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MÜNNERSTADT: Schwärmerei für Wunderheiler?

MÜNNERSTADT

Schwärmerei für Wunderheiler?

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    2007 in Nüdlingen: Der indische Salesianerpater James Manjackal hält Gottesdienst in der Kirche.
    2007 in Nüdlingen: Der indische Salesianerpater James Manjackal hält Gottesdienst in der Kirche. Foto: Foto: Janine Febres Landauro

    Wenn vom 3. bis 5. Juli tatsächlich Hunderte von Menschen zum Glaubensseminar mit dem indischen Pater James Manjackal in die Mehrzweckhalle kommen, dürfte in Münnerstadt und in der näheren Umgebung kein Hotelzimmer mehr zu haben sein. Dem Salesianerpater eilt der Ruf voraus, dass er Menschen durch Handauflegen angeblich in einen ekstatischen Heilszustand versetzen, ja, dass er Kranke sogar heilen kann.

    „Alles Quatsch“, sagt Münnerstadts evangelischer Pfarrer Joachim Pennig. Der katholische Stadtpfarrer Markus Reis war am Donnerstag leider nicht erreichbar. Generalvikar Thomas Keßler (Würzburg) sieht alles gelassen: Man könne christlichen Glauben nicht in ein Einheitskorsett pressen. Es gebe eben Menschen, die so „ihren Weg suchen“.

    Franz Dannler, Mitglied im Bad Kissinger Pfarrgemeinderat, organisierte das Glaubensseminar und mietete dazu die Münnerstädter Räumlichkeiten an, weil er Manjackal persönlich kennt und viel von ihm hält, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. „Uns wurde eine kirchliche Veranstaltung angekündigt“, erinnert sich Geschäftsleiter Stefan Bierdimpfl an die Anfrage Dannlers vor einiger Zeit. „Lobpreis, Vorträge, Versöhnung, Heilungsgebet und Eucharistie“ werden in einem offiziellen Flyer zu diesen Exerzitien angekündigt, die von Freitagmorgen um 9 Uhr bis Sonntagnachmittag um 16 Uhr angesetzt sind.

    Hochwerfen der Hände

    Anmeldung ist erforderlich, heißt es weiter. Das Seminar kostet freilich auch Geld, welches übrigens auf das Konto der Bad Bockleter Kirchenstiftung eingezahlt werden soll. Über das Kleingedruckte auf dem Prospekt ist man etwas verdutzt: „Physische und psychische Gesundheit sind erforderlich, andernfalls ist die Teilnahme nur in Begleitung einer Vertrauensperson anzuraten.“

    Den ein oder anderen Interessenten, der Manjackal nicht kennt, mag das ängstlich stimmen. Was passiert denn bei solchen Seminaren, wie fühlt man sich, wenn der Ordensmann aus Südindien einem die Hand auflegt? Im Internet findet man zahlreiche begeisterte Aussagen über die Wunderkraft seiner Hände. Aber es gibt online auch jede Menge kritischer Aussagen zu diesem „charismatischen Wunderheiler“. Da soll es zum Beispiel Leute geben, die bei seinem Handauflegen „auf den Rücken gefallen sind“ und körperliche oder seelische Schäden davontrugen.

    Andere wiederum schwören auf solche Erlebnisse, weil sie gern „in die Massensuggestion einer begeisterten Gemeinde eintauchen“, schreibt ein Pfarrer aus Osnabrück im Netz über das „Schwärmertum“ der Charismatiker. Bei solchen Heilungsgottesdiensten würden solche Leute sich mit ihrem ganzen Körper, durch Hochwerfen der Arme in die Segnungsveranstaltung einbringen.

    So geschehen offensichtlich auch 2007 in Nüdlingen (siehe Bild). Da war der Missionar des Heiligen Franz von Sales nämlich schon einmal im Landkreis zu Gast: Gleich am ersten Tag der Exerzitien strömten 500 Menschen in die Nüdlinger Kirche, wenn man Archivberichten Glauben schenken darf. Aber es kamen nicht nur Nüdlinger, sondern es waren zahlreiche Anhänger des Ordenspriesters aus Belgien, Polen und Österreich angereist.

    Am zweiten Exerzitientag sollen sich Schlangen von bis zu 40 Menschen vor den zehn Beichtstühlen gebildet haben. In Nüdlingen dabei war damals Thomas Keßler, seinerzeit Dekan in Bad Kissingen. „Es kamen tatsächlich viele Menschen“, sagt der heutige Generalvikar im Gespräch mit der Redaktion. Es sei im Vorfeld nicht leicht gewesen, genügend Priester für die Beichtwilligen zu verpflichten. Auch er habe damals die Beichte abgenommen.

    „Es ist nicht meine Frömmigkeit“, sagt Keßler zu Manjackals christlicher Lehre. Das Handauflegen mit Gebet sei jedoch „keine neue Erfindung“, sondern komme auch in Liturgie und in den Sakramenten vor. Wenn man bei solchen Seminaren „aus dem Geist Gottes heraus die Kirche lebendig hält, ist das gut“.

    Für Pfarrer Pennig ist Manjackals Lehre ein „Sonderweg“, eine Art „falsch verstandener Idealismus“. Die großen Kirchen seien ordentlich ausgestattet und kreisen nicht nur um sich selbst, sondern kümmern sich auch um andere, findet Pennig. Wenn also jemand Christentum leben will, sei er dort gut aufgehoben.

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