner Familie musste er aus der afghanischen Hauptstadt Kabul fliehen, weil er als Mitarbeiter der britischen Botschaft ins Fadenkreuz der Taliban geraten war.
Habeer spricht mit seinen 26 Jahren sechs Sprachen – neben Deutsch und Englisch noch Urdu, Hindi und zwei von 49 Sprachen, die in Afghanistan gesprochen werden. Zusammen mit Omidreza Fayzeyan bestritt er einen guten Teil des Programms des Festes der Begegnung, das am Mittwochabend in der evangelischen Kirchengemeinde gefeiert wurde.
„Afghanistan – schön-hässlich“ ist die kleine Fotoausstellung tituliert, zu der Habeer die Aufnahmen beigesteuert hat. Entstanden sind die Aufnahmen zwischen 2010 und 2012, kurz vor der Flucht aus dem von über 30 Jahren Krieg und Terror erschütterten Land. Habeers Fotografien zeigen zerstörte Häuser in Kabul, aber auch idyllische Landschaften mit grünen Hügeln, majestätischen Felsformationen und den Pande Amir, einen tiefblauen See, dessen Oberfläche so ruhig ist, dass sich darin die Wolken spiegeln. In einem kurzen Vortrag vermittelten Habeer und Fayzeyan, der die Hauswirtschaftsschule am Berufsbildungszentrum besucht, Daten und Fakten aus ihrem Heimatland. Zum Beispiel, dass dort 70 Prozent der Bevölkerung weder lesen noch schreiben können. Bei den Frauen ist die Analphabetenrate mit 90 Prozent noch höher.
Die Alterspyramide zeigt sich genau entgegengesetzt zu Deutschland. Während es in Deutschland immer weniger Kinder gibt, sind in dem rund 31 Millionen Menschen zählenden Afghanistan 42 Prozent aller Einwohner bis 14 Jahre alt, aber nur 2,5 Prozent 65 Jahre und älter. In den Asylbewerber-Unterkünften am Schindberg leben derzeit etwa 35 Afghanen.
Kein Fest ohne Musik: Allerdings gab es keine afghanische Folklore, dafür aber einige Stücke des Gospelchores der evangelischen Kirchengemeinde.